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Der Winter tut den Fischen gut (German Edition)

Der Winter tut den Fischen gut (German Edition)

Titel: Der Winter tut den Fischen gut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Weidenholzer
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Bauch, hör auf damit, sagte sie. In der Küche der Tante roch es nach Rauch, an manchen Tagen mehr, an manchen weniger. Hartholz gibt mehr Wärme ab, sagte die Tante, wenn sie im Ofen Holz nachlegte, merk dir das. Zum Beheizen des Ofens kniete sie nieder, sie jammerte, wenn sie danach wieder aufstand, und hielt sich an der Stange fest, die am Ofen montiert war. An sonnigen Tagen durchbrachen Lichtstrahlen den Rauch in der Küche, an sonnigen Tagen stand der Rauch in der Küche, weil die Sonne auf den Kamin schien und der Rauch nicht entwich. Merk dir das, sagte die Tante, an Sonnentagen zieht der Ofen nicht, und Maria rieb ihre Augen, die brannten. Die Tante fluchte, wenn das Holz nicht Feuer fing, wenn das Feuer ausging, wenn sich das Feuer nicht nach ihren Vorstellungen verhielt. Brannte das Holz im Ofen, war es in der Küche der Tante heiß, die anderen Räume blieben kalt, immer kalt, im Sommer auch feucht. Gib Acht, dass das Feuer nicht ausgeht, sagte die Tante, wenn sie Maria allein in der Küche zurückließ. In der Küche der Tante roch es nach Rauch, und Marias Kleidung roch nach Rauch, wenn sie wieder zu Hause bei ihren Eltern war.
    Ich setze das Messer oben an, spricht Maria in das Telefon. Dort, wo der Apfel sich zu wölben beginnt, das Messer muss klein sein und scharf. Du musst aufpassen mit den scharfen Messern, du musst gut aufpassen, dir nicht in den Finger zu schneiden. Sei vorsichtig und setze das Messer so weit oben an wie möglich. Ich führe das Messer in Richtung Körper den Apfel entlang. Ich rieche zuvor am Apfel, dort, wo der Stängel hervorkommt, aber das beeinflusst die Apfelschalenschlangenlänge nicht. Ich ziehe kleine Kreise, und ich schneide wenig weg, weil es schade wäre, dem Apfel das Fruchtfleisch zu nehmen. Versuche am Anfang, langsam zu schneiden. Schneidest du zu schnell, reißt die Apfelschalenschlange leicht ab, dann hast du verloren. Die Kunst des Apfelschalenschneidens liegt darin, wie dünn die Apfelschale ist. Ich esse die Schale, nachdem ich sie vom Apfel geschnitten habe. Je kleiner die Kreise, die ich ziehe, desto länger wird die Schlange. Ich schäle Äpfel, wenn ich sie trockne, aber ich trockne nur noch selten Äpfel, weil es keine guten Äpfel mehr gibt. Es ist eine große Kunst, eine lange Apfelschalenschlange aus einem Apfel zu schneiden. Du kannst sie auch um die Ohren hängen, sind deine Haare noch kurz, dann müsste es funktionieren. Ich hänge keine Apfelschalenschlangen mehr um meine Ohren, ich bin zu alt dafür. Ich messe die Länge mit einem Faden. Je größer der Apfel, desto länger die Schlange, aber es kommt auch auf die Schnitttechnik an. Ich wünsche dir alles Gute für den Apfelschalenschlangenwettbewerb. Nein, ich habe noch nie einen Apfel mit dem Mund aus einer Schüssel voll Wasser geholt. Ja, das können wir machen, aber ich werde nicht gut sein. Ich schneide die Äpfel in kleine Stücke, ich schneide immer zum Körper hin, weil es sicherer ist, weil das Messer weniger leicht abrutscht. Ich schneide die Apfelstücke in eine Schüssel, das Gehäuse werfe ich weg. Manchmal esse ich die Apfelkerne, sie schmecken nach Marzipan. Ich denke nicht, dass davon Bäume im Magen wachsen, aber deine Mutter weiß es bestimmt besser. Ich trinke keinen Apfeltee. Ich habe keinen Apfelbaum. Ich lebe in einer Wohnung, da ist kein Platz für einen Baum. Eine Wohnung ist kein Haus, eine Wohnung sind mehrere Räume in einem Haus. In der Stadt gibt es viele Wohnungen. Ja, alle sind voll mit Menschen. Darf ich noch mit deiner Mutter sprechen. Warum nicht.

40 Zwischen den Bäumen
    Wenn einem das Haustier im Kühlschrank gefriert, ist das eine unangenehme Situation. Von der Bank am Balkon aus kann Maria ihre Beine so ausstrecken, dass sie mit den Füßen bis zum Balkongeländer kommt. Sie trägt die mit Lammfell gefütterten Winterschuhe, und streckt Maria die Beine aus, spürt sie durch die Sohle das Geländer nicht, das sie im Sommer mit den Zehen umklammern kann. An einer Stelle blättert der Lack ab, darunter kommt der Rost hervor, im Sommer spielt Maria mit ihren Zehen, bis sich ein Stück Lack löst und zu Boden fällt. An sonnigen Wintertagen holt sie vom Wohnzimmer einen Polster, den sie auf die Bank legt, denn die Bank wäre sonst zu kalt, um darauf zu sitzen. An manchen Tagen vergisst Maria den Polster im Freien, dann wird er feucht über Nacht.
Unangenehm
ist das falsche Wort, denkt Maria und zieht ihre Beine an. Wenn einem das Haustier im Kühlschrank

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