Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
Kapuze aus filigranem Gold verborgen waren, sie trug einen durchsichtigen Rock, der ihr bis zu den Füßen reichte, und ein enges Mieder aus Leder, das ihre Brüste kaum bedeckte. Doch der verstörendste Aspekt war wohl die blutrote bemalte Haut, die mit Schlangen-Tätowierungen geschmückt war. »Ein bisschen gewagt«, bemerkte er.
Jules und die Lady ignorierten ihn.
»Bravo, Mylady«, lachte Jules. »Auf der Abbildung sieht man die Große Verführerin, Lilith. Wie geschaffen für den MummenSchanz, vor allem weil Ihre Haut von der roten Farbe und den Tätowierungen gänzlich verdeckt sein wird. Zweifellos eine wagemutige Kostümierung, aber perfekt, um Ihren schönen Körper samt all seinen Wundern zur Geltung zu bringen.«
Aus einem Grund, den er sich nicht erklären konnte, war de Sade von ihrer Wahl verstört. Lilith galt unter seinesgleichen als Todfeindin, und der Gedanke, dass sie nun in der Demi-Monde wiederbelebt werden sollte, beunruhigte ihn. »Ist das Kostüm nicht ein bisschen zu perfekt?«, fragte er. »Die Studenten sind in puncto Verkleidung nicht sehr wählerisch, und wir wollen auf keinen Fall auffallen.«
Jules schnaubte verächtlich in Richtung des Marquis. »Wenn Mylady den Rat des Marquis beherzigen will, bin ich natürlich gern bereit, etwas Dezenteres daraus zu machen. Aber ich warne Sie, der MummenSchanz des Quat’z Arts ist nicht der richtige Ort für Zurückhaltung oder Bescheidenheit.«
Lady IMmanual schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Jules, ich werde als Lilith gehen«, sagte sie bestimmt, und das Gesicht, das sie dazu machte, gab de Sade zu verstehen, dass es keinen Zweck hätte, sie davon abbringen zu wollen.
»Dann an die Arbeit«, verkündete Jules. »Und seien Sie gewiss, Mylady, wenn Jules sein Werk beendet hat, wird Lilith erneut durch die Demi-Monde wandern.«
Aus unerfindlichen Gründen fand Lady IMmanual diese Bemerkung unglaublich amüsant.
Andrej Zolotow genoss die Stunde, die er in dem Café gegenüber dem Kloster verbrachte. Der Platz am Fenster gewährte ihm eine vorzügliche Sicht auf das Kommen und Gehen seiner Besucher. Der Kuchen, den er soeben vertilgt hatte, war zufriedenstellend gewesen, und die hübsche kleine Kellnerin, die sich so rührend um ihn gekümmert hatte, schien einem späteren Rendezvous nicht abgeneigt zu sein.
Ja, Zolotow war bester Laune. Dass Beria Wort gehalten und seine Schulden bei seinen Gläubigern beglichen hatte, die ihm nun nicht länger auf den Wecker fallen konnten, trug nicht unwesentlich dazu bei. Schuldenfrei zu sein bedeutete, dass er im Medi neue machen konnte. Und wenn er anschließend nach Sankt Petersburg zurückkehrte, wäre er auch die los. Angesichts dieser Aussichten hatte er einige Stunden in die wichtige Aufgabe investiert, sich fünf neue Anzüge schneidern zu lassen und zwei Paar Stiefel in Auftrag zu geben – die waren auch dringend nötig, um die furchtbar engen zu ersetzen, die er jetzt trug. Wenn er seine neuen Stiefel hätte, wäre das Leben für Andrej Zolotow beinahe perfekt.
Beinahe …
Sein Wohlgefühl wurde nur von der bedauerlichen Tatsache getrübt, dass sich der unverschämte Bandstand seiner Einladung zum Sterben verweigert hatte. Dieser Misserfolg wurmte ihn, da er aber fest entschlossen war, seinen faux pas vor Beria zu verbergen – sein Motto lautete, so bald wie möglich ausbügeln –, war der entstandene Schaden überschaubar. Er würde nur etwas mehr Vorsicht an den Tag legen müssen, was diesen Bandstand betraf. Der Mann war offensichtlich gewitzter und einfallsreicher, als er aussah.
Zum Glück hatte sich das Missgeschick mit Bandstand angesichts der neuen Ereignisse als geringeres Malheur entpuppt. Das TaubenGramm, das er von Beria erhalten hatte, war eindeutig. Alles musste zugunsten der Ermordung von Lady IMmanual zurückgestellt werden. Seit sie aus der Bastille ausgebüxt war, stand sie ganz oben auf der Liste derjenigen, die Beria gern tot sehen würde. Daher war Zolotow nunmehr in der glücklichen Lage, einen angenehmen Nachmittag im Café zu verbringen und dabei das Kloster der Visuellen Jungfrauen ins Visier zu nehmen.
Berias Informant hatte gemeldet, die Frau würde versuchen, nach Venedig zu türmen, indem sie verkleidet am MummenSchanz teilnahm. Das war eine großartige Neuigkeit, denn es wäre ein Leichtes, sie in dem Durcheinander unbemerkt um die Ecke zu bringen. Und wenn er sie erst einmal beseitigt und sich dieses Tölpels von Bandstand angenommen hatte, würde sich
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