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Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman

Titel: Der wilde Tanz der Seidenröcke: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Leuten, und höflich zu den Damen, gewandt im höfischen Umgang, aber ohne Kriecherei, liebenswürdig mit einem Wort, wie man es nur im Périgord sein kann, von wo er stammte; und als letztes sei gesagt, was in meinen Augen nicht zu seinen geringsten Vorzügen zählte, er war stets mit der größten Sorgfalt gekleidet, aber in dunklen Tönen, und als dann jene Mode aufkam, trug er als erster die großen Spitzenkragen, die den Hals freiließen, anstatt der Halskrause, die ihn einzwängte – »eine italienische Erfindung«, wie er sagte, »und eine der dümmsten.«
    Also betrachtete ich in meiner jugendlichen Bewunderung diesen Ausbund aller männlichen Tugenden, wie er Ihre kindische Hoheit umarmte, die so liebreizend war in ihrer Unbefangenheit und so schwierig in ihren Launen. Ich war glücklich, Toinon behalten zu dürfen und zu sehen, daß die beiden sich geeinigt hatten. Aber ach, es war ein kurzer Frieden! Im nächsten Augenblick machte die Herzogin eine Bemerkung, die sie für versöhnlich hielt, und es war mit der Windstille vorbei.
    »Wißt Ihr«, sagte sie, »welche große Neuigkeit ich dem da verkünden wollte, als ich ihn mit der Schnepfe überraschte? Ich habe den König gebeten, meinen Patensohn als Pagen zu nehmen, und da ich sicherlich seine liebste Cousine bin, hat er es mir nicht abgeschlagen. Denkt Euch, es ist ausgemacht, Pierre tritt am Montag seinen Dienst beim König an!«
    Bei diesen Worten ließ mein Vater die Herzogin los, wich einen Schritt zurück, seine Kiefer knirschten, sein Auge funkelte, und er brach in einen fürchterlichen Zorn gegen sie aus.
    »Ihr seid doch eine Törin, Madame, eine Törin! Und, was noch schlimmer ist, Ihr ändert Euch nicht! Wer hat Euch gebeten, den König um so etwas zu bitten? Was maßt Ihr Euch an? Habe ich Euch irgend etwas dergleichen nahegelegt? Müßt Ihr denn immer drauflos wie eine dumme Fliege? Glaubt Ihr, mein Sohn gehöre Euch, daß Ihr über seine Zukunftentscheidet, ohne mich auch nur zu fragen? Seht Ihr nicht, daß Ihr mich durch Eure unsinnige Initiative in die Lage bringt, mich mit Seiner Majestät zu überwerfen?«
    »Wieso, überwerfen?« sagte meine arme Patin erblassend. »Einen Sohn als Pagen beim König zu haben, einen Sohn, der Zutritt im Louvre und täglichen Umgang mit der königlichen Person hat, ist das nicht der Traum einer jeden Adelsfamilie in diesem Land?«
    »Aber nicht der meine, Madame! Wahrlich nicht! Ihr hättet es von mir erfahren, wenn Ihr geruht hättet, mit mir zu sprechen, bevor Ihr Euch in dieses Abenteuer stürztet. Page im Louvre, das ist für mich allerdings eine Schule des Müßiggangs und der Ausschweifung; bestenfalls kann er Vertrauter sein, schlimmstenfalls ein kleiner Lakai, ein Laufbursche, Kuppler und manchmal sogar Lustknabe! Nun gut, bei dem regierenden König besteht die Gefahr nicht, das gebe ich zu. Trotzdem ist das kein Stand, in dem ich meinen Sohn sehen will.«
    »Und wo wollt Ihr ihn dann sehen, Monsieur«, versetzte sie ganz entrüstet, »der Ihr so hochfahrend zu mir sprecht?«
    »Bei seinen Studien, damit er nicht, wie so viele Große, die ich aufzählen könnte, ein ungebildeter Pinsel bleibt.«
    »Wozu hat er dieses ganze elende Pedantenwissen nötig, wenn er mein Patensohn ist? Wieso muß er Latein lernen? Soll er in Mitra und Hirtenstab wandeln? Und wozu muß er sich den Kopf über Mathematik zerbrechen? Wollt Ihr ihn zum Kaufmann machen? Und was nützt ihm das ganze Englisch und Italienisch, mit dem diese kleine Pute ihm den Kopf vollstopft? Soll er der schäbige kleine Dolmetsch eines Gesandten werden? Ist das der große Ehrgeiz, Monsieur, den Ihr für meinen Patensohn hegt?«
    »Verflixt, Madame, Ihr könnt es nicht lassen! Eure falschen Vorstellungen sind wie Quecken, man reißt eine aus, und zehn neue wachsen nach.«
    »Weil ich es einfach satt habe, wie unerbittlich Ihr auf dieser Paukerei besteht! Bücher, Bücher, immer nur Bücher! Um es einmal mit aller Deutlichkeit zu sagen, Monsieur, das riecht mir sehr nach dem Hugenotten, da könnt Ihr noch so fest behaupten, Ihr wäret bekehrt. Man sagt ja nicht umsonst: ›Das Faß stinkt immer nach dem Hering.‹«
    »Madame«, sagte mein Vater, bleich vor Zorn, »das ist ein schändliches Wort! Wenn dieses Faß hier nach Hering stinkt, kann ich Euch nur den Rat geben: hütet Euch künftighin, ihm nahe zukommen.«
    Hiermit kehrte er ihr den Rücken und begann mit verschränkten Armen durch den Raum auf und ab zu schreiten, ohne sie auch nur

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