Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
Richtung, in die Lady IMmanual genickt hatte. Er wusste, warum sie die Dogaressa angesehen hatte. Die Frau, die sich überaus angeregt mit einem großen mächtigen Shade unterhielt, war fast genauso groß wie Lady IMmanual selbst und ebenso auffallend gekleidet. Sie trug ein schwarzes Kleid mit einem schwarzen Schleier und unterschied sich damit von allen anderen, da in Venedig gerade Farben en vogue waren. Die Dogaressa Catherine-Sophia stand sozusagen außerhalb des Gesetzes, doch das war nicht verwunderlich, schließlich machte sie die Gesetze.
Trotzdem fragte sich de Sade, wann die Frau endlich aufhören würde, Potemkin nachzuweinen. Zwei Jahre öffentlicher Trauer waren gelinde gesagt des Guten zu viel. Man fragte sich bereits, ob die Dogaressa womöglich nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte.
»Sehr richtig, Mylady«, bestätigte Molyneau, »das ist Ihre Exzellenz, Dogaressa Catherine-Sophia, die darum gebeten hat, Sie ihr bei Ihrer Ankunft sofort vorzustellen.«
»Es wäre mir eine Ehre.«
Ohne weiteres Aufheben geleitete Molyneau Lady IMmanual und de Sade durch den Saal. »Ich habe die Ehre, Ihnen Lady IMmanual vorzustellen, Exzellenz«, sagte er und lächelte affektiert, als er mit seinen Gästen vor der Dogaressa stehen blieb.
Die Dogaressa hielt mitten im Satz inne, drehte sich zu Lady IMmanual um und reichte ihr die Hand, die von weichstem schwarzen Leder umhüllt war. Lady IMmanual nahm sie und versank in einen Hofknicks.
»So, Sie sind also Lady IMmanual. Isch ’abe eine Menge beunruhigender Berichte über Sie gelesen, Mylady. Sie sind ’offentlich nicht nach Venedig gekommen, um ’ier Unruhe zu stiften.«
De Sade seufzte erleichtert. Gott sei Dank war die Dogaressa nüchtern.
»Aber nein, ich bin auf der Flucht vor dem ForthRight.«
»Gut, dann werde isch Ihnen mit Freuden Asyl gewähren. Und ich ’offe, dass Sie die Enthüllungen dieses Nachmittags nicht ohne Interesse verfolgen werden. Der Fund ’at nämlich offensichtlich etwas mit Ihrer Behauptung zu tun, der Messias zu sein.«
»Ihre Exzellenz ist eine Expertin für alles, was die Vorzeit betrifft«, mischte sich Molyneau ein.
»Sie sind ungenau, wie üblich, Louis«, tadelte die Dogaressa ihn und zeigte mit dem Finger auf den Kurator. »Mein Interesse für die Vorzeit beschränkt sich auf leblose Dinge. In ImPuritanischen Angelegenheiten ziehe isch junge und kraftvolle vor.«
Molyneau beendete entschlossen seine Vorstellung. »Gewiss kennen Sie den Marquis de Sade, Ihre Majestät.«
Die Dogaressa zückte beiläufig ihren Fächer. »Isch kenne den Marquis de Sade nur zu gut, wie alle Frauen in Venedig. Ihre Indiskretionen seien Ihnen verziehen, Marquis, aber stellen Sie meine Geduld nicht noch einmal auf die Probe.« Dann zeigte sie auf den Mann neben sich. »Darf isch Ihnen meinerseits den Großwesir Selim vorstellen, Oberster Richter am ’of Seiner ’imPerialen Majestät Zhaka Zulu.«
Der große Shade sah Lady IMmanual an und lächelte. Unwillkürlich trat de Sade einen Schritt zurück. Der Mann war in der Tat Furcht erregend und sah mit seinem Turban, den von Narben zerfurchten Wangen und seinem lächerlich gezwirbelten Schnurrbart aus wie ein Pantomimenteufel. Kein Wunder, dachte de Sade, der Kerl galt als Ungeheuer und grausamer Folterknecht. Nach außen hin machte er diesem Ruf alle Ehre.
Doch während de Sade sichtlich überrascht von der Begegnung mit einem derart angsteinflößenden Schurken war, wirkte Lady IMmanual ungerührt. Sie erwiderte das Lächeln des Mannes und reichte ihm die Hand. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Exzellenz, ich bin …«
»Ich weiß, wer Sie sind, junge Dame, mich interessiert eher, was Sie sind. Ich habe mich gerade mit der verehrten Dogaressa darüber unterhalten.«
»So ist es. Da der Großwesir ein bedeutender Vertreter des ’imPerialismus ist, der davon ausgeht, dass Frauen von ABBA nur dazu erschaffen wurden, um den Männern dienlich zu sein, findet er es schwierig zu glauben, ABBA ’ätte der Demi-Monde einen weiblichen Messias gesandt.«
»Nicht nur schwierig, Exzellenz, sondern unmöglich«, berichtigte der Großwesir. »Im HimBuch – der heiligen Schrift von NoirVille – steht eindeutig geschrieben, dass der Messias ein Mann sein wird.«
»Dieses Buch ist mir nicht bekannt, Exzellenz«, erwiderte die Lady gelassen, »trotzdem wäre ich sehr dankbar, wenn wir die Gelegenheit hätten, die eschatologischen Aspekte des HimPerialismus zu erörtern. Dürfte ich so verwegen
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