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Der Willy ist weg

Der Willy ist weg

Titel: Der Willy ist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Misstrauen.
    »Überleg dir gut, was du tust«, warnte er. »Dazu hatte ich fünf lange Jahre Zeit.«
    »Du sagst uns, wo wir Nagold finden, und Heiko vertagt sein Vorhaben auf unbestimmte Zeit«, mischte ich mich ein. Und dann nichts wie weg hier. Die Formulierung >Sich den Weg freischießen< hatte sich in mein Denken geschlichen und plagte mich mit der Vorstellung, sie möglicherweise gleich in Realität umsetzen zu müssen.
    »Ich vertage hier überhaupt nichts«, zischte Heiko und zog dann, wie Scuzzi, wie Wolf, wie ich, plötzlich abgelenkt ein hörendes Gesicht.
    Von draußen drangen beunruhigende Geräusche herein. Stiefelscharren, hektische Kommandos, Schreie. Mit dem Einsetzen aggressiven, kehligen Bellens wurden mir die Hunde wieder bewusst, und es hätte nicht viel gefehlt und - Mehrere harte Pfopps folgten, wie explosionsartig herausgerissene Weinkorken, und ich schlich mich ans Fenster, während das Bellen in hohes, jodelndes Kreischen umschlug. Noch ein paar Pfopps, und es hatte sich ausgebellt und -gekreischt. Draußen lag ein toter Hund auf der Seite. Ein Ironhead saß benommen daneben und drückte vergeblich seinen der Länge nach aufgeplatzten Skalp wieder zusammen. Beide, Hund und Halter, waren blutbesudelt. Aus anderen Ecken des Geländes drangen fortgesetzte Kampfgeräusche an mein Ohr. Ich wollte gerade meinem Erstaunen und generellen Nichtbegreifen Ausdruck verleihen, als die Eingangstüre aufsprang und eine dunkle Gestalt hereinrollte, auf dem Bauch zu liegen kam und die mit einem Schalldämpfer versehene Mündung einer mit beiden Händen gehaltenen Maschinenpistole auf mich richtete.
    »Waffen auf den Boden legen«, kommandierte die Gestalt, dunkel gemacht von einem schwarzen Overall und einer das Gesicht verdeckenden, ebenfalls schwarzen Sturmhaube. Obwohl mathematisch in der Überzahl, gehorchten Scuzzi und ich widerspruchslos. Selbst Heiko ließ seine beiden Hölzer fallen. Dann erst betrat eine zweite Gestalt, die wohl an der Türe gewartet hatte, den Raum.
    »Sieh an«, sagte sie, oder besser er, denn es war ein Mann, keine Frage. »So sieht man sich wieder«, und er meinte mich damit.
    Ohne mir dessen recht bewusst zu sein, setzte ich die Miene auf, die bei mir für gewöhnlich einem ehrlich gemeinten >Hä?< vorausgeht. Der Mann stand im Halbdunkel, er trug eine Sturmhaube, sprach durch deren Stoff hindurch, so dass mir noch nicht mal seine Stimme etwas sagte. Doch dann trat er ins Licht, das durch das Fenster hereinsickerte, und ich machte im Bereich des Sehschlitzes einen unglücklich über dem rechten Auge hängenden Streifen blonder Ponyfransen aus. Selbst unter einer Sturmhaube nicht auf ein Toupet verzichten zu wollen, muss Stil sein. Ich wüsste kein anderes Wort dafür.
    »>VS Fertest<«, sagte der Schwede im Konversationston. »Hat ein bisschen gedauert, aber wir haben es dann doch entschlüsselt gekriegt. Zusammengesetzt aus dem italienischen >Ferro<, für Eisen, und >Testa<, für Kopf. Und das >VS< steht für die >Vaterländische Sammlungsbewegung.<«
    Die Bewegung, von der Roth-Bichler gesprochen hatte.
    Die Spender, die einen großen Knall erwarteten. Von den Ironheads, wie es aussah.
    »Ja«, meinte der Schwede, setzte sich mit einer Arschbacke zu Wolf auf den Tisch und begann, etwas aus seiner Tasche zu kramen, »das war jetzt keine so tolle gedankliche Leistung, ich gebe es zu, aber immerhin wird es die Namen hinter der spendablen Sammlungsbewegung in die Zeitung bringen, und uns hat es hierhin gebracht.«
    Nach und nach kamen immer mehr Typen durch die Türe, alle in der gleichen Aufmachung. Die wenigsten waren allerdings bewaffnet. Axtstiele und abgebrochene Billardqueues herrschten vor, auch wenn einer einen vollständigen Vorschlaghammer über der Schulter trug. Manche keuchten, andere rieben sich mit verhaltenem Stöhnen schmerzende Körperstellen.
    Wolf saß ganz ruhig, wenn auch mit aufgerissenen Augen. Er schien nicht zu wissen, wie ihm geschah, hockte da wie erstarrt. Nur seine Linke, hinter Lazio Cinosils Rücken, bewegte sich kaum merklich, zog, Zentimeter für Zentimeter, die Zeichnung oder Landkarte oder was immer es sein mochte, worüber er noch vor zehn Minuten mit seinen Kumpels gehangen hatte, von der Tischplatte. Zehn Minuten. Die Zeit raste, doch ich fand kein Mittel, die Initiative wieder an mich zu reißen.
    Der Schwede war fertig mit Kramen und entfaltete ein Stück Papier. Einen Zeitungsausschnitt. Titelblatt. Schon ein paar Monate alt. Ich

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