Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
zupfte.
»Ach ja, das hier is Odette, und der da is Rivets, Missus Baker.«
Sobald sie alle wieder saßen und ihre Getränke serviert worden waren, kam Josephine zur Sache. »Also, zuerst die gute Nachricht. Ich hab einen Freund aus dem Rat der Zehn getroffen – das sind die Typen, die die Stadt regieren – und nachdem ich ihm den nötigen Honig um den Bart geschmiert hatte, konnte ich ihm ein paar Dinge aus der Nase ziehen. Du wirst dich sicher freuen zu hören, dass es deiner Ella gar nicht besser gehen könnte, Vanka. Sie fühlt sich wie ein Fisch im Wasser hier im Kloster der Visuellen Jungfrauen. Aber Machiavellis Jungs bewachen sie besser als ein Zuhälter seine Miezen.«
»Zumindest ist sie in Sicherheit.«
»O ja, in Sicherheit ist sie, aber du musst wissen, dass sie nicht mehr Ella ist, sondern Lady IMmanual, ein ganz großer Fisch. Jetzt heißt es, sie wär der Messias, und deshalb hat Beria wahrscheinlich versucht, sie umzulegen.«
»Beria hat versucht, sie zu töten?«
»Klar doch, und es wär’ ihm auch fast gelungen. Eine ganze Horde von Schurken sind hinter ihr her, und hätte Schwester Florence nicht dazwischengefunkt, wär’s wohl um sie geschehen gewesen.«
»Schwester Florence?«, fragte Vanka.
»Die Visuelle Jungfrau, die die Dogaressa zu ihrem Schutz geschickt hatte.« Josephine nahm einen beruhigenden Schluck Lösung. »Und das ist nicht alles. Wie ich verstanden habe, sollen auch ein paar Grigori versucht haben, sie zu erwischen.«
»Grigori? Das sind doch angeblich Vampire, nich?«, schnaubte Burlesque verächtlich. »So ’n Quatsch … Vampire gibt’s nich. Das sind Ammenmärchen, wo Kindern Angst machen sollen.«
»Da liegst du allerdings falsch, Burlesque, Baby. Grigori gibt’s tatsächlich. Ich kenne die alten Schriften der WhoDoos, danach haben diese Schleimer schon vor langer Zeit die Demi-Monde unsicher gemacht.«
»Sie sind tatsächlich echt, Burlesque«, nickte Vanka. »Norma und ich sind in Paris von drei auf einmal angegriffen worden.«
Burlesque war platt. Rivets wirkte einigermaßen eingeschüchtert, kaute nervös an den Fingernägeln und ließ das Buch, das er gerade las – Gregory, der Grigori –, in seiner Jackentasche verschwinden.
»Es heißt, dass die Ragnarök ziemlich pronto vor der Tür stehen könnte, wenn abgehalfterte Kassenmagneten wie die Grigori eine Zugabe geben.«
»Ham die Grigori-Dinger Miss Ella gefunden?«
»Und ob, Burlesque. Nicht, dass sie Schutz gebraucht hätte. Sie hat sie kurz und klein geschlagen und ist anschließend wie Houdini in Venedig aufgetaucht.«
Vanka nippte an seinem Kaffee. »Wenn das die gute Nachricht war, was ist die schlechte, Josie?«
»Es gibt einen lettre de cachet gegen dich, Vanka. Scheint so, als wärst du persona non grata hier in Venedig.«
»Wieso? Warum würde man mich verhaften wollen?«
»Weiß ich auch nicht so genau. Das Ganze läuft unter sotto voce . Mein Freund meint, Machiavelli wollte nicht, dass du mit Lady IMmanual Staub aufwirbelst. Ich dagegen glaube, es steckt mehr dahinter.«
»Was denn?«, fragte Vanka.
»Kannst du eine doppelte Ladung schlechter Nachrichten vertragen?«
»Ja.«
»Man munkelt, Lady IMmanual selbst stecke dahinter, Vanka. Anscheinend hat sie es auf dich abgesehen. Als wärst du jetzt ein Dorn im Auge für sie.«
»Hat Ella in Venedig denn so viel Einfluss?«
»Und ob, mein Junge. Noch muss sie von der Dogaressa und dem Rat der Zehn offiziell als Messias anerkannt werden, aber Tatsache ist, dass Schwester Florence ein Wörtchen mitzureden hat, und wenn sie sagt, sie ist der Messias, dann ist sie es. Und wenn dann der Messias behauptet, Vanka Maykow wär’n Badnik, den man am besten so schnell wie möglich aus dem Verkehr zieht, dann bist du erledigt.«
Vanka schüttelte den Kopf. »Das begreife ich nicht.«
»Hör zu, Vanka Baby, ich sag’s dir, wie es ist, kein Reden um den heißen Brei. Lady IMmanual will dich aus dem Weg räumen. Anscheinend hat sie Machiavelli erzählt, dass du ein Attentat auf sie planst.«
»Was? Sie will, dass ich umgelegt werde? Warum denn?«
»Wer weiß? Vielleicht will sie tabula rasa machen. Jetzt, wo sie so ein großer Fisch ist, möchte sie vielleicht verhindern, dass ihre Vergangenheit publik wird.«
So, wie Josephine es sagte, hatte Norma den verschärften Verdacht, dass sie Ellas Gründe haargenau kannte, aber nicht damit herausrücken wollte. Sehr seltsam.
»Aber dass sie mich deswegen umbringen will …« Vanka hatte
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