Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
opfern, um der Demi-Monde den Frieden zu bringen.
Aber es war schwer. Das Mädchen in Norma Williams wollte so verzweifelt lieben. Doch die Liebe musste den Frieden abwarten.
Vielleicht gab es ja die Möglichkeit eines baldigen Friedens. Vielleicht war dieser mysteriöse Darazew der Mann, der das ForthRight endlich bezwang. Vielleicht war sein Plan, das Bankensystem des ForthRight zum Einsturz zu bringen, nicht so verrückt, wie sie vermutete. Norma wusste, dass Ella ihre Wunder vollbrachte, indem sie die Blutbank manipulierte, nur deshalb hatte sie sich bereit erklärt, sich mit dem Mann zu treffen. Wenn es auch nur die kleinste Chance gab, dass Dazarew keinen Humbug redete, musste sie ihn sehen. Außerdem hatte Garibaldi ihn wärmstens empfohlen. Trotzdem hatte sie jetzt Angst, sich allein mit dem Russen zu treffen. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, Odette nicht dabeizuhaben.
Mit einem fatalistischen Achselzucken warf sich Norma ihren Umhang über, stahl sich aus dem Zimmer und stieg die Treppen zum Hinterhof der Pension hinunter, wo sie Unterschlupf gefunden hatte. Als sie auf die kleine Gasse dahinter trat, fühlte sie sich kalt, ängstlich und sehr einsam.
Lady IMmanuals Schlafgemach,
Palast der Dogaressa, Venedig
Es klopfte an der Tür zu Lady IMmanuals Zimmer. Schwester Bella öffnete und atmete erleichtert auf, als Casanova vor ihr stand. Er sah genauso aus, wie man es von einem Möchtegernverführer erwartete: attraktiv, gepflegt und nach der neuesten Mode des ImPuritanismus gekleidet. Auch die Wahl seines Hosenbeutels fand ihre Anerkennung. Sie hatte noch nie einen in der Form eines Widderkopfes gesehen.
Ohne eine entsprechende Aufforderung abzuwarten, schlenderte er ins Zimmer und verbeugte sich tief vor der Lady. »Ich bin Graf Giacomo Girolamo Casanova de Seingalt, Mylady«, stellte er sich in gebrochenem Englisch vor. »Die Ehrwürdige Dogaressa Catherine-Sophia hat mich gebittet, Sie zum MummenSchanz der Walpurgisnacht zu begleiten, das ist das erotischste Ereignis des Jahres.«
»Casanova, wie? Dann sagen Sie mir, Monsieur le Comte, wieso ich von diesem Arrangement nichts weiß?«
Casanova zog die Schultern hoch. »Bitte vielmals um Verzeihung, Mylady, aber Marquis de Sade weilt nicht im Haus, daher hat man mich gebittet, seinen Platz einzunehmen neben Ihnen, der schönsten Frau weit und breit.«
Lady IMmanual verzog ärgerlich das Gesicht. »Nun gut. Ich sollte froh sein, von einem derart schneidigen Cavaliere begleitet zu werden.« Sie schenkte sich ein weiteres Glas zelie ein und stürzte es hinunter. »De Sade hat sich also unerlaubt von der Truppe entfernt, wie? Dann hat sich das Blatt schließlich gewendet. Jetzt muss ich erst recht auf der Hut sein.« Sie lächelte Casanova an. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?« Ohne seine Antwort abzuwarten, bedeutete sie Schwester Bella, ihrem Gast ein Glas zu bringen und auch ihr selbst nachzuschenken.
Privatgemächer der Dogaressa,
Palast der Dogaressa, Venedig
Volle zwei Minuten hielt Vanka die Rolle eines Mediums durch, das von einem Geist besessen war. Er verdrehte den Kopf, er rollte mit den Augen, er jammerte und stöhnte und brach schließlich auf dem Tisch zusammen, als hätte er plötzlich das Bewusstsein verloren. Die ganze Zeit versuchte er verzweifelt, sich an irgendetwas – egal was – über den toten Schweinepriester Potemkin zu erinnern.
Am Ende hob er langsam, Unheil verkündend den Kopf und starrte der Dogaressa in die Augen. »Ich bin da«, murmelte er mit einem russischen Akzent und einer um eine ganze Oktave gesenkten Stimme, in der Hoffnung, halbwegs wie aus der Unterwelt zu klingen.
Offenbar war es eine meisterliche Darstellung. Alle Farbe wich aus dem von Lösung geröteten Gesicht der Dogaressa. »Grischa? Grischa? Bist du es wirklich?«
Vanka begann wie ein Spastiker zu zappeln. »Jaaaaa, ich bin es. Ich spreche zu dir aus dem Jenseits. Ich habe meinen guten Freund Vanka Iwanowitsch geschickt, damit er dich leitet und auf dich aufpasst.«
Die Dogaressa drückte Vankas Hand noch fester und zog ihn dann in einem erstaunlichen Kraftakt über den Tisch an sich. Nun trennten nur noch wenige Zentimeter ihre Gesichter, ihre Lippen berührten sich fast.
Verdammt noch mal.
Er riss sich von ihr los, und als er ihre Raubkatzenaugen sah, bekam er einen solchen Schreck, dass er aufsprang und auf den Ausgang zutorkelte, wobei er über Stühle stolperte und Zierobjekte von den Regalen fegte. Auch wenn die
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