Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
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Der Stürmer, 23. Tag im Frühling des Jahres 1005
»Eine großartige Idee, de Sade«, gluckste Machiavelli. »Morgen ist der vierzehnte Tag des Frühlings, und selbst eine derart bemerkenswerte Person wie Lady IMmanual wird sich im Durcheinander auf dem MummenSchanz des Quat’z Arts verlieren.«
»Verzeihen Sie, Abbé Niccolò«, entgegnete Lady IMmanual, »aber ich weiß gar nicht, was ein MummenSchanz ist.«
»Der MummenSchanz ist eine Möglichkeit für brave ImPuritaner, die Freuden des Körpers zu feiern und in Form des ultimativen Orgasmus, auch Juice-Sense genannt, in Verbindung mit ABBA zu treten. Indem wir uns hier im Quartier Chaud fleischlichen Genüssen hingeben, beten wir ABBA an und beteuern unseren Glauben an Seine/Ihre Reinkarnation in Gestalt des Messias, Mylady.« Machiavelli lachte. »Was also wäre besser für Ihre Flucht aus dem Medi geeignet als die Teilnahme am MummenSchanz?«
»Und was ist der MummenSchanz des Quat’z Arts?«
»Der Ball der Kunststudenten, und selbst, wenn man die freizügigen Standards des Quartier Chaud zugrunde legt, ist es ein wildes, zügelloses Fest. Der MummenSchanz findet auf den Straßen um die École des Beaux-Arts statt. Man feiert den Frühlingsanfang. Zwei Tage und zwei Nächte lang werden die hedonistischen Neigungen und künstlerischen Talente Tausender erregbarer Studenten öffentlich zur Schau gestellt.«
»Künstlerische Talente?«
»Jeder MummenSchanz hat ein Thema, das die Studenten künstlerisch interpretieren können. Dieses Jahr lautet das Motto ›Dämonen und ihre seltsamen Werke‹.« Machiavelli gluckste spöttisch. »In Ihrem Fall, Mylady, ist es ein treffendes Thema, finden Sie nicht? Vor allem, weil wir in der Lage sein werden, Sie während der verrückten Ausschweifungen aus Paris herauszuschmuggeln und über Rom und Barcelona nach Venedig zu bringen.«
»Bleibt nur noch das kleine Problem meiner Hautfarbe«, wandte Lady IMmanual ein. »Sogar in einer solchen Menschenmenge würde ich auffallen.«
»Dann müssen wir Sie eben verkleiden. Morgen bekommen Sie ein Kostüm, das Ihre Ethnizität verbirgt, damit Sie sich unter die Feiernden mischen können. Machen Sie sich keine Gedanken, Mylady, wir sorgen schon dafür, dass alles klappt, und vergessen Sie nicht, dass Schwester Florence und der Marquis de Sade sie begleiten werden.«
Die Lady lachte. »Vermutlich wäre niemand besser geeignet, mich zu einer Orgie zu begleiten, als der Marquis de Sade.«
Der Kostümier – eine Erscheinung in Karo und Samt – traf um Punkt zwölf Uhr mittags des nächsten Tages im Kloster ein. Der Junge – er war sicher nicht einmal zwanzig – verbeugte sich so tief, dass de Sade um seinen Rücken fürchtete. Dann richtete er sich mit einer überschwänglichen Geste auf und überreichte Lady IMmanual seine Visitenkarte. »Jules, Oberster Kostümier im Haus von Monsieur Worth«, erklärte er. »Man hat mich damit beauftragt, Ihnen, verehrte Lady IMmanual, ein Kostüm zu schneidern, mit dem Sie am MummenSchanz des Quat’z Arts teilnehmen können.«
Nachdem die üblichen Höflichkeiten ausgetauscht waren, machte er sich an die Arbeit.
»Dürfte ich Sie bitten, für mich zu posieren, Lady IMmanual?«
Es war eine seltsame Bitte, und de Sade fürchtete schon, sie könne Lady IMmanual in Verlegenheit bringen. Doch da lag er falsch. Die junge Frau stand auf und tat, was von ihr verlangt wurde.
Jules bekundete seine Bewunderung für ihre Schönheit und ihre Bereitschaft zu posieren mit einem anerkennenden Nicken. »Sie können sich glücklich schätzen, Lady IMmanual. Sie sind nicht nur wunderbar groß, sondern haben auch eine perfekte Figur. Nur schade, dass Abbé Niccolò darauf besteht, dass ich Ihre Hautfarbe verberge. Ich habe noch nie eine solche wunderbare mélange aus Farbe und Haut gesehen. ABBA hat sie gesegnet, Mylady, daher bin ich ganz sicher, dass wir ein entsprechend schreckliches Kostüm für Sie kreieren können.«
Jules nahm eine Art Sammelalbum aus seinem Handkoffer und legte es auf den Tisch. »Ich habe einige Abbildungen von Kostümen mitgebracht. Wenn Sie mir die Ehre erweisen, sich eins auszusuchen?«
Lady IMmanual blätterte ein paar Minuten darin, bis sie ein Kostüm fand, das ihr zusagte. »Das hier«, erklärte sie.
De Sade konnte nicht widerstehen. Er stand auf und warf einen Blick über Jules’ Schulter. Das Bild, das Lady IMmanual ausgesucht hatte, zeigte eine junge Frau, deren Kopf und Gesicht unter einer
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