Der Winterschmied
wie?«
»Ja, Frau Hexe«, sagte ein Größter, der ordentlicher und sauberer aussah als die anderen, obwohl man feststellen musste: Unter alten Holzstapeln lebten zuweilen Dinge, die ordentlicher und sauberer aussahen als der Doofe Wullie.
»Und du heißt... ?«
»Billy Breitkinn, Frau Hexe.«
»Du starrst mich an, Billy Breitkinn«, sagte Fräulein Verrat. »Hast du Angst?«
»Nein, Frau Hexe, ich habe dich bewundert. Es geht mir richtig ans Herz, eine so... hexige Hexe zu sehen.«
»Es geht dir ans Herz, wie?«, fragte Fräulein Verrat argwöhnisch. »Bist du sicher, dass du keine Angst vor mir hast, Billy Breitkinn?«
»Ja, Frau Hexe. Aber ich bin bereit, ein wenig Angst vor dir zu haben, wenn du möchtest«, sagte Billy vorsichtig.
»Ha!«, sagte Fräulein Verrat. »Hier haben... hier ham wir einen Schlaukopf, wie ich sehe. Wer is' dein großer Freund, Herr Billy?«
Billy versetzte dem Großen Yan einen Stoß in die Rippen. Trotz seiner Größe - und für einen Kobold war er sehr groß - wirkte dieser ziemlich nervös. Wie viele extrem muskulöse Leute wurde er unsicher, wenn er sich mit jemandem konfrontiert sah, dessen Stärke auf anderem Gebiet lag.
»Das ist der Große Yan, Frau Hexe«, sagte Billy Breitkinn, während der Große Yan auf seine Füße blickte.
»Wie ich sehe, hat er 'ne Halskette mit großen Zähnen«, sagte Fräulein Verrat. »Sin' das menschliche Zähne?« »Ja, Frau Hexe. Vier, Frau Hexe. Einer für jeden Mann, denn er umgehauen hat.«
»Meinst du menschliche Männer?«, fragte Fräulein Verrat erstaunt.
»Ja, Frau Hexe«, bestätigte Billy Breitkinn. »Meistens stürzt er sich mit dem Kopf voran von einem Baum herunter auf sie. Er hat einen sehr harten Kopf«, fügte er für den Fall hinzu, dass dies nicht ganz klar war. Fräulein Verrat lehnte sich zurück. »Und jetzt werdet ihr mir freundlicherweise erklären, warum ihr hier in meinem Haus herumschleicht«, sagte sie. »Na los!«
Eine klitzekleine Pause trat ein, bevor Rob Irgendwer gut gelaunt sagte: »Oh, nun, das is' einfach. Wir haben einen Haggis gejagt.«
»Nein, das habt ihr nicht«, erwiderte Fräulein Verrat spitz, »denn Haggis ist ein Gericht aus Schafsinnereien, gut gewürzt und in einem Schafsmagen gekocht.«
»Ach, das nimmt man doch nur, wenn man nicht den richtigen Haggis findet«, erklärte Rob Irgendwer geduldig. »Lässt sich mit dem richtigen gar nich' vergleichen. Is' ein schlaues Biest, der Haggis, versteckt sich am liebsten in... Kartoffelkellern...«
»Und das ist die Wahrheit? Ihr habt einen Haggis gejagt? Stimmt das, Doofer Wullie?«, fragte Fräulein Verrat, und ihre Stimme klang plötzlich scharf. Alle Blicke, auch die eines Ohrwurms, richteten sich auf den armen Wullie.
»Ah... ja... oooh... aaah... schlimm, schlimm, schlimm!«, stöhnte der Doofe Wullie und sank auf die Knie.
»Bitte, tu mir nichts, Frau Hexe!«, flehte er. »Dein Ohrwurm sieht mich furchtbar böse an!«
»Na schön, beginnen wir noch einmal von vorn«, sagte Fräulein Verrat. Sie hob die Hände und nahm die Augenbinde ab. Die Größten wichen zurück, als sie die Schädel rechts und links von sich berührte.
»Ich brauche keine Augen, um eine Lüge zu erkennen«, sagte sie. »Erzählt mir, warum ihr hier seid. Erzählt es mir... noch einmal.«
Rob Irgendwer zögerte kurz. Das war, wenn man die Umstände berücksichtigte, sehr mutig von ihm. Dann sagte er: »Wir sin' wegen der großen kleinen Hexe gekommen, Frau Hexe.«
»Wegen der großen kleinen... Oh, du meinst Tiffany?«
»Ja!«
»Wir sind in einer Missisache unterwegs«, sagte der Doofe Wullie und versuchte, nicht in die blinden Augen der Hexe zu sehen.
»Er meint eine Mission, Frau Hexe«, erklärte Rob Irgendwer und warf seinem Bruder einen finsteren Blick zu. »Das is'...«
»Eine sehr wichtige Angelegenheit«, sagte Fräulein Verrat. »Ich weiß, was eine Mission ist. Aber warum?« Fräulein Verrat hatte in 113 Jahren viele Dinge gehört, aber jetzt lauschte sie staunend der Geschichte von einem Menschenmädchen, das zumindest für einige Tage die Kelda eines Clans der Wir-sind-die-Größten gewesen war. Und wenn man ihre Kelda gewesen war, wenn auch nur für einige Tage, so wachten die Größten über einen... für immer.
»Un' sie is' die Hexe unserer Hügel«, sagte Billy Breitkinn. »Sie kümmert sich um sie und schützt sie. Aber...«
Er zögerte, und Rob Irgendwer fuhr fort: »Unsere jetzige Kelda hat Träume. Träume von der Zukunft. Sie träumt
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