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Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Titel: Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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als eine Gewähr für ein langes Leben.
    Donatien rannte fast über den Platz, und während er rannte, versuchte er, die gewaltige Guillotine, die auf einer Seite errichtet worden war, und auch den Geruch des verwesenden Festen Astral-Äthers zu ignorieren, der aus den abgeschlagenen Köpfen tropfte. Man hatte sie auf Piken gespießt und die Guillotine damit geschmückt. Wie viele »Feinde der Revolution und des Anschlusses an das ForthRight« hatte Robespierre hier schon einen Kopf kürzer gemacht? Tausend? Zweitausend? Dreitausend? Donatien war nur darauf bedacht, nicht Nummer dreitausendeins zu werden.
    Mit einem Zeitpuffer von zwei Minuten erreichte er schweißgebadet und keuchend das Hôtel de Ville, doch die GenDarmen, die den Eingang bewachten, gaben sich genauso nervenaufreibend pingelig wie eh und je. Erst zehn Minuten, nachdem er sich vorgestellt hatte, führte man Donatien endlich zu einer Tür, die von einer Spezialeinheit der GenDarmen geschützt war. Ein Rüpel in Uniform tastete ihn auf höchst unfreundliche und intime Weise ab.
    Nachdem er sich überzeugt hatte, dass Donatien keine »gefährlichen« Gegenstände bei sich führte, klopfte er an die Tür, wartete, bis er »Herein« hörte, und verkündete anschließend mit lauter Stimme: »CitiZen Pater Donatien, Chefinquisitor, wünscht Seine Exzellenz, CitiZen Maximilien Robespierre, Leiter des Komitees für Öffentliche Sicherheit, zu sprechen.«
    Donatien trat durch die Holztür und runzelte die Stirn. Es schien, als hätte der GenDarm in ein leeres Zimmer hineingerufen. Als er allein in dem riesigen und offensichtlich verlassenen Arbeitszimmer stand, schlotterten ihm die Beine. Der Raum war eiskalt trotz des gewaltigen Feuers in dem röhrenden Kamin. Donatien war nicht überrascht. Es war eine Eigenart der Dunklen Charismatiker, die ihn beschäftigte, seit Schwester Florence Robespierre als eines dieser geheimnisvollen Wesen entlarvt hatte: Sie schienen sämtliche Wärme aus dem Raum, in dem sie sich befanden, aufzusaugen. Wenn man ein Zimmer betrat, in dem sich ein Dunkler Charismatiker befand, spürte man Eiseskälte, selbst am heißesten Tag des Sommers. Dieses Phänomen hatte Donatien zu der höchst unwissenschaftlichen Schlussfolgerung verleitet, die angeborene Macht der Dunklen Charismatiker müsse so gewaltig sein, dass sie die Seelen aller Menschen gefrieren ließ, die ihnen nahe kamen. So unwissenschaftlich diese Hypothese auch sein mochte, sie klang verdammt überzeugend.
    Während er sich umsah, bemerkte Donatien, dass der Raum zwar kalt, aber mitnichten leer war. Robespierre saß umgeben von Schatten hinter einem riesigen Schreibtisch am anderen Ende seines Büros. Automatisch verbeugte sich Donatien, woraufhin Robespierre abwinkte.
    »Kommen Sie her, Donatien, ich möchte Sie befragen.«
    Bei dem Wort »befragen« lief es Donatien eiskalt über den Rücken. »Befragen« klang nach Schmerz und Folterqualen, und weder das eine noch das andere weckte große Begeisterung bei Donatien, es sei denn, er war derjenige, der sie anderen zufügen konnte. Mit einem mulmigen Gefühl ging Donatien wie ein Automaton über den zwanzig Meter langen, glatt polierten Holzboden, bis seine Zehen die Linie erreichten, die genau ein Meter vor dem Schreibtisch auf dem Boden gezeichnet worden war. Robespierre mochte es nicht, wenn Besucher ihm allzu nahe auf den Pelz rückten.
    Robespierre schlug den Bericht, den er gerade studiert hatte, zu und tupfte sich mit einem Taschentuch über den schmallippigen Mund. Donatien wusste, dass der Mann erst Mitte dreißig war, doch es gab nichts Junges an ihm. Sein schmales, blasses Gesicht zeigte tiefe Falten und dunkle Ringe unter den schwachen Augen, auch wenn sie fast hinter einer grün getönten Brille verborgen waren.
    Bemerkenswert war allerdings die Tatsache, dass Robespierres erste Frage überraschend mild klang, obwohl er, wie das boshafte Funkeln in seinen Augen bewies, in einer grausamen Stimmung war.
    »Sagen Sie mal, Donatien, was halten Sie von meinem Französisch?«, fragte er im Plauderton. Seine Stimme war leise, wie immer, kaum mehr als ein Flüstern.
    »Verzeihen Sie, CitiZen Robespierre?«
    Robespierre grunzte. »Siehst du, Donatien, das ist mein Dilemma. Ich stelle eine, wie ich meine, ganz einfache Frage, und die Leute verstehen nicht, was ich sage, aus welchen Gründen auch immer.« Er lächelte, und Donatien fiel fast in Ohnmacht. Robespierre lächelte nur, wenn er anschließend etwas wirklich

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