Der Widerstand
Anfänger, aber er gab unumwunden zu, dass er mit ihrer Art, sich lautlos und unsichtbar durchs Unterholz zu bewegen, nicht mithalten konnte. Sie beherrschten das besser, als er es jemals gekonnt hatte, und neben Gewehren, Pistolen und Handgranaten verfügte einschließlich Bratianu jeder von ihnen über eine Auswahl an Messern, Äxten und machetenähnlichen Klingen, die ohne Weiteres als Kurzschwerter von der Art des alten römischen Gladius hätten dienen können. Buchevsky vermutete, dass sie alle viel lieber mit kaltem, geschärftem Stahl auf einen Gegner losgingen als mit irgendwelchen kindischen Sturmgewehren.
Als Bratianu und seine Kameraden den Pfad entlanggingen, blitzten immer wieder Klingen auf, und im gleichen Moment hörten die verletzten Shongairi auf, sich vor Schmerzen zu winden.
Für Buchevsky stellte das kein Problem dar. Ganz im Gegenteil, in seinen Augen schimmerte Zufriedenheit. Als er dann aber sah, dass einige der Rumänen begannen, die Aliens zu entkleiden, während andere mehrere kräftige junge Bäume entlang des Weges abhackten, legte er die Stirn in Falten und sah fragend zu Basarab.
Der schüttelte den Kopf, dann sagte er: »Abwarten.«
Buchevsky wandte sich wieder dem seltsamen Geschehen zu.
Die Männer arbeiteten zügig und schnitten die Baumstämme mit Äxten und Macheten auf eine Länge von knapp drei Metern zu, dann spitzten sie beide Enden an. In erstaunlich kurzer Zeit hatten sie ein ganzes Dutzend zusammen, und dann musste Buchevsky entsetzt mitansehen, dass sie in aller Ruhe die Shongairi aufhoben, um sie zu pfählen.
Sie arbeiteten sich weiter vor, und als ihnen die Pfähle ausgingen, sorgten sie umgehend für Nachschub, um auch noch die restlichen Toten aufzuspießen. Blut und andere Körperflüssigkeiten liefen an den Baumstämmen nach unten, deren anderes spitzes Ende dann in den weichen Erdboden gedrückt wurde. Schließlich waren es fünfundzwanzig tote Aliens, die wie mit einer Nadel durchbohrte Insekten im Schatten der Bäume aufgereiht waren. Buchevsky spürte, dass Basarabs Blick auf ihm ruhte.
»Sind Sie jetzt schockiert, mein Stephen?«, fragte der Rumäne leise.
»Ich …« Buchevsky musste tief durchatmen. »Ja, ich glaube schon. Ein wenig jedenfalls«, räumte er ein und drehte sich zu dem anderen Mann um. »Das könnte daran liegen, dass es mich etwas zu sehr an das erinnert, was einige Gotteskrieger gemacht haben, um zu verstehen zu geben, dass sich niemand mit ihnen anlegen soll.«
»Tatsächlich?« Basarabs Augen strahlten eisige Kälte aus. »Das wundert mich gar nicht. Immerhin haben wir diese Tradition vor langer Zeit von ihren türkischen Glaubensbrüdern gelernt, und wie es aussieht, ändern sich manche Dinge nie. Aber wenigstens waren sie bereits tot, als sie gepfählt wurden.«
»Hätte das einen Unterschied ausgemacht?«, wollte Buchevsky wissen.
Basarabs Nasenflügel blähten sich auf, aber dann gab sich der Mann einen Ruck. »Früher nicht. Wie ich schon sagte, diese Praxis ist hier in der Gegend tief in der Geschichte verwurzelt. Immerhin kennt man einen der berühmtesten Söhne Rumäniens unter dem Namen ›Vlad der Pfähler‹.« Er lächelte schwach. »Wissen Sie, ich hatte keine glückliche Kindheit, wie ihr Amerikaner das wohl ausdrücken würdet, und es gab eine Zeit, da habe ich allen um mich herum Grausames angetan. Damals machte mir das Spaß, und damals hätte ich die da alle lieber bei lebendigem Leib aufgespießt.« Er schüttelte den Kopf, und mit einem Mal bekam sein Gesichtsausdruck einen traurigen Zug, während er die gepfählten Aliens betrachtete. »Ich schätze, es gab viele, die so waren wie ich. Männer … so voller Wut … so verletzt von dem, was man ihnen oder den Menschen angetan hat, die sie geliebt haben … so verletzt, dass sie selbst zu Monstern wurden. Allerdings glaube ich, dass ich … dass ich zu einem noch schlimmeren Monster wurde als die meisten von ihnen. Ich bin keineswegs auf meine Vergangenheit stolz, mein Stephen, aber ich bin auch nicht mehr wütend. Ich hatte mehr Glück als viele andere, weil ich Zeit hatte, mit meinen inneren Dämonen zu ringen. Ich konnte sogar reisen und mir andere Länder ansehen, Orte, die nicht von Blut und Gewalt getränkt waren. Ich konnte einige der schreienden Stimmen in meinem Kopf verstummen lassen, weil der Frieden mich besänftigte. Ich erinnere mich an einen Arzt, mit dem ich mich einmal unterhalten habe … Ich glaube, das war in Österreich …«
Er wurde
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