Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
pudelwohl fühlen?«
»Ich bin Komiker, Sir.«
»Ich staune immer wieder, womit sich die einfachen Leute bei Laune halten lassen.«
Beria beschloss, diesen ziemlich irritierenden Wortwechsel zu unterbrechen. »Aber Sie kennen Burlesque Bandstand und könnten ihn identifizieren?«
»Gewiss, Herrschaften, diesen Wichser würd ich überall wiedererkennen.«
»Großartig. Dann schlage ich vor, dass diese Kreatur Sie ins Quartier Chaud begleitet, damit sie Ihnen hilft, Bandstand ausfindig zu machen, Zolotow.«
Zolotow war nicht gerade begeistert. »Normalerweise ziehe ich es vor, mit Komplizen zu arbeiten, die wenigstens halbwegs mit Affen verwandt sind und nicht so streng riechen, dass man sie bereits auf eine Meile Entfernung erkennt. Man könnte fast meinen, er hätte seit seiner Geburt die Windeln nicht gewechselt, Kamerad Stellvertretender Führer.«
»Ach, das is nur Hundescheiße«, erklärte Maurice Merriment hilfreich. »Wo ich doch im Augenblick nich auftreten kann, hab ich ’ne einträgliche Arbeit in ’ner Gerberei gefunden.«
»Tja, da geht sie hin, meine Chance, Bandstand zu überraschen«, erwiderte Zolotow, während er ein parfümiertes Taschentuch aus der Tasche zog und sich vor die Nase hielt. »Wenn er uns nicht zuerst sieht, wird er uns riechen. Ich muss mich wohl oder übel gegen den Wind an ihn heranpirschen.«
8
Paris
Demi-Monde:
13. Tag im Frühling des Jahres 1005
Die Schlussfolgerung ist unausweichlich: Alle Bewohner der Demi-Monde haben das Potenzial, Dunkle Charismatiker zu werden, auch wenn die große Mehrheit der Menschen dieses Potenzial nicht umsetzt. Der innere Konflikt zwischen dem H. singularis und dem H. sapiens führt in extremen Fällen zu einem als Schizophrenie bekannten Zustand. Zum Glück für die Rasse der Demi-Monde ist die üble Eigenschaft, die dem H. singularis zugeschrieben wird, nur latent vorhanden – seine wahre, schreckliche Natur wird allenfalls durch zufällige Erschütterungen zum Ausbrechen angeregt.
Professor Michel de Nostredame an die Dogaressa von Venedig, Catherine-Sophia, am 53. Tag im Frühling des Jahres 1002
Ella hatte Angst. Sie hatte bereits Vieles in der Demi-Monde durchgemacht, doch die zehn Tage, die sie als Gefangene in der Bastille verbracht hatte, waren bei Weitem das Schlimmste gewesen. Die Bastille war ein grausiger Ort – dunkel, feucht und beklemmend – und ihre Bewohner ähnlich widerwärtig. Darauf zu warten, dass irgendetwas passierte, strapazierte die Nerven. Doch nun schien es, als hätte die Warterei ein Ende.
Der geheimnisvolle Arzt – Experte für GalvanischeEnergie aus dem ForthRight, was, wie PINC ihr erklärt hatte, ein in der Demi-Monde gebräuchlicher Begriff für Elektrizität war – schien endlich in Paris eingetroffen zu sein, und jetzt führte man Ella durch die stinkenden Gänge zu ihm.
Obwohl de Sade und der Sergeant-Inquisitor sie begleiteten, hatte sich Ella noch nie so einsam gefühlt. Dass sie von Vanka getrennt worden war, hatte auch nicht gerade dazu beigetragen, ihre Laune zu verbessern. Sie hatte sich an seinen unermüdlichen Optimismus gewöhnt; ohne ihn kam ihr alles ziemlich trostlos vor.
Nein: mehr als trostlos.
Sie befand sich in der Macht des Marquis de Sade, eines der berühmtesten Sexualstraftäter der Realen Welt, der dem Sadismus seinen Namen verliehen hatte. Nach mehreren Treffen mit ihm war sie relativ sicher, dass der Mann tatsächlich nicht alle Tassen im Schrank hatte. So wie er selbst es ausdrückte, gab es für ihn nichts Geileres auf der Welt, als andere zu foltern.
Sie spürte, wie de Sade sich an sie drängte. »Der Apparat, mit dem wir Sie testen werden, Mylady, ist wahrscheinlich eine der bemerkenswertesten Maschinen überhaupt und wird mit der GalvanischenEnergie betrieben, die Kamerad Wissenschaftler Faraday kürzlich entdeckt hat. Leider ist diese Maschine so unberechenbar, dass sie von einem Experten der ZIA betätigt werden muss, den uns das ForthRight freundlicherweise geschickt hat. Ich darf Sie darauf aufmerksam machen, dass dieser Fachmann keine Rücksicht kennt. Daher rate ich Ihnen, die Wahrheit zu sagen, und zwar sofort. So können Sie zumindest unnötigen Schmerz vermeiden. Im Gegensatz zu mir wird seine Vorliebe für Grausamkeit durch eine Neigung zum Bestialischen gekennzeichnet, zudem besitzt er keineswegs meine Feinfühligkeit.«
Scheiße! Wenn ausgerechnet Marquis de Sade sie warnte, dass der Kerl, mit dem sie es gleich zu tun bekommen würde, alle
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