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Der Wind über den Klippen

Der Wind über den Klippen

Titel: Der Wind über den Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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hätte er begonnen, die Dinge in einem neuen Licht zu sehen, aber Vater … ›Sieh du nur zu, dass du in der Schule gut mitkommst, Kindchen, und überlass es den Erwachsenen, die Welt am Laufen zu halten!‹ So hat er immer geredet.«
    »Wie hat dein Vater auf den Vergewaltigungsversuch reagiert?«
    »Muss ich darüber sprechen? Ich möchte das Ganze endlich vergessen«, protestierte Riikka, doch darauf konnte ich mich nicht einlassen.
    »Er war natürlich wütend, am liebsten wäre er losgezogen und hätte den Kerl zusammengeschlagen. Mich hat er ausge-schimpft, weil ich zu denen ins Auto gestiegen bin, statt ein Taxi zu nehmen. Typisch Vater. Es war nicht das erste Mal, dass er behauptete, die Frauen wären selber schuld, wenn ihnen so etwas passiert.« Ihre Lippen bebten. »Alles ist so leer, seit Vater nicht mehr da ist. Er war so groß und laut und wusste alles …«
    Sie kramte ein Taschentuch aus der Handtasche.
    »Obwohl … für mich hat er sich gar nicht interessiert. Er hat sich immer wieder darüber lustig gemacht, dass ich keinen Freund hatte. Männer wollen eine Sexbombe und keine Kolora-turpiepserin in langweiligen Klamotten, hat er gesagt. Als wäre es heute noch die Pflicht eines Vaters, seine Tochter unter die Haube zu bringen!«
    Mein Handy klingelte, und da ich auf Anttis Anruf wartete, meldete ich mich, entschuldigte mich bei Riikka und ging auf den Flur, wo Tapio Holma mich finster anstarrte. Er schien immer noch zu glauben, er müsse Riikka vor der bösen Polizei beschützen.
    »Wir sind im Krankenhaus, der Arzt hat uns gleich überwie-sen. Iidas Wunde ist mit drei Stichen genäht worden, in Vollnarkose. Der Sehnerv ist zum Glück unversehrt.«
    »Gott sei Dank! Wie konnte das überhaupt passieren?«
    Erst im Nachhinein merkte ich, wie anklagend sich meine Frage anhörte.
    »Ich hab Klavier gespielt, und Iida ist hinter ihrem Ball herge-laufen. Sie muss ausgerutscht sein, nehme ich an, jedenfalls ist sie mit vollem Schwung gegen das Klavier gestoßen.«
    »Die Kante müssen wir abpolstern. Schläft Iida noch?«
    »Sie liegt im Aufwachraum. Ich muss jetzt zurück, damit sie keine Angst bekommt, wenn sie wach wird. Kannst du heute ein bisschen früher nach Hause kommen?«
    »Ich werd’s versuchen, aber ich muss am Nachmittag noch zum Kriminalamt. Im Moment steck ich mitten in einer Vernehmung.«
    Ich brauchte eine Weile, um mich zu beruhigen, obwohl ich eigentlich nicht der hysterische Muttertyp war. Mitunter kam ich mir vor wie ein Monster, wenn ich die müde Iida in ihrem Bettchen quäken ließ, bis sie von allein einschlief, statt sie in den Schlaf zu singen. Ich machte mir keine Sorgen um ver-schluckte Katzenhaare, hatte dem Kind auch nicht beigebracht, sich vor Wespen zu fürchten, und der Schutzhelm fürs Laufen-lernen, den uns meine Schwester Helena geschenkt hatte, lag unbenutzt in der Ecke.
    »Hatte dein Vater im Sommer auf Rödskär Besucher, die du nicht kanntest?«, fragte Koivu gerade, als ich zurückkam.
    »Im Sommer waren eine Menge Segler auf der Insel, aber Bekannte von Vater waren kaum darunter«, erwiderte Riikka nach kurzem Überlegen. »Viele haben ganz zufällig angelegt. Es waren wohl auch ein paar Geschäftspartner meiner Eltern dabei.
    Aber ich war nicht die ganze Zeit dort, ich habe mich in der Stadt auf die Aufnahmeprüfung vorbereitet. Am besten fragt ihr meine Mutter.«
    Sie warf die ebenholzfarbenen Haare zurück. In ihrer schwarzen Kleidung – Rollkragenpullover, kurzer Rock und dicke Strumpfhose – wirkte sie noch eckiger und langgliedriger als sonst, und plötzlich fiel mir ihre Ähnlichkeit mit Mikke auf.
    »Wie hat deine Mutter auf Jiris Festnahme reagiert?«
    Riikka wandte mir das Gesicht zu und lachte beinahe laut auf.
    »Kannst du dir das nicht denken? Ich begreife nicht, wie sie das alles aushält. Zum Glück hat Mikke versprochen, die Beerdigung mit zu organisieren, und Seija bietet auch andauernd ihre Hilfe an. Aber die Leute in der Fleischfabrik hätten sterben können! Jiri behauptet, er hätte nicht gewusst, dass der Anschlag Menschenleben gefährdet, aber ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.«
    »Hast du an den Aktionen der RdT nicht teilgenommen?«
    »Ich war letztes Jahr bei ein paar Demonstrationen gegen Pelzmode dabei und bei der großen Blaualgendemo, an der auch viele andere Umweltorganisationen teilgenommen haben. Ich bin nicht mit allem einverstanden, was die RdT macht.«
    Koivu fragte noch einmal nach der Nacht, in der Juha

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