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Der Winter tut den Fischen gut (German Edition)

Der Winter tut den Fischen gut (German Edition)

Titel: Der Winter tut den Fischen gut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Weidenholzer
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seine Uhr, er legt den Kopf zur Seite und sieht der Kundin in die Augen. Er hört ihr zu, er nickt, er sagt: Ausnahmsweise, und die Kundin folgt ihm zur Kassa. Er hat schon lange nicht mehr kassiert, flüstert Martha, kennen die sich. Ich denke nicht, flüstert Maria zurück und hilft Martha bei den Pullovern, die Kassa im Blick. Ich werde heute früher gehen, sagt Martha, ich muss rechtzeitig zu Hause sein, Albert hat Geburtstag. Maria nickt, schau, sagt sie leise, als Herr Willert die Kundin in die Taschenabteilung führt. Greifen Sie, sagt er zu der Frau, fühlen Sie, wie weich das Leder ist. Zu Ihrem neuen Kleid, ja, das wäre hübsch. Die Frau streicht über die Tasche und fährt danach durch ihr Haar: Vielleicht haben Sie Recht, vielleicht braucht es das. Herr Willert lacht, er berührt die Frau am Oberarm, er sagt: Eine gute Tasche begleitet Sie ein Leben lang, lieber eine gute Tasche als zehn schlechte, Sie haben zwei Jahre Garantie. Am Wochenende soll es bis achthundert Meter schneien, sagt Martha, stell dir vor, und das im März. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals so einen kalten März gehabt hätten. Mich friert, mich friert die ganze Zeit. Greif meine Hände an, wie kalt sie sind. Wirst du krank, fragt Maria. Nein, das ist nur das Wetter, sagt Martha.

19 Blumen nicht vergessen
    An einem Sonntag, denkt Maria, als Herr Popovic vor dem Fenster zu kehren beginnt, an einem Sonntagvormittag um halb neun. Maria dreht sich zur Seite, sie hört, wie Herr Popovic Wasser in einen Metalleimer lässt, sie hört, wie er dabei pfeift. Herr Popovic, möchte Maria schreien, es ist Sonntagvormittag, halb neun, ich höre Sie, bitte nicht pfeifen, bitte nicht pfeifen. Maria schreit nicht, sie schlägt die Augen auf. Sie weiß, dass man mit Hausmeistern sorgsam umgehen muss. Ein böser Hausmeister am Morgen, macht dir nichts als große Sorgen, sagte Marias Vater, wenn Herr Haslinger schlechte Laune hatte. An Feiertagen hatte Haslinger besonders schlechte Laune. Weil alle zu Hause sind, sagte Marias Mutter dann, das mag er nicht. Maria steht auf, sie schiebt den Vorhang ein wenig zur Seite und beobachtet Herrn Popovic. Er geht mit dem Metalleimer in der Hand an der Fichte vorbei, über deren Stamm er kurz streicht, er geht mit dem Metalleimer in der Hand zum Balkon von Frau Bauer. Er muss sich auf die Zehenspitzen stellen, um zu den Blumen zu gelangen, er steckt einen Finger in die Erde und schüttelt heftig den Kopf. Nein, denkt Maria, sie hält den Atem an. Herr Popovic geht in die Knie, hebt den Eimer über den Kopf und gießt das Wasser über die Blumen. Hat sie schon wieder vergessen, ihre Blumen zu gießen, denkt Maria, weil sie weiß, was kommt: Herr Popovic wird auf seiner Schreibmaschine eine Nachricht schreiben, die er über den Postkästen an die Wand kleben wird.
Blumen nicht vergessen
wird Herr Popovic in Großbuchstaben tippen, und Frau Bauer wird den Zettel von der Wand reißen, nachdem sie es gelesen hat. Frau Bauer wird sagen: Fängt er schon wieder damit an. Herr Popovic wird daraufhin einen neuen Zettel aufhängen, den Frau Bauer wieder entfernt, woraufhin Herr Popovic einen noch größeren Zettel aufhängen und bei der Wohnungsgenossenschaft anrufen wird, woraufhin auch Frau Bauer bei der Wohnungsgenossenschaft anrufen wird, ich werde mich beschweren, wird sie vorher sagen, wenn man sie am Gang trifft, und das Haus wird gespalten sein, alle werden Stellung beziehen, eine verfahrene Situation, denkt Maria. Die Bewohnerinnen und Bewohner der unteren Stockwerke schlagen sich tendenziell auf Herrn Popovics Seite, weil sie öfter mit ihm zu tun haben als die anderen. Sie haben Recht, man muss sich um seine Blumen kümmern, man kann sie nicht verdursten lassen, wird Maria sagen, wenn sie mit Herrn Popovic über den Vorfall spricht. Es wird sich über den ganzen Sommer ziehen, in den Herbst hinein, bis der Winter kommt, denkt Maria, als sie sieht, wie Herr Popovic Wasser über die Blumen gießt und flucht, als es auch ihn erwischt. Guten Morgen, Herr Popovic, ruft Maria aus dem Fenster in den Hof. Guten Morgen, Frau Beerenberger, wie geht es Ihnen. Gut, sagt Maria, die Sonne scheint, was für ein schöner Tag. Und Ihnen, Herr Popovic, geben Sie auch am Sonntag keine Ruhe. Herr Popovic zupft Frau Bauers Blumen die welken Blätter ab. Es gibt viel zu tun, sagt er und wirft die Blätter in den Eimer, sehen Sie sich um, der Sommer steht vor der Tür, da muss man gut vorbereitet sein. Gepflegt soll der Hof

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