Der Widerstand
allem, was er von ihm wusste, war es nicht mehr weit bis zu der Enklave, die Basarab in den Bergen nahe der Vidraru-Talsperre geschaffen hatte. Das bedeutete, dass sie ihre hartnäckigen Verfolger endlich abschütteln mussten, auch wenn sie denen bislang jedes Mal überlegen gewesen waren.
»Ich glaube, wir haben noch ein bisschen Zeit«, widersprach ihm Basarab und sah zu der Reihe von Rauchsäulen, die von den Überresten jener Panzerfahrzeuge aufstiegen, die von Jonescus Trupp und der Hälfte von Basarabs ursprünglicher Einheit unter Beschuss genommen worden waren. »Es ist unwahrscheinlich, dass sie diesmal Zeit genug hatten, um eine Nachricht abzusetzen.«
»Mag sein«, räumte Buchevsky ein. »Aber ihre Vorgesetzten müssen zumindest eine ungefähre Vorstellung davon haben, wo sie unterwegs waren. Wenn sie sich nicht zum vereinbarten Zeitpunkt melden, wird sich jemand auf die Suche nach ihnen machen – wieder mal«, ergänzte er grimmig.
Es mochte sich so anhören, als sei er anderer Meinung, doch das war eigentlich nicht der Fall. Zum einen hatte Basarab vermutlich recht. Zum anderen war er im Verlauf der letzten Tage zu der Erkenntnis gelangt, dass Mircea Basarab einer der besten Offiziere war, unter denen er je gedient hatte. Das war ein großes Lob für jeden ausländischen Offizier, da es von einem Marine kam … und es änderte nichts daran, dass der Rumäne zugleich einer der Furcht einflößendsten Männer war, denen Buchevsky jemals begegnet war.
Vielen Leuten war das möglicherweise gar nicht so bewusst. Bei Licht betrachtet hatte Basarabs knochiges, fuchsähnliches Gesicht etwas Gutaussehendes an sich, und er stellte oft ein warmherziges Lächeln zur Schau. Buchevsky war davon überzeugt, dass diese Wärme tatsächlich von Herzen kam, doch in den strahlend grünen Augen fanden sich auch düstere Orte … düstere Orte, die man bei vielen Menschen auf dem Balkan nach Ceausescu ebenso beobachten konnte wie bei jenen in den Bergen Afghanistans, wo Buchevsky so viel Zeit verbracht hatte. Düstere Orte, die Master Sergeant Stephen Buchevsky wiedererkannte, weil er in seinem Leben so vielen beängstigenden Männern begegnet war … und weil es jetzt in seinem Inneren auch einen solchen Ort gab. Einen düsteren Ort, der den Namen »Washington, DC« trug.
Doch ganz gleich, was sich in Basarabs Vergangenheit zugetragen haben mochte, der Mann bewies eine fast erschreckende Kompetenz, und er strahlte ein vor Selbstbewusstsein strotzendes Charisma aus, wie es Buchevsky nur selten bei jemandem beobachtet hatte. Es war die Art von Charisma, die sogar die Loyalität eines Stephen Buchevsky für sich gewinnen konnte, auch wenn sie sich erst seit so kurzer Zeit kannten.
»Sie sagen durchaus etwas Wahres, mein Stephen«, sprach Basarab und lächelte dabei, als hätte er Buchevskys Gedanken gelesen. Gleichzeitig legte er eine Hand auf die Schulter des hünenhaften Amerikaners. Genauso wie die fast schon besitzergreifende Art, mit der er »mein Stephen« zu ihm sagte, hätte man auch diese Geste als gönnerhaft deuten können, doch das war sie nicht.
»Trotzdem«, fuhr er schließlich fort und wurde wieder ernst, »glaube ich, es wird Zeit, diesem Ungeziefer eine Nachricht zukommen zu lassen.«
»Klingt gut.« Ein Hauch von Skepsis schwang in Buchevskys Stimme mit, woraufhin Basarab leise zu lachen begann, was aber keineswegs angenehm klang.
»Ich glaube, das können wir bewerkstelligen«, meinte er dann und stieß einen schrillen Pfiff aus.
Augenblicke später verließ Take Bratianu den Schutz der Bäume, ein dunkelhaariger, breitschultriger Rumäne mit einem Lederwams bestückt mit Messern, Handgranaten und Gewehrmagazinen.
Buchevsky hatte sich dank Elizabeth Cantacuzène bereits einige Rumänischkenntnisse angeeignet, aber der nun stattfindende Wortwechsel lief viel zu schnell ab, als dass er ihn mit seinem Grundverständnis der Sprache hätte mitverfolgen können. Das Ganze dauerte nur ein paar Sekunden, dann nickte Bratianu, und Basarab wandte sich wieder Buchevsky zu.
»Take spricht leider kein Englisch«, sagte er.
Das wäre mir fast nicht aufgefallen, dachte Buchevsky ironisch. Andererseits musste Bratianu weder Englisch noch sonst eine Sprache beherrschen, um erkennen zu lassen, dass er ein mit allen Wassern gewaschener Kerl war, was im Übrigen für jeden von Basarabs Männern galt.
Sie waren nur zwanzig an der Zahl, aber sie bewegten sich wie Geister. Buchevsky war auf dem Gebiet kein
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