Der will doch nur spielen: Roman (German Edition)
dachte ich mir. Hören Sie, wenn Sie irgendetwas brauchen, jede Art von rechtlicher Unterstützung, zum Beispiel eine gerichtliche Schutzanordnung oder so …«
O mein Gott! Er will mir helfen, eine einstweilige Verfügung zu erwirken! Gegen Dale! Ich meine, eigentlich sollte ich das tun. Aber ich will nicht, dass Dale ins Gefängnis muss. Er soll sich einfach nur von mir fernhalten.
Trotzdem, selbst wenn ich eine Schutzanordnung bräuchte, würde ich bestimmt nicht zu IHM gehen! Ich meine, Hertzog, Webber & Doyle nehmen für die Stunde fünfhundert Dollar oder so. Vielleicht sogar mehr. Meine gesamten Ersparnisse würden gerade einmal für drei Stunden reichen.
Trotzdem, ich schwöre bei Gott, ich stand da und dachte, wenn ich sein Angebot nicht annehme, denkt er vielleicht, mir ist es mit der Trennung von Dale nicht ernst, und dann geht er nie mit mir aus.
Mitchell Hertzog, meine ich.
Ja. Genau das dachte ich. Über Mitch Hertzog. Während ich dastand und mich mit ihm unterhielt − auf einer Vernissage, zu der er eine langbeinige blonde Schönheit mitgebracht hatte. Die dann zu mir herüberstarrte, während sie vor einer Zeichnung von Ingres stand (dessen Porträt sie gar nicht unähnlich sah, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich frage mich, ob Ingres Gottesanbeterinnen als Modell genommen hat)!
O Gott, ich bin erbärmlich. Gebt mir einen Mann in einem Smoking – selbst einen, der offenkundig schon vergeben ist −, und ich kann an nichts anderes denken, als mit ihm die Sunday Times zu teilen und durch den Central Park zu spazieren.
Und dann, um die ganze Sache NOCH peinlicher und verkrampfter zu machen, lachte ich fröhlich und sagte: »Tja, wissen Sie, ich bin eine einfache Angestellte. Ich glaube nicht, dass ich mir Sie leisten kann.«
Dann sagte Mitchell was total Nettes. Ich meine, wirklich total nett. Er sagte: »Für Sie mache ich es auch gerne umsonst. Warum treffen wir uns am Montag nicht in der Kanzlei? Dann gehen wir zum Lunch in ein Restaurant, und wir besprechen das Ganze. Sagen wir um eins?« Und dann fügte er hinzu: »Ich weiß, wo man lecker Hühnchen in Knoblauchsauce essen kann.«
Ich muss zugeben, einen Moment lang war ich so schockiert, dass ich einfach nur dastand und ihn anstarrte, wahrscheinlich mit offenem Mund. Ich überlegte, was ich tun sollte – auf dem Absatz kehrtmachen und schnurstracks zum Ausgang gehen oder ihm vorher noch sagen, er könne mich mal −, als er bemerkte, dass ich nicht lachte. Er stupste mich in die Seite und sagte: »Ha ha, reingefallen. Das war ein Scherz. Oder macht man mit einfachen Angestellten keine Scherze?«
Es ist so: Das Letzte, was ich will, ist, mich in einen Anwalt zu verlieben. Und ich möchte keine einstweilige Verfügung gegen Dale beantragen. Ich meine, er ist keine Bedrohung für mich – außer vielleicht für mein Ego.
Aber Mitch hat so süß gelächelt, und er scheint mir aufrichtig helfen zu wollen, und außerdem hat er mich gestupst. Es war ein freundschaftlicher Stups. Wie viele Anwälte geben anderen Menschen einen freundschaftlichen Stups? Ich meine, ernsthaft?
Ich gebe zu, das alles zusammen – und der Umstand, dass die Gottesanbeterin so böse zu mir herüberstarrte – war vielleicht der Auslöser für … keine Ahnung, dafür, dass ich plötzlich den Verstand verlor. Ich weiß nur noch, dass ich ihm versprach, mich am Montag mit ihm zum Lunch zu treffen, obwohl er Anwalt ist und sein Bruder der widerlichste Mensch auf der ganzen Welt und obwohl er bereits eine knapp zwei Meter große und hundert Pfund leichte Freundin hat und obwohl die SBT MIR EXPLIZIT VERBOTEN HAT, MIT MITCHELL HERTZOG ZU SPRECHEN, WENN SIE NICHT DABEI IST!
Aber wir treffen uns ja nicht wegen Mrs. Lopez. Sondern wegen Dale. Das hat mit der Arbeit überhaupt nichts zu tun. Okay, außer dass Dale an meinem Arbeitsplatz aufgekreuzt ist − mit einem Blumenstrauß und einem neuen Song über mich. Aber egal.
Ich fand es einfach unheimlich süß von ihm. Ich meine, ein Spitzenanwalt wie er, der anbietet, mir gratis bei meinem albernen, langweiligen Problem zu helfen …
Tja, ich wäre fast in Tränen ausgebrochen. Hätte er mir ein Apartment angeboten für neunhundertfünfzig im Monat inklusive Nebenkosten, in Fußnähe zum Büro, hätte meine Rührung nicht größer sein können.
Und dann natürlich musste ich den Moment ruinieren. Weil er nämlich noch dastand und ich noch dastand und die Gottesanbeterin in ihrem Wickelkleid von Dior noch dastand und
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