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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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machen, damit aus einem Menschen etwas herausfällt. Und Haut ist recht robust. Ich halte es nicht für möglich.«
    »Hast du es mal versucht?«, fragte Petulia beunruhigt.
    »Ich habe es heute Morgen mit meinem Daumennagel an einem großen Schinken ausprobiert, wenn du das meinst«, sagte Tiffany. Man muss Behauptungen überprüfen, dachte sie. Ich habe mal das Gerücht gehört, dass Fräulein Verrat Wolfszähne hat. Die Leute erzählen einander so etwas, obwohl sie die alte Hexe mit eigenen Augen gesehen haben.
    »Ahm... morgen komme ich natürlich zum Helfen«, sagte Petulia, wobei sie aus Angst vor weiteren Daumennagel-Experimenten nervös Tiffanys Hände im Auge behielt. »Solche Abschiedspartys können recht lustig sein. Aber, ahm, an deiner Stelle würde ich den Winterschmied fortschicken. Das habe ich jedenfalls mit Davey Lummock gemacht, als er zu, ahm, romantisch wurde. Und ich habe ihm gesagt, ich würde, ahm, mit Makky Weber ausgehen - sag's nicht weiter!«
    »Ist das nicht der Junge, der dauernd über Schweine redet?«
    »Oh, Schweine sind sehr interessant«, sagte Petulia vorwurfsvoll. »Und sein Vater, ahm, hat die größte Schweinezucht in den Bergen.«
    »Das ist zweifellos etwas, über das es nachzudenken lohnt«, erwiderte Tiffany. »Autsch.«
    »Was ist?«, fragte Petulia.
    »Ach, nichts weiter. Ich hatte da plötzlich so ein Stechen in der Hand.« Tiffany rieb sich die Handfläche.
    »Gehört zum Heilungsprozess, nehme ich an. Bis morgen.«
    Tiffany betrat die Hütte. Petulia setzte ihren Weg durch den Wald fort.
    Aus der Nähe des Daches waren Stimmen zu hören.
    »Haste gehört, was das dicke Mädchen gesagt hat?«
    »Ja, aber Schweine sin' doch gar nich' so interessant.«
    »Ach, ich weiß nich'. Ein sehr nützliches Tier, das Schwein. Man kann jeden Teil davon verwenden, bis auf das Quieken.«
    »Da irrst du dich. Auch das Quieken lässt sich verwenden.«
    »Sei doch nich' blöd!«
    »Doch, im Ernst! Man macht einen Pastetenteig un' man gibt jede Menge Schinken hinein, un' dann fängt man das Quieken ein un' macht die Pastete zu, bevor es herausschlüpfen kann, und ab damit in den Backofen.«
    »Von so etwas habe ich nie gehört!«
    »Tatsächlich nich'? Dieses Gericht heißt >quiekende Schinkenpastete<.«
    »So was gibt es nich'!«
    »Warum denn nich'? Manche Speisen machen die komischsten Geräusche, und ein Quieken...«
    »Wenn ihr Blödmänner nich' sofort still seid, stecke ich euch in eine Pastete!«, rief Rob Irgendwer. Die Größten  grummelten noch ein bisschen vor sich hin und verstummten dann.
    Auf der anderen Seite der Lichtung sah der Winterschmied mit violett-grauen Augen zu. Er beobachtete, wie oben im Häuschen eine Kerze angezündet wurde, und behielt sie so lange im Auge, bis der orangefarbene Schein schließlich wieder verlosch.
    Dann ging er, noch etwas unsicher auf seinen neuen Beinen, zum Blumenbeet, wo im Sommer Rosen geblüht hatten.
    Wenn man Zakzak Starkimarms magisches Fachgeschäft besuchte, sah man dort Kristallkugeln in allen Größen, aber zu mehr oder weniger dem gleichen Preis, und das war ein ganzer Haufen Geld. Da die meisten Hexen und insbesondere die guten nicht viel Geld hatten, benutzten sie andere Dinge, wie zum Beispiel die gläsernen Schwimmer alter Fischnetze oder eine Untertasse mit schwarzer Tinte.
    Auf Oma Wetterwachs' Tisch schimmerte jetzt eine kleine Tintenpfütze. Die schwarze Tinte hatte sich eben noch in einer Untertasse befunden, war jedoch übergeschwappt, als Oma Wetterwachs und Fräulein Tick bei dem Versuch, gleichzeitig hineinzusehen, mit den Köpfen zusammengestoßen waren.
    »Hast du das gehört?«, fragte Oma Wetterwachs. »Petulia Knorpel hat die große Frage gestellt, und sie hat überhaupt nicht darüber nachgedacht!«
    »Ich muss gestehen, dass ich das ebenfalls übersehen habe«, sagte Fräulein Tick. Die kleine weiße Katze namens Du sprang auf den Tisch, lief durch die Tintenlache und sprang dann auf Fräulein Ticks Schoß.
    »Lass das, Du«, sagte Oma Wetterwachs ohne großen  Nachdruck, und Fräulein Tick blickte auf ihr Kleid hinab.
    »Man sieht kaum was«, sagte sie, obwohl sich ganz deutlich vier Pfotenabdrücke abzeichneten. Hexenkleider sind anfangs schwarz, bleichen dann aber zu verschiedenen Grauschattierungen aus, was am häufigen Waschen liegt oder wie bei Fräulein Tick an wiederholten Bädern in Flüssen und Teichen. Nach einer Weile sahen sie auch alt und abgetragen aus, was ihren Eigentümerinnen gefiel. Es

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