Der wilde Planet
Erstkontakts grob mit den Jäger-und-Sammler-Kulturen in Nordamerika um das Jahr 10000 v.Chr. vergleichbar war. Der Hinweis, dass man nach diesen Kriterien auch einigen ihrer direkten Vorfahren jegliche Intelligenz absprechen müsste, hatte die Firmenanwälte nicht im Geringsten irritiert. Anwälte wurden darauf trainiert, sich nicht auf derartige Unerheblichkeiten einzulassen. Die Negad konnten nicht lesen und schreiben, sie hatten keine Städte und etwas, das bestenfalls eine Vorstufe der Landwirtschaft war. Drei Abstriche, und sie waren disqualifiziert, zumindest in den Augen der Nutzungsfirmen und ihrer Anwälte.
Holloway nahm wieder sein Infopanel zur Hand, um sich noch einmal die Szenen mit Pinto und Opa anzusehen. Wenn die Firmenanwälte es sogar mit den Negad versucht hatten, würden sie sich begeistert auf die Fuzzys stürzen. Auch hier gab es keine Städte, keine Schrift, keine Landwirtschaft, und es gab auch keine Sprache, keine Werkzeuge, keine Kleidung und offenbar auch keine sozialen Strukturen außer der Familiengruppe – die auch etwas ganz anderes sein konnte, so dass dieses Argument in Anbetracht ihrer seltsamen unisexuellen Biologie vielleicht gar nicht zählte.
Es wäre besser für die Fuzzys, wenn sie nicht intelligent wären, dachte Holloway. Wenn sie es waren, wäre das keine Garantie, dass man sie auch als Intelligenzwesen anerkannte. Nicht, wenn so viele Leute ein Interesse daran hatten, dass sie es nicht waren. Es wäre besser, ein Affe zu sein und nicht zu verstehen, was einem weggenommen wurde, als ein Mensch zu sein und es nur allzu gut zu verstehen – und keine Möglichkeit zu haben, es zu verhindern.
Carl rappelte sich vom Boden auf und lief mit wedelndem Schwanz zur Haustür. Er steckte die Nase durch die Hundetür und drückte sie ein Stück weit auf. Dann wurde sie von außen weiter geöffnet, und Carl wich zurück.
Unmittelbar darauf kam die Fuzzy-Familie hindurch, nachdem sie von ihrem unbekannten kleinen Abenteuer zurückgekehrt war. Jeder begrüßte Carl mit einer flüchtigen Berührung. Nur Baby umarmte Carl stürmisch. Carl ließ es geduldig mit sich geschehen und leckte Baby übers Gesicht, als sie sich von ihm gelöst hatte.
Papa Fuzzy kam zu Holloway und blickte zu ihm auf. Holloway verstand sofort, dass er ihm damit zu verstehen geben wollte, dass seine Unterstützung benötigt wurde. Holloway, der an seine Rolle als Fuzzy-Butler erinnert wurde, grinste und folgte dem Geschöpf in den Küchenbereich, wo Papa neben dem Kühlschrank stehen blieb. Holloway wusste, dass der Fuzzy durchaus in der Lage war, den Kühlschrank selber zu öffnen, und musste anerkennen, dass er wenigstens um Erlaubnis gefragt wurde.
Holloway öffnete den Kühlschrank. »Nur zu!«
Der Fuzzy kletterte hinein und tauchte kurz darauf wieder mit dem letzten Rest vom geräucherten Truthahnfleisch auf.
»Ich glaube nicht, dass ihr das noch essen wollt«, sagte Holloway. »Es ist nicht mehr ganz frisch, müsst ihr wissen.« Er nahm dem Fuzzy die Packung ab, fischte die letzten zwei Truthahnscheiben heraus und hielt sie Carl hin, der davon hellauf begeistert war. »Sitz«, sagte er zu Carl, der dem Befehl unverzüglich nachkam. Holloway warf ihm das Fleisch zu, und Carl fing es im Flug auf und hatte es nach etwa einer Drittelsekunde verschlungen.
Nachdem Papa das Geschehen verfolgt hatte, wandte er sich Holloway zu und kreischte. Vermutlich sollte diese Lautäußerung so viel bedeuten wie: Es tut mir sehr leid, aber ich muss dich jetzt töten.
Holloway hob eine Hand. »Warte!« Er kehrte zum Kühlschrank zurück und holte eine andere Packung hervor. »Mein Freund«, sagte er und zeigte dem Fuzzy, was er in der Hand hielt. »Ich finde, es ist an der Zeit, euch mit etwas vertraut zu machen, das wir Menschen als ›Schinkenspeck‹ bezeichnen.«
Papa musterte die Packung mit zweifelnder Miene.
»Vertrau mir.« Holloway schloss den Kühlschrank und machte sich auf die Suche nach einer Bratpfanne.
Fünf Minuten später hatte der Duft des gebratenen Specks sämtliche Fuzzys sowie Carl angelockt, der wie gebannt zum winzigen Herd des Hauses hinaufstarrte. Zwischendurch versuchte Pinto hinaufzuklettern, um ein Stück halb gebratenen Schinkenspeck zu stibitzen, doch er wurde von Mama heruntergeholt und Opa übergeben, der ihm eine Kopfnuss verpasste. Das schien Opas bevorzugte Kommunikationsmethode zu sein, wenn es um Pinto ging.
Schon bald waren sechs Streifen Speck gar und hinreichend abgekühlt, um
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