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Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Titel: Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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den mit Schlamm verkrusteten Sockel abzuspritzen. Innerhalb weniger Augenblicke kam der jungfräuliche, völlig unversehrte ManteLit-Sockel zutage, der wie die Seiten der Säule selbst mit Zeichen übersät war. Doch anders als bei den Flanken waren dies keine Zeichen aus UrVölkisch A.
    Einen Augenblick blieb de Nostredame die Spucke weg. Er war so aufgeregt, dass ihm schwindelig wurde. Und während er auf die Worte vor sich blickte, war er sich bewusst, dass er der berühmteste Mann sein würde, der jemals in der Demi-Monde gelebt hatte. Das, was auf dem Sockel geschrieben stand, würde ihn in die Lage versetzen, UrVölkisch A zu entziffern. Jetzt würde er endlich imstande sein, die kryptische Botschaft, die ihnen aus den tiefsten Abgründen der Geschichte der Demi-Monde geschickt worden war, zu übersetzen.

6
    Paris
    Demi-Monde:
3. Tag im Frühling des Jahres 1005
    Es ist seltsam und absolut einmalig in den biologischen Aufzeichnungen, aber es sieht so aus, als trügen alle Bewohner der Demi-Monde Züge sowohl von H. sapiens als auch von H. singularis . Mit anderen Worten, sie sind Menschen und Dunkle Charismatiker zugleich. In jedem einzelnen der zahllosen Objekte, die ich im Verlauf meiner Studien untersucht habe, fand ich Spuren des H. singularis , jenes bösartigen Parasiten und heimtückischen Kuckucks, der unentwegt und unermüdlich versucht, die Kontrolle über seinen Wirt zu gewinnen.
    Brief des Professors Michel de Nostredame an die Dogaressa von Venedig, Catherine-Sophia, am 53. Tag im Frühling des Jahres 1002
    Pater Donatien, Chefinquisitor der Zentralen Inquisitorischen Agentur, ZIA , hasste den Frühling über alle Maßen. Im Winter gefroren die Abfälle, die von sorglosen CitiZen gedankenlos weggeworfen wurden, der Unrat, der aus Karren und Dampfwagen gleichermaßen auf die Straße fiel, und die Fäkalien der unzähligen Tiere, die durch die Straßen von Paris trotteten, auf dem Weg ins Schlachthaus oder mit Wagen im Schlepptau, und wurden unter einer Schneeschicht begraben. Dann kehrte der Frühling zurück, der Schnee schmolz, und diese vergessenen Wunder kamen Zentimeter um Zentimeter an den Tag. Der Frühling war eine beschissene Jahreszeit.
    Doch so groß war dieses Mal die Eile, mit der Donatien über die Place de Grève zum Hôtel de Ville wetzte, wo Robespierre sein Arbeitszimmer hatte, dass er nicht einmal Zeit hatte, darauf zu achten, wohin – oder wohinein – er trat. Die Hast war seinem Hass auf und seiner Furcht vor Robespierre geschuldet.
    Nein, das stimmte so nicht.
    Es war eine traurige Tatsache, dass Donatiens Angst vor Robespierre seinen Hass auf ihn bei Weitem übertraf. Eine traurige Tatsache, zweifellos, aber angesichts der Bedeutung, die Donatien der Tatsache beimaß, dass er seinen Kopf behalten wollte, lebenswichtig. Dass seine Angst Vorrang über seinen Hass hatte, so vermutete er, war auch die Erklärung dafür, dass er so lange überlebt hatte und sein früheres, äußerst anrüchiges Leben als Höfling in Venedig so diskret übersehen worden war. Die Furcht machte ihn vorsichtig, und die Vorsicht machte ihn pflichtbewusst, wenn er daran dachte – und das tat er durchaus –, dass Robespierre bedingungslose Pflichterfüllung über alles stellte. Um zu überleben, war Donatien der unterwürfigste Mensch auf Erden geworden, und nur deshalb hatte ihn Robespierre verschont, was, wenn man bedachte, dass Donatien nunmehr länger als ein Jahr in Robespierres Diensten stand, seit dem Großen Schisma, einem Wunder glich.
    Die Menschen, die länger als ein Jahr in Robespierres Nähe überlebt hatten, konnte man an fünf Fingern abzählen. Das heißt, ehe der Großinquisitor Tomás de Torquemada besagte Finger abschlug, als Vergeltung für irgendeinen geringfügigen Verstoß gegen die Revolution oder wegen einer unbedachten Äußerung, die die Freuden des UnFunDaMentalismus infrage stellte. Bei dem Gedanken an den Tod und die Qualen, die diese beiden Wunderknaben den CitiZen des Medi gebracht hatten, zog sich die FAÄ zusammen.
    Natürlich nicht Donatiens FAÄ . Für ihn war Folter etwas außergewöhnlich Erregendes und einer der Gründe, warum er sich hatte breitschlagen lassen, der Inquisition überhaupt beizutreten. Wenn es je einen Mann gegeben hatte, der seine Arbeit mit Lust erledigte, dann war es Pater Donatien. Er musste so alt werden wie möglich, um diese dunklen Freuden genießen zu können, und zu spät zu einer Audienz bei Robespierre zu erscheinen war alles andere

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