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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gekommen. Der dortige Clan kannte sich mit Lesen und Schreiben besser aus, und von ihm als Dudler erwartete man, dass er beides beherrschte.
    Die Talente der Wir-sind-die-Größten des Kreidelands lagen eher beim Trinken, Stehlen und Kämpfen, und Rob Irgendwer war in allen drei Disziplinen gut. Er hatte lesen und schreiben gelernt, weil Jeannie ihn darum gebeten hatte, aber wie Billy wusste, ließ er dabei mehr Optimismus als Genauigkeit walten. Wenn er mit einem langen Satz konfrontiert wurde, entzifferte er ein paar Wörter und riet dann einfach ins Blaue hinein.
    »Bei der Kunst des Lesens geht es darum zu verstehen, was die Worte zu sagen versuchen, nich' wahr?«, fragte Rob.
    »Ja, vielleicht«, räumte der Große Yan ein. »Aber steht da irgendwas drin, das darauf hinweist, dass sich die große kleine Hexe in den Rotzlöffel aus dem steinernen Schloss verguckt hat?«
    »Du hast eine sehr romantische Ader«, sagte Rob. »Und die Antwort lautet: Ich weiß es nich'. Teile des Briefs sind verschlüsselt. Dem Leser könnte man kaum etwas Schrecklicheres antun. Es is' schon schwer genug, die Wörter zu lesen, wenn die Buchstaben nicht alle durcheinander gewürfelt sind.«
    »Oh, das ist wirklich schlimm, wenn die große kleine Hexe anfängt, sich für Jungs zu interessieren, anstatt die Hexerei zu lernen«, sagte der Große Yan.
    »Ja, aber der Junge hat bestimmt keine Lust zu heiraten«, warf der Ein Wenig Verrückte Angus ein.
    »Das könnte sich eines Tages ändern«, sagte Billy Breitkinn, der es sich zum Hobby gemacht hatte, die Menschen zu beobachten. »Die meisten Großen heiraten irgendwann.«
    »Tatsächlich?«, fragte ein Größter erstaunt.
    »Ja.«
    »Sie heiraten freiwillig?«
    »Viele von ihnen schon«, bestätigte Billy.
    »Und dann is' Schluss mit dem Trinken und Stehlen und Kämpfen?«
    »He, ich darf immer noch ein bisschen trinken un' stehlen un' kämpfen!«, sagte Rob Irgendwer.
    »Ja, Rob, aber es is' unserer Aufmerksamkeit nich' entgangen, dass du das dann erklären musst«, sagte der Doofe Wullie.
    Die Größten nickten. Sie hielten das Erklären für eine sehr geheimnisvolle Kunst. Es war einfach zu und zu schwer.
    »Wenn wir zum Beispiel vom Trinken und Stehlen und Kämpfen zurückkehren, dann zieht Jeannie eine beleidigte Schnute«, fuhr der Doofe Wullie fort.
    Ein Stöhnen entrang sich den Größten: »Ooooh, bewahre uns vor der beleidigten Schnute!«
    »Und dann verschränkt sie die Arme«, sagte Wullie unter heftigem Schaudern.
    »Oooooh, schlimm, schlimm, schlimm, die verschränkten Arme!«, riefen die Größten und rauften sich die Haare.
    »Ganz zu schweigen davon, dass sie ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden klopft...« Der Doofe Wullie stockte, denn der klopfende Fuß entsetzte ihn zu sehr.
    »Aargh! Oooooh! Nicht der klopfende Fuß!« Einige Größte begannen damit, ihren Kopf gegen einen Baum zu rammen.
    »Ja, ja, ja, schon«, sagte Rob Irgendwer verzweifelt, »aber ihr wisst ja nicht, dass das alles zu den Geheimnissen des Ehelebens gehört.«
    Die Größten sahen sich an. Stille herrschte, abgesehen von einem Knirschen, als ein kleiner Baum umfiel. »Davon haben wir noch nie was gehört, Rob«, sagte der Große Yan.
    »Nun, das überrascht mich nich'! Wer sollte euch auch davon erzählen? Ihr seid nich' verheiratet! Ihr habt keine Ahnung von der poetischen Sümmetrieh der ganzen Sache! Kommt näher, und ich sage euch, wasses damit auf sich hat...«
    Rob schaute sich um, um festzustellen, ob außer etwa fünfhundert Größten noch jemand anders zuhörte. Dann fuhr er fort: »Nun... zuerst kommt das Trinken un' Stehlen un' Kämpfen, ganz klar. Un' wenn man dann zur Höhle zurückkehrt, ist der klopfende Fuß an der Reihe...«
    »Ooooooh!«
    »... un' die verschränkten Arme...«
    »Aaaargh!«
    »... un' natürlich die beleidigte Schnute und... Wenn ihr Blödmänner nich’ sofort mit dem Gejammer aufhört, knall' ich eure Köpfe gegeneinander, kapiert?«
    Alle Größten schwiegen, bis auf einen:
    »Oh, schlimm, schlimm, schlimm! Ohhhhhhh! Aaarrgh! Die... beleidigte...«
    Er brach ab und sah sich verlegen um.
    »Doofer Wullie?«, fragte Rob Irgendwer mit eisiger Geduld.
    »Ja, Rob?«
    »Ich hab' dir doch gesagt, dass du mir manchmal gut zuhören sollst, nich' wahr?«
    »Ja, Rob.«
    »Diesmal hättest du mir zuhören sollen.«
    Der Doofe Wullie ließ den Kopf hängen. »Tschuldige, Rob.«
    »Nun, wovon habe ich gerade gesprochen...? Ach ja. Wir hatten die Schnute, die Arme und den

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