Der Widerstand
KU-197-20 einverstanden gewesen waren, es als die perfekte Gelegenheit angesehen hatten, die von der Menschheit ausgehende Gefahr zu bannen, bevor die sich zu einer zweiten Version der Shongairi entwickeln konnte. Ihrer Meinung nach war es immer noch besser, sich nur mit einer einzigen auf Expansion sinnenden, blutrünstigen und hyperaggressiven Rasse herumschlagen zu müssen. Außerdem hatten sich vermutlich einige von ihnen ihr Gewissen erleichtert, indem sie sich einredeten, dass die Shongairi zumindest der praktisch unvermeidbaren Selbstzerstörung zuvorkamen, die auf die Menschen wartete, sobald sie begriffen, wie sie die Macht des Atoms nutzen konnten. Von diesem Blickwinkel aus betrachtet war es sogar ihre moralische Pflicht, dafür zu sorgen, dass dieser unnatürlich verdrehten Entwicklung auf KU-197-20 durch eine Macht von außen Einhalt geboten wurde, solange sich diese Zivilisation noch in primitiven Bahnen bewegte.
Und sollte es im Verlauf dieser Eroberung dazu kommen, dass die Menschen durch einen unglücklichen Umstand ausgelöscht wurden – nun, dann traf die Hegemonie daran keine Schuld, nicht wahr? Ganz richtig, denn die Schuld lag in dem Fall natürlich bei den bösartigen, schurkischen und kampfsüchtigen Shongari. Und wenngleich eine solche Entwicklung natürlich äußerst bedauerlich wäre, würde den zivilisierten Rassen wenigstens erspart bleiben, dass ein weiterer Haufen blutrünstiger Verwirrter sein Unwesen treiben konnte.
Doch die Shongairi sahen in den Menschen etwas ganz anderes. Die Mehrheit ihrer Dienstrassen (es wäre ihnen natürlich niemals gerecht geworden, sie als »Sklaven« zu bezeichnen) war in militärischer Hinsicht genauso nutzlos wie die höher entwickelten Herbivoren der Hegemonie – und mit Intelligenz waren sie alle ebenfalls nicht in nennenswertem Maße gesegnet. Man konnte ihnen relativ einfache Aufgaben beibringen, aber nur drei von ihnen ließen sich ohne größere chirurgische Eingriffe schulen, indem sie die Technologie der neuralen Erziehung benutzten, die innerhalb der Hegemonie als selbstverständlich angesehen wurde. Und keine von ihnen besaß auch nur im Ansatz etwas von der Aggressivität und von dem Feuer, das die Shongairi-Zivilisation antrieb. Als Arbeiter und Drohnen konnten sie dienen, aber niemals Soldaten, niemals Krieger werden. Es lag ihnen einfach nicht im Blut.
Die Menschen dagegen … Ja, die besaßen womöglich Potenzial. Die Aufzeichnungen der Erkundungsteams hatten deutlich gemacht, dass es sich bei ihnen um hoffnungslose Primitive handelte. Nach den angewandten Taktiken und Strategien zu urteilen, die vom Erkundungsteam während der einen Schlacht beobachtet und mitgeschnitten worden waren, schienen sie in ihrer momentanen Verfassung ein genauso nutzloser Haufen zu sein wie alle anderen. Dennoch handelte es sich bei ihnen um die erste Spezies, die bei den Shongairi den Eindruck erweckt hatte, dass sich aus ihren Angehörigen mit einer intensiven Langzeitschulung brauchbare Sklavensoldaten machen lassen könnten. Die zugegeben oberflächlichen physiologischen Daten, die das Erkundungsteam zusammengetragen hatte, ließen es sogar möglich erscheinen, dass bei ihnen die Neuraledukatoren zum Einsatz kommen konnten, ohne ihnen zuvor chirurgisch die sonst notwendigen Rezeptoren einzusetzen. Selbst wenn sich das bewahrheiten sollte, würden sie als Krieger den Shongairi niemals ebenbürtig sein, doch zumindest konnten sie als nützliches Kanonenfutter herhalten. Und wer wollte schon mit völliger Gewissheit sagen, ob diese Menschen nicht irgendwann, mit dem richtigen Training und einem passenden Zuchtprogramm, wenigstens annähernd an das Niveau der Shongairi heranzureichen vermochten?
Der Imperator hatte die Bedeutung einer Feststellung der Brauchbarkeit von KU-197-20 vor diesem Hintergrund besonders betont, bevor Thikairs Expedition aufgebrochen war. Und die Tatsache, dass die Unkrautfresser und ihre kaum weniger verachtenswerten Omnivoren-Gesellen den Planeten so großzügig dem Imperium überlassen hatten, machte die Möglichkeit, dass er sich tatsächlich als nützlich erweisen sollte, umso erfreulicher.
Nichts von alledem konnte allerdings etwas an seinem gegenwärtigen Problem ändern.
»Sie sagen, es könnte sogar Stufe Zwei sein?«, fragte er. »Wie kommen Sie auf diesen Gedanken?«
»Angesichts der EM-Aktivität und der Bandbreite von derart vielen Signalen müssen die Einheimischen mindestens auf Stufe Drei angelangt sein,
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