Der wilde Planet

Titel: Der wilde Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi

Vom Netzwerk:

wiederzusehen.« Sie hielt ihm die Hand hin.
    Holloway nahm sie und schüttelte sie.
    »Eine interessante neue Spezies, die Sie da gefunden haben«, sagte Meyer.
    »Die Burschen stecken voller Überraschungen«, sagte Holloway.
    »Hat Mark Ihnen erklärt, wie die heutige Anhörung ablaufen wird?«, fragte Meyer.
    »Ja.«
    »Es ist kein Gerichtsverfahren«, sagte Meyer. »Es gibt also keinen Grund, mit der Beantwortung der Fragen zu zögern, die ich Ihnen stellen werde.«
    »Ich verspreche Ihnen, die Wahrheit zu sagen.«
    Als Meyer daraufhin lächelte, fragte sich Holloway, ob sie etwas über Aubreys geheimen Abstecher zu seinem Haus wusste. Sie drehte sich zu Sullivan um, nickte und betrat den Gerichtssaal, ihren Assistenten im Gefolge.
    »Als Chefin ist sie sehr ehrgeizig«, fügte Sullivan hinzu.
    »Das ist nicht schlecht für dich. Ehrgeizige Vorgesetzte hinterlassen zu besetzende Posten.«
    »Wohl wahr«, sagte Sullivan. Dann strahlte er übers ganze Gesicht, als er im Korridor eine andere Person bemerkte: Isabel.
    Sie beantwortete das Lächeln, und als sie Sullivan erreicht hatte, gab sie ihm einen herzlichen, aber für die Öffentlichkeit ausreichend dezenten Kuss auf die Wange. Dann wandte sie sich an Holloway.
    Er reichte ihr die Hand. »Jack Holloway«, sagte er. »Neben Ihnen bin ich der zweite Zeuge und Experte.«
    »Sehr witzig, Jack.« Isabel ignorierte seine Hand und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Bist du wegen dieser Sache nervös?«
    »Nein«, sagte Holloway. »Du?«
    »Ich habe Angst. Was ich der Richterin heute sage, könnte dazu führen, dass die Fuzzys als rechtsfähige Personen anerkannt werden. Das will ich nicht verpatzen. Ich glaube, seit der Disputation meiner Doktorarbeit war ich nicht mehr so aufgeregt.«
    »Aber das hat doch wunderbar geklappt«, sagte Holloway. »Also kannst du eine gute Erfolgsbilanz vorweisen.«
    »Wann bist du nach Aubreytown gekommen?«, fragte Isabel.
    »Carl und ich sind vor etwa einer Stunde gelandet.«
    »Wo ist Carl?«
    »Im Gleiter«, sagte Holloway. »Entspann dich«, fügte er hinzu, als er Isabels Gesichtsausdruck sah. »Der Gleiter hat eine unabhängige Klimaanlage. Drinnen ist es angenehm kühl. Du kannst ihn nach der Anhörung begrüßen und dich vergewissern, dass es ihm gutgeht.«
    »Apropos«, sagte Sullivan, »es wird Zeit, dass ihr beiden hineingeht. Die Sache fängt in wenigen Minuten an, und Richterin Soltan mag es nicht, wenn man sie warten lässt.«
    Richterin Nedra Soltan trat in den Gerichtssaal und nahm ohne weitere Umschweife ihren Platz ein. Es gab keinen Gerichtsdiener, der sie ankündigte oder die Anwesenden aufforderte, sich zu erheben. Als alle im Saal aufgestanden waren, hatte Soltan bereits Platz genommen.
    »Bringen wir es so schnell wie möglich hinter uns«, sagte Soltan und warf dann einen Blick auf ihre Tagesordnung. »Dr. Wangai?«
    »Ja, Euer Ehren?«, sagte Isabel und erhob sich.
    Holloway saß neben ihr, am Tisch, der ansonsten für die Verteidigung reserviert war. Janice Meyer und ihr Assistent hatten die Plätze der Staatsanwaltschaft eingenommen. Kein Gerichtsverfahren – dass ich nicht lache! , dachte Holloway. Der Publikumsbereich des Saals war leer bis auf Brad Landon, der in der hintersten Reihe Platz genommen und eine Miene höflicher Langeweile aufgesetzt hatte, und Sullivan, der genau hinter Isabel saß.
    »Die Tagesordnung sieht vor, dass Sie eine Zusammenfassung Ihrer Forschungsergebnisse geben«, sagte Soltan.
    »Ja, Euer Ehren«, sagte Isabel.
    »Hat sich irgendetwas Neues ergeben, das Sie dem Material hinzufügen möchten, das mir bereits zugänglich gemacht wurde? Denn falls nicht, würde ich diesen Punkt gern überspringen.«
    Isabel blinzelte verwundert. »Überspringen?« Sie blickte zum großen Monitor, der eigens für ihre Präsentation im Saal aufgebaut worden war.
    »Ja«, sagte Soltan. »Ihr Bericht ist äußerst gründlich und erschöpfend – im doppelten Sinne. Wenn wir hier nicht mehr als eine Rekapitulation zu erwarten haben, würde ich lieber darauf verzichten.«
    »Die Präsentation war dazu gedacht, Ihnen die Gelegenheit zu geben, Fragen zum Beweismaterial zu stellen. Und ich war mir sicher, dass Sie noch Fragen haben.«
    »Nein, eigentlich nicht«, gab Soltan unumwunden zu. »Können wir also fortfahren?«
    Isabel blickte zu Holloway, der die Augenbrauen um etwa einen halben Millimeter hochzog, und dann zu Sullivan, dessen Miene ausdruckslos war. »Ich denke schon«, sagte sie