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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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von Schnee auf den Hügeln und davon, dass alle tot sin' und die große kleine Hexe eine Krone aus Eis trägt.«
    »Meine Güte!«
    »Ja, un' da war noch mehr!«, sagte Billy und streckte die Arme aus. »Sie sah einen grünen Baum, der in einem Land aus Eis wuchs! Sie sah einen Ring aus Eisen! Sie sah einen Mann mit einem Nagel im Herzen! Sie sah eine Hühnerplage und einen Käse, der wie ein Mensch läuft!«
    Es wurde still, und dann sagte Fräulein Verrat: »Die ersten beiden Bilder, der Baum und der Ring, sind klar - das ist guter okkulter... Symbolismus. Und auch der Nagel, sehr metaphorisch. Bei dem Käse bin ich mir nicht sicher - könnte sie Horace meinen? - und die Hühner... Gibt es überhaupt so etwas wie eine Hühnerplage?«
    »Jeannie war es damit sehr ernst«, betonte Rob Irgendwer. »Sie hat von vielen seltsamen un' beunruhigenden Dingen geträumt, un' da dachten wir, dass wir besser nachsehen sollten, wie's der großen kleinen Hexe geht.« »Und deshalb haben sich vier von euch auf den weiten Weg hierher gemacht?«, fragte Fräulein Verrat.
    »Oh, wir haben noch ein paar Kumpel mitgebracht«, sagte Rob. »Wir wollten nicht alle auf einmal hier aufkreuzen, weißt du. Sie warten draußen im Wald.«
    »Wie viele sind es?«
    »Och, ungefähr fünfhundert, so um und bei.«
    Fräulein Verrats diverse Augen fixierten ihn. Rob Irgendwer starrte mit wild entschlossener Aufrichtigkeit zurück, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Das scheint ja ein ehrenhaftes Unterfangen zu sein«, sagte Fräulein Verrat. »Aber warum habt ihr zunächst gelogen?«
    »Oh, die Lüge wäre viel interessanter gewesen«, sagte Rob Irgendwer.
    »In diesem Fall erscheint mir die Wahrheit sehr interessant«, sagte Fräulein Verrat.
    »Vielleicht, aber ich wollte noch Riesen un' Piraten un' magische Wiesel mit einbauen«, erklärte Rob Irgendwer. »Das hätte sich echt gelohnt.«
    »Na schön«, sagte Fräulein Verrat. »Als Fräulein Tick Tiffany zu mir brachte, meinte sie, sie würde von sonderbaren Mächten beschützt.«
    »Ja«, brummte Rob Irgendwer stolz. »Das sin' wir, kein Zweifel.«
    »Aber Fräulein Tick ist eine ziemlich rechthaberische Frau«, fuhr Fräulein Verrat fort. »Tut mir leid, das zu sagen, aber ich habe ihr kaum zugehört. Sie behauptet immer, dass die Mädchen sehr lerneifrig sind, aber meistens sind es nur flatterhafte Gänse, die Hexen werden wollen, um die jungen Männer zu beeindrucken, und nach ein paar Tagen laufen sie weg. Aber dieses Mädchen nicht, o nein! Tiffany läuft nicht vor Dingen weg, sondern auf sie zu! Habt ihr gewusst, dass sie versucht hat, mit dem Winterschmied zu tanzen?«
    »Ja«, erwiderte Rob Irgendwer. »Das wissen wir. Wir waren dabei.«
    »Ihr seid dabei gewesen?«
    »Ja. Wir sin' euch gefolgt.«
    »Niemand hat euch dort gesehen«, sagte Fräulein Verrat. »Es wäre mir aufgefallen, wenn euch dort jemand gesehen hätte.«
    »Oh, wir sind gut darin, nicht gesehen zu werden.« Rob Irgendwer lächelte. »Es is' erstaunlich, wie viele Leute uns nich' sehen.«
    »Sie hat tatsächlich versucht, mit dem Winterschmied zu tanzen«, sagte Fräulein Verrat. »Obwohl ich es ihr verboten habe.«
    »Ach, die Leute verbieten uns immer wieder irgendwas«, sagte Rob Irgendwer. »Dadurch wissen wir, was am interessantesten ist.«
    Fräulein Verrat starrte ihn mit den Augen einer Maus, zweier Raben, mehrerer Motten und eines Ohrwurms an. »In der Tat«, sagte sie und seufzte. »Ja. Wisst ihr, das Problem mit meinem Alter ist... das Jungsein ist so weit von mir entfernt, dass es sich manchmal anfühlt, als gehörte es einer anderen Person. Ein langes Leben ist nicht das, was man sich darunter vorstellt, das könnt ihr mir glauben. Es ...«
    »Der Winterschmied sucht die große kleine Hexe, Frau Hexe«, sagte Rob Irgendwer. »Wir haben sie mit dem Winterschmied tanzen sehen. Jetzt sucht er sie. Wir hören ihn im Heulen des Winds.«
    »Ich weiß«, erwiderte Fräulein Verrat. Sie hielt inne und lauschte kurz. »Der Wind hat nachgelassen«, stellte sie fest. »Er hat sie gefunden.«
    Sie nahm ihre Gehstöcke, trippelte zur Treppe und eilte verblüffend schnell hinauf. Ein paar Größte liefen an ihr vorbei ins Schlafzimmer, wo Tiffany auf einem schmalen Bett lag.
    In jeder Ecke des Raums brannte eine Kerze auf einer Untertasse.
    »Aber wie hat er sie gefunden?«, fragte Fräulein Verrat. »Ich habe sie doch versteckt! Los, ihr blauen Männer, holt Holz!« Sie blickte auf die Größten hinab. »Ich habe

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