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Der wilde Planet

Der wilde Planet

Titel: Der wilde Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Fenster zurück und griff nach der einzigen manuellen Kontrolle des Gleiters, die mit der Soundanlage zusammenhing: dem Lautstärkeregler. Im gleichen Moment schlug der erste Zararaptor die Scheibe in einem Stück aus der Fassung, dann steckte er den Kopf in den Fahrgastraum und stieß ein unangenehmes Zischen aus. Zweifellos beabsichtigte er, sich in den Gleiter zu zwängen. Der zweite Zararaptor wartete, dass Holloway nach draußen gezerrt wurde.
    Holloway schaffte es, sich nicht in die Hosen zu machen, während der Zararaptor sich weiter in den Gleiter kämpfte. Als er bis etwa zur Hälfte drinnen war, drückte Holloway ein Symbol auf dem Infopanel. Die Soundanlage sprang an und führte den Frequenztest für den Bereich von 22500 bis 28000 Kilohertz durch. Holloway drehte den Lautstärkeregler schnell bis an den Anschlag.
    Der Zararaptor im Fenster schrie und schlug um sich. Er knallte mit dem zahnbewehrten Kopf gegen die Karosserie des Gleiters, als er hektisch versuchte, sich aus dem Fahrzeug zurückzuziehen. Nach mehreren angsterfüllten Sekunden hatte das Geschöpf es geschafft, sich zu befreien, und wich stolpernd vor dem zerbrochenen Fenster zurück. Der zweite Raptor trat ebenfalls den Rückzug an.
    Holloway war so erleichtert, dass er fast geweint hätte.
    Die Zararaptoren waren offensichtlich abgeschreckt, aber sie flüchteten nicht. Kurz darauf umkreisten sie wieder den Gleiter. Das verwirrte Holloway für einen Moment. Dann startete er den Frequenztest erneut und öffnete das Dach und die Fenster des Gleiters.
    Als die Zararaptoren mit einem Rundumsound in schmerzhaft hohen Frequenzen beschallt wurden, kreischten sie wütend und rannten zurück in den Dschungel.
    Holloway blickte ihnen fassungslos nach. Dann rief er das Rekorder-Programm des Infopanels auf, überzeugte sich, dass es auch Frequenzen außerhalb des Hörbereichs erfassen konnte, und zeichnete den Frequenztest auf. Dann spielte er die Datei in einer Endlosschleife ab.
    Fünf Minuten später war es im Dschungel still geworden. Nur noch der Wind rauschte durch die Bäume. Anscheinend waren die Zararaptoren nicht die einzigen Tiere, die Lärm im Ultraschallbereich nicht ausstehen konnten.
    Holloway spürte, dass er davon Kopfschmerzen bekam, wie es Aubrey vor einigen Tagen prophezeit hatte. Aber er war bereit, damit zu leben, weil die Alternative darin bestand, nicht zu leben. Ein schmerzender Kopf war immer noch besser als einer, der zerkaut wurde.
    Er widmete sich wieder dem Infopanel und rief ein anderes Diagnoseprogramm auf, das für die Frontrotoren. Der Test ergab, dass physikalisch alles mit den Rotoren in Ordnung war. Sie arbeiteten innerhalb der normalen Parameter.
    Holloway vergewisserte sich, dass seine Soundbarriere noch funktionierte, und führte dann eine Softwarediagnose durch, die sich auf die Subsysteme der Rotoren konzentrierte. Auch sie schienen in Ordnung zu sein. Auch die Diagnose des Hauptantriebssystems ergab keine Mängel oder fehlerhafte Daten.
    Wenn sowohl mit der Hardware als auch mit der Software alles stimmte, konnte es dann wirklich nur ein zufälliger Aussetzer gewesen sein, eine kurze Störung des Systems? Holloway musste einräumen, dass so etwas möglich war, aber das gefiel ihm nicht. Denn es würde bedeuten, dass auch seine fehlende Munition und die leere Batterie des Notfall-Schutzzauns nur ein dummer Zufall waren.
    Holloway war bereit, die Kombination von zwei solchen Pannen als schlechtes Karma oder was auch immer zu akzeptieren. Aber drei Faktoren gleichzeitig klangen zu sehr nach Absicht. Es klang ziemlich paranoid, obwohl er eigentlich gar nicht zur Paranoia neigte. Aber was sonst konnte der Grund sein? Jemand hatte einfach nur versucht, ihn umzubringen.
    Wer hatte Zugang zum Gleiter? Auf jeden Fall Holloway selbst, aber solange er kein Schlafwandler mit selbstmörderischen Neigungen war, konnte er sich als Verdächtigen ausschließen.
    Isabel hielt sich seit einer Woche auf der Plattform mit seinem Baumhaus auf, so dass sie haufenweise Gelegenheiten gehabt hätte. Holloway hatte ihr während ihrer Liaison zwar jede Menge guter Gründe geliefert, stinksauer auf ihn zu sein, aber für ihn war es einfach unvorstellbar, dass sie ihn deswegen ermorden wollte. So etwas war nicht ihre Art. Und selbst wenn es so wäre, dachte Holloway sarkastisch, würde sie es nicht heimlich und verstohlen tun. Sie würde ihn frontal angreifen.
    Also konnte es nur jemand anderer gewesen sein. Holloways Leben verlief ohne

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