Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
häufig für die Katz. Burlesque hatte sich nicht vorstellen können, wie sehr Odette um den neuen Mann in ihrem Leben kämpfen würde. Kaum dass sie – ABBA sei Dank, denn es war die letzte Kutsche aus dem Medi, die man nach Venedig hineinließ – den Fuß auf den Perron gesetzt hatten, nahm Odette ihn und Rivets am Arm und bugsierte sie durch die Menschenmenge. Und da sie einiges mehr auf die Waagschale brachte als er, musste er notgedrungen mit, egal wohin sie ging. Daraufhin hatte er beschlossen, sich irgendwann später heimlich abzusetzen.
Doch seit sie vor zehn Tagen angekommen waren, klebte das Mädchen an ihm wie eine Klette, weshalb er ungeachtet seiner guten Vorsätze jetzt mit ihr und Rivets im Café saß, Däumchen drehte und darauf wartete, was sich so ergab. Heute war es eine Begegnung mit Vanka Maykow.
Norma hatte in der Realen Welt Bilder von Venedig gesehen, war aber noch nie dort gewesen – ihr Vater hatte sich geweigert, seine Grufti-Tochter zum Gipfeltreffen mit den verhassten Briten mitzunehmen, das dort stattgefunden hatte. Jetzt war sie völlig aus dem Häuschen, in der romantischsten und exotischsten Stadt der Welt – beider Welten – zu sein. Und Venedig, sogar das digitale Venedig, war genauso wunderschön, wie sie es sich immer vorgestellt hatte.
»Was machen wir jetzt?«, fragte sie, kaum dass sie aus der Gondel gestiegen waren, die Josephine Baker gemietet hatte, um sie sicher über den Canale Grande zu bringen. »Eine Stadtrundfahrt?«
Wie sich herausstellte, lag sie fast richtig. Sie einigten sich darauf, dass Josephine erst einmal verschwinden und ihre Kontakte aktivieren würde, um herauszufinden, wo Ella sich aufhielt, während Norma und Vanka in ein Hotel gehen würden, um sich … auszuruhen und ein bisschen fein zu machen. Und dafür war Norma unendlich dankbar.
Die Abenteuer, die sie durchgemacht hatte, seit sie in der Demi-Monde war, hatten sie beide ziemlich mitgenommen. Zwar hatten die Venezianer ein Faible für Eigenheiten, doch ihre Toleranz gegenüber Leuten, die in Lumpen herumliefen, hatte Grenzen. Deshalb widmete Norma in der nächsten Woche ihre Zeit hauptsächlich ihrer toilette , ihrem Haar, ihrer Garderobe und ihrem Auftreten. Sie gab den größten Teil von Vankas Ersparnissen für die gewagtesten Kleider aus, die die Boutiquen Venedigs zu bieten hatten. Sie hatte die Mode der ImPuritanerinnen in Venedig genau studiert und beschlossen, dass sie ihnen in nichts nachstehen würde.
Es war eine geschäftige und interessante Woche, in der sie sich von einem verhärmten Flüchtling in eine Schönheit der oberen Gesellschaft verwandelt hatte. Niemand hätte die verwahrloste Reisende, die vor einigen Tagen das Luxushotel Baglioni betreten hatte und jetzt vor dem Ankleidespiegel stand, wiedererkannt. Ausgeruht, gebadet und parfümiert fühlte sie sich wie neu und bestens gewappnet, um alles, was diese seltsame Welt ihr entgegenschleudern könnte, zu meistern. Es war schon erstaunlich, welchen Einfluss eine Woche, in der man nicht auf sie geschossen, sie nicht gejagt, nicht mit dem Tod bedroht oder auf einer Gefängnispritsche hatte schlafen lassen, auf ihre geistige Verfassung und ihr Äußeres genommen hatte. Sie fühlte sich wie neugeboren.
Ihre Hochstimmung wurde von dem Kleid, das sie trug, noch zusätzlich beflügelt. Da ihnen seit ihrer Ankunft in Venedig nichts Unvorhergesehenes passiert war, beschloss Vanka, dass sie sich nun getrost auf den Weg machen konnten, um Burlesque zu suchen. Zu diesem Anlass wählte Norma ein Kleid aus, das ihre schlanke Figur und den üppigen Busen wunderbar zur Geltung bringen würde … ganz besonders den Busen. Das Dekolleté war so weit ausgeschnitten, dass es jedem Anstand und auch der Schwerkraft spottete. Die prallen Brüste würden augenblicklich die Bewunderung aller Männer wecken, die das Glück hatten, sie zu sehen.
Eine dunkelblaue Maske aus Satin, eine Perlenkette um den Hals, ein dazu passendes Armband am rechten Handgelenk und ein mit Pailletten besetztes Handtäschchen für ihren Cloverleaf-Colt vervollständigten das Ensemble.
Als Norma um die Mittagszeit die prächtige Treppe des Grand Hotel hinabrauschte, um sich mit Vanka zu treffen, wusste sie, dass es richtig gewesen war, ihren Überfall auf die venezianische Gesellschaft hinauszuschieben. Sie schritt über den Marmorboden des opulenten Foyers, und wie erwartet waren alle Augen in schierer Bewunderung auf sie gerichtet. Selbst Vanka in seinem neuen,
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