Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der wilde Planet

Der wilde Planet

Titel: Der wilde Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
allzu viele direkte Kontakte zu anderen Menschen. Die einzigen Leute, die er während der vergangenen Woche gesehen hatte, waren Isabel, Aubrey und sein Lakai Landon. Doch keiner der beiden Männer war in der Nähe des Gleiters gewesen. Landon schon, aber …
    Holloways Gehirn erstarrte für einen kurzen Moment, als er sich schließlich an eine weitere Person erinnerte, der er in den letzten Tagen begegnet war.
    Holloway reaktivierte sein Infopanel und ließ sich sämtliche Betriebsprogramme des Gleiters auflisten. Dann suchte er nach Dateien, die während der vergangenen Woche installiert oder verändert worden waren. Er fand zwei. Das eine war das Steuerprogramm für die Rotoren, an dem etwas geändert worden war. Das zweite Programm war erst vor vier Tagen hinzugefügt worden. Es hatte keine Bezeichnung, aber Holloway konnte sich denken, was es bewirkte und an welchem anderen Programm. Und wer es installiert hatte, um dafür zu sorgen, dass Holloway in eine schwere Notlage geriet.
    »Mistkerl«, sagte Holloway. Er wies das Infopanel an, sämtliche Systemdateien zu löschen und sie gemäß der Grundkonfiguration neu zu installieren. Das würde einige Zeit beanspruchen, die Holloway nur ungern am Dschungelboden verbrachte, aber er wollte auf gar keinen Fall mit dem Gleiter irgendwohin fliegen, bevor er das Betriebssystem wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt und jede Spur von diesem verdammten neuen Programm ausradiert hatte.
    Die Neuinstallation dauerte zwei Stunden. In dieser Zeit wurden Holloways Kopfschmerzen zu einer ausgewachsenen Migräne, und inzwischen lief ihm unablässig Blut aus der Nase. Holloway verbrachte die letzte halbe Stunde am Boden damit, Schmerztabletten zu kauen und sich Verbandsmull aus dem Erste-Hilfe-Kasten in die Nasenlöcher zu stopfen.
    Als Holloway endlich wieder in der Luft war, ging die Sonne bereits unter. Er pingte Isabel an. Sie antwortete nicht. Das überraschte ihn nicht allzu sehr. Wahrscheinlich beobachtete sie die Fuzzys dabei, wie sie Integralrechnungen durchführten, oder sie brachte ihnen die Feinheiten der Metaphysik bei. Holloway wartete, bis sich ihre Mailbox meldete.
    »Isabel, hier ist Jack«, sagte er. »Hör zu, ich muss unbedingt nach Aubreytown, um mich um etwas zu kümmern. Es dürfte nicht allzu lange dauern, aber ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Wenn ich mich bis Mitternacht nicht zurückgemeldet habe, ruf bitte deinen neuen Freund an und sag ihm, dass er nach mir suchen soll. Denn wenn du bis Mitternacht nichts von mir gehört hast, besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass ich, aus welchem Grund auch immer, einen Anwalt brauche.«

12
    Holloway betrat Warren’s Warren und fand Joe DeLise genau dort vor, wo er ihn vermutet hatte: an der Theke, auf dem dritten Hocker von rechts. Es war der Joe-DeLise-Ehren-Barhocker. DeLise hatte dort schon so oft gesessen, dass die Polsterung sich der Form seines Hinterns angepasst hatte. Falls einmal jemand anderer darauf saß, wenn DeLise hereinkam, saß er dort nicht mehr lange. DeLise baute sich einfach vor dem Betreffenden auf und starrte ihn an, bis er den Hinweis verstand. Einmal hatte dort ein Prospektor gesessen, der den Hinweis nicht verstanden hatte. DeLise hatte sich anderswo hingesetzt und gewartet, bis der Prospektor die Bar verließ. Am nächsten Morgen fand man diesen in einer Gasse – nicht tot, aber mit einer beeindruckenden Platzwunde auf der Stirn. Danach gab es kaum noch jemanden, der DeLise seinen Anspruch streitig machte.
    Holloway ging zu DeLise, wartete einen Moment, bis der Mann verdutzt aufblickte, und schlug ihm dann mit der Faust mitten ins große, fette Gesicht. DeLise kippte vom Barhocker, die Bierflasche zerschellte am Boden. In der Bar, die mäßig gefüllt war, wurde es totenstill.
    »Hallo, Joe«, sagte Holloway. »Ich weiß, dass Sie überrascht sind, mich zu sehen.«
    Vom Boden glotzte DeLise fassungslos zu Holloway hinauf. »Sie haben soeben einen Polizisten geschlagen, Sie Volltrottel.«
    »Ja, das habe ich getan«, sagte Holloway. »Ich habe einen Polizisten geschlagen, vor Zeugen, in einer Bar, in der es eine Überwachungskamera mit direkter Verbindung zur Sicherheitszentrale gibt. Und das bedeutet, wenn Sie es sich in den Kopf setzen sollten, mich diesmal verschwinden zu lassen, wird jeder wissen, dass Sie es waren, Sie fettes, schwabbeliges Arschloch. Sie werden keine Gelegenheit erhalten, mich ein zweites Mal umzubringen.«
    »Ich weiß überhaupt nicht,

Weitere Kostenlose Bücher