Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
weiblichen Shades zu exekutieren‹, würde zwei Gedankenprozesse erfordern, erstens müssten sie darüber entscheiden, ob die betreffende Person ein Shade ist, und zweitens, ob sie weiblich oder männlich ist. Allein das würde beträchtliche Verwirrung stiften, also sollte man es ihnen einfacher machen, indem man ihnen befiehlt, ›alle Shades zu exekutieren‹. Haben Sie begriffen?«
»Ja schon, aber der Botschafter von NoirVille hat schärfsten Protest eingelegt.«
»Ist er ein Shade?«
»Aber ja, gewiss.«
»Dann erschießen Sie den Dreckskerl.«
Der Ratschlag war derart brutal, dass er Robespierre minutenlang die Sprache verschlug. Diese Zeit vertrieb er sich damit, noch mehr Ordnung in seinen ohnehin tadellos aufgeräumten Schreibtisch zu bringen. Am Ende erwachte er aus seiner Trance und sagte: »Wollten Sie nicht auch den Besuch von Kamerad Führer Heydrich in Paris besprechen, um den Vertrag über die Vereinigung unserer beiden Sektoren zu unterzeichnen?«
»In der Tat, Kamerad CitiZen. Und natürlich muss ich mich vorher vergewissern, dass die Sicherheit des Großen Führers in Paris gewährleistet ist. Die jüngsten Ereignisse haben mein Vertrauen in Ihre Sicherheitskräfte schwer erschüttert. Dass ein Haufen Weiber die Bastille stürmen konnte …«
Robespierre rang die Hände. »Ja, es ist eine Schande. Mehr als das, denn das Medi verlor während der Tumulte einen seiner hervorragendsten Führer. Wir werden Seine Exzellenz, Senator Godfrey de Bouillon, schmerzlichst vermissen.«
Da waren’s nur noch zwei.
»Und wir dürfen nicht vergessen, dass der Großinquisitor de Torquemada von diesen Drachen aus Hel ernsthaft verwundet wurde.«
Berichtigung: Anderthalb.
»Trotzdem brauchen Sie sich wegen der Sicherheitslage keine Sorgen zu machen, Kamerad Stellvertretender Führer. Diese Ereignisse werden sich nicht wiederholen. Während wir uns hier unterhalten, ist die Inquisition dabei, die Unzufriedenen und Unruhestifter aus dem Innern des Medi zu entfernen.«
Ich pfeife auf die Inquisition. Die Checkya wird das Medi säubern.
»Gewiss«, sagte Beria in seinem versöhnlichsten Tonfall. »Im Übrigen bin ich sicher, dass das Medi mit Hilfe der Checkya bald befriedet sein wird. Und damit komme ich zum nächsten Punkt. Dem Eichelturm.«
»Dem Eichelturm?« Robespierres Stimme hatte jeglichen Schwung verloren. Jetzt klang er wie ein geprügelter Hund.
»Ja, ich gehe davon aus, dass die Renovierung des Eichelturms so gut wie abgeschlossen ist.«
Robespierre nickte misstrauisch. »In der Tat. Wir sind dabei, den Turm zu renovieren, um die Übernahme des UnFunDaMentalismus durch das Medi zu feiern. Wir beabsichtigen, den Turm in der Walpurgisnacht wiederzueröffnen.«
»Könnte man das nicht etwas forcieren?«
Robespierre runzelte die Stirn. »Nun, ich denke schon. Die Ingenieure berichten, dass sie nur noch wenige kosmetische Arbeiten vornehmen müssen.«
»Gut. Ich suche nach einer Art Symbol für die Einheit unserer beiden Sektoren, Kamerad CitiZen Robespierre, und die Übernahme des UnFunDaMentalismus. Das Kernstück des UnFunDaMentalismus ist das Konzept des Biologischen Essentialismus, also die Überlegenheit der Männer gegenüber dem weiblichen Geschlecht, und der Phallus ist wohl das beste Symbol für diese naturgegebene Überlegenheit, nicht wahr?«
»Gewiss …«
»Und der Turm ist ein sehr phallisches Bauwerk.«
»Gewiss …«
»Ich finde, es wäre von großer symbolischer Tragweite, wenn man den Großen Führer Heydrich nach Paris einladen würde, um die Wiedereröffnung des Turmes offiziell zu begleiten, und den Turm anschließend in Reinhard-Heydrich-Turm umbenennen würde.«
Robespierre blickte sichtlich unglücklich drein. »Eigentlich dachte der Senat daran, ihn in Maximilien-Robespierre-Turm umzubenennen«, sagte er vorsichtig.
»Der Senat sollte das Denken lieber anderen überlassen.« Robespierre schien Berias geistreiche Bemerkung nicht zu würdigen. »Nein. Reinhard-Heydrich-Turm, basta.«
Berias Blick genügte, um Robespierre davon zu überzeugen, dass weitere Einwände vertane Mühe und obendrein gefährlich wären.
»Sehr wohl.«
»Gut, dann beraumen wir die Wiederöffnung des Turmes auf den sechzigsten Tag des Frühlings an. Fünfunddreißig Tage müssten genügen, um im Medi eine spontane Feier auf die Beine zu stellen, nicht wahr? Etwas Großes, mit einem Feuerwerk … mit vielen Feuerwerken. Der Große Führer liebt Feuerwerke.«
Robespierre konnte nur noch
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