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Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Titel: Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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nicken.

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    AN DOCTEUR NIKOLAI KONDRATJEW INSTITUT FÜR ZUKÜNFTIGE GESCHICHTE VENEDIG POSTFACH 27/54 + + + ENTBABELISIERUNG VON FLAGELIUM HOMINUM ABGESCHLOSSEN + + + KRIEG IM QUARTIER CHAUD VERHINDERT WEITERLEITUNG DER KOPIE 2 U + + + VORSICHT ERSTAUNLICHE ENTHÜLLUNG + + + STEHEN VOR RAGNARÖK + + + RATE DRINGEND WIEDERHOLE DRINGEND SÄULE NICHT DER KONTROLLE DES TIERES ZU ÜBERLASSEN + + + PLS BALDIGE BESTÄTIGUNG FÜR SICHERHEIT VON <<1 OHNE SCHATTEN>> + + + CODE NOIR AGENT ZUR UNTERSTÜTZUNG NACH VENEDIG ENTSANDT + + + ETHOBAAL
    PAR OISEAU
    Kopie des von Docteur Jezebel Ethobaal geschickten TaubenGramms vom 23. Tag im Frühling des Jahres 1005
    Burlesque Bandstand saß auf der Terrasse des Café de Rialto, nippte an seinem Glas Lösung und genoss die Nachmittagssonne und das rege Treiben um die Säuferbrücke. Venedig gefiel ihm. Es galt als wohlhabendste Stadt in der Demi-Monde und machte keinen Hehl aus seinen Schätzen. Die prächtigen Gebäude waren reich verziert und in bunten Farben gekalkt. Das gefiel Burlesque am meisten. Es war eine willkommene Abwechslung zu den kackbraunen Bauwerken in den Rookeries.
    Und es war so sauber . Die Straßen wurden regelmäßig gefegt und waren bemerkenswert frei von all dem Kot und Müll, die Londons Straßen zierten. Er führte es auf die vielen komischen Kanäle zurück, die die Venezianer angelegt hatten. Alles, was darin landete, wurde von exKreaturen vertilgt. Ausgesprochen praktisch.
    Auch den Venezianern selbst schien es gut zu gehen – nirgendwo stieß man auf blutgierige Einheimische, die in den Straßen bettelten. Die Leute kleideten sich höchst elegant, obwohl Burlesque sich erst einmal an ihren Stil hatte gewöhnen müssen. Für seinen Geschmack waren die Farben einen Tick zu grell, aber die Masken gefielen ihm und auch die Art, wie sich die Frauen anzogen … besser gesagt, auszogen. Venezianerinnen zeigten gern viel nackte Haut.
    Im Großen und Ganzen fühlte sich Burlesque hier pudelwohl. Die Stadt war geschäftig, lebendig und laut. Das Kuddelmuddel durcheinanderschwatzender Menschen, die um das Café wuselten, zeigte einen Querschnitt durch alle Rassen der Demi-Monde. NoirVille’sche Matrosen mit Makaken auf der Schulter, zur Börse trippelnde chinesische NoNs, Gondolieri mit gestreiften Hemden, die Lösung aus der Flasche tranken, während sie nach Kundschaft Ausschau hielten, und gelegentlich sogar eine Visuelle Jungfrau in ihrer roten Robe unterwegs zum Kloster.
    Ja, Burlesque gefiel Venedig, vor allem aber die Tatsache, dass er es heil und gesund bis hierher geschafft hatte. Nun ja, so gut wie. Die Schussverletzung am Hintern machte ihm immer noch zu schaffen.
    Nach der Keilerei mit Stan Shoreman waren sie zu dritt – Rivets, Odette und er – im Schutz der Nacht von Paris nach Venedig entwischt. Es war eine erbärmliche Reise gewesen, vier Stunden auf der harten Holzbank einer dampfbetriebenen Mietskutsche, die sich durch Rom und Barcelona schlängelte, umgeben von quengelnden Kindern, Weidenkörben voller gackernder Hühner und dicken Weibern, die das Federvieh zum Markt brachten.
    Doch diese Unannehmlichkeiten waren nichts im Vergleich mit den Torturen, die er von Odette ertragen musste. Die Frau war unermüdlich und hatte ihn von dem Augenblick an, als die Kutsche die Station verließ, mit ihrem zwitschernden Kauderwelsch zugetextet. Außerdem hatte sie sich angewöhnt, ständig an ihm herumzufummeln, sein Knie zu tätscheln, seinen Kopf, seine Wangen und einmal – aber nur einmal, denn er hatte vor Schmerz aufgeschrien – hatte sie ihm einen Klaps auf den Hintern gegeben. Ihre Zuneigung und ihre schiere Freude, neben ihm zu sitzen, wurde mit jeder Meile, die die Kutsche auf dem Weg nach Venedig zurücklegte, schlimmer, bis Burlesque zu der höchst beunruhigenden Überzeugung gelangte, dass Odette völlig vernarrt in ihn sein musste.
    Die Inbrunst des Mädchens war ihm derart auf den Wecker gegangen, dass er beschlossen hatte, gleich nach der Ankunft in Venedig in der Menge unterzutauchen und sich aus dem Staub zu machen. Er hatte sogar daran gedacht, dieselbe Taktik auch gegen den missmutigen Rivets einzusetzen, der immer noch über seine Stiefel klagte. Doch am Ende hatte ihn die Sorge, was ein gestörter, unbeaufsichtigter Rivets in Venedig alles anrichten konnte, von seinem heimtückischen Vorhaben abgebracht.
    Aber wie es schon der NoN-Dichter Burns auf den Punkt gebracht hat: Die besten Vorsätze von Murmeltieren und Menschen sind

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