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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schneeflocken nach ihrem Bilde geschaffen - und sie hatten es nicht bemerkt!
    ... was natürlich ziemlich gut war...
    Natürlich. Das Letzte, was sich Tiffany wünschte, waren Spott und dumme Fragen. Ganz klar...
    Aber... nun... Es wäre nett gewesen, wenn sie es gewusst und »Donnerwetter!« gesagt hätten, wenn sie neidisch, erschrocken oder beeindruckt gewesen wären. Und sie konnte es ihnen nicht erzählen, oder wenigstens konnte sie es Annagramma nicht sagen, denn sie hätte sich darüber lustig gemacht und ihr unterschwellig unterstellt, sie hätte sich die Geschichte ausgedacht.
    Der Winterschmied hatte sie besucht und war... beeindruckt gewesen. Tiffany fand es schade, dass die einzigen Leute, die davon wussten, Fräulein Verrat und hunderte von Größten waren. Und am Freitagmorgen - sie schauderte - würden es nur noch hunderte von kleinen blauen Männern sein.
    Um es anders auszudrücken: Wenn sie nicht einer ande ren Person davon erzählte, die mindestens ebenso groß war wie sie und lebendig, würde sie platzen.
    Deshalb weihte sie auf dem Heimweg Petulia ein. Sie hatten den gleichen Weg und flogen beide so langsam, dass es des Nachts leichter war, zu Fuß zu gehen - dann stieß man nicht gegen so viele Bäume.
    Petulia war pummelig und zuverlässig und schon jetzt die beste Schweinehexe in den Bergen, was viel bedeutete in einer Gegend, in der jede Familie Schweine besaß. Und Fräulein Verrat hatte gesagt, dass die Jungs bald hinter ihr her sein würden, denn ein Mädchen, das sich mit Schweinen auskennt, muss nicht lange nach einem Ehemann suchen.
    Das einzige Problem bei Petulia bestand darin, dass sie einem immer zustimmte und nur die Dinge sagte, von denen sie glaubte, dass man sie von ihr hören wollte. Doch Tiffany war so fies, ihr nur die Fakten zu erzählen.
    Zu ihrer Zufriedenheit erntete sie ein paar »Donnerwetter!«.
    Nach einer Weile sagte Petulia: »Das muss sehr, ahm, interessant gewesen sein.« Diese Bemerkung war typisch für sie.
    »Was soll ich machen?«
    »Äh... musst du denn irgendwas machen?«, fragte Petulia.
    »Nun, früher oder später fällt den Leuten bestimmt auf, dass alle Schneeflocken wie ich aussehen!«
    »Ahm, befürchtest du etwa, dass sie es nicht bemerken?«, fragte Petulia so unschuldig, dass Tiffany lachen musste.
    »Aber ich habe das Gefühl, dass es nicht bei Schneeflocken bleiben wird! Ich meine, er steht für alles, was mit dem Winter zu tun hat!«
    »Und er ist weggelaufen, als du geschrien hast...«, sagte Petulia nachdenklich.
    »Ja.«
    »Und dann hat er etwas... Dummes gemacht.«
    »Was denn?«
    »Die Schneeflocken«, half Petulia ihr auf die Sprünge.
    »Ach, so würde ich das eigentlich nicht nennen«, erwiderte Tiffany ein wenig gekränkt. »Ich meine, dumm ist nicht ganz das richtige Wort.«
    »Dann ist alles klar«, erwiderte Petulia. »Er ist ein Junge.«
    »Was?«
    »Ein Junge«, wiederholte Petulia. »Du weißt doch, wie die sind. Werden rot, grunzen, nuscheln und reden dummes Zeug. Jungs sind alle gleich.«
    »Aber er ist mehrere Millionen Jahre alt und verhält sich so, als hätte er noch nie ein Mädchen gesehen!«
    »Ahm, ich weiß nicht. Hat er denn schon einmal ein Mädchen gesehen?«
    »Bestimmt hat er das!«, erwiderte Tiffany. »Was ist mit dem Sommer? Das ist ein Mädchen. Beziehungsweise eine Frau. Das habe ich jedenfalls mal in einem Buch gesehen.«
    »Ich schätze, man kann nur abwarten, was er als Nächstes tut. Entschuldige. Für mich hat noch nie jemand Schneeflocken gemacht... Ah, wir sind da...«
    Sie hatten die Lichtung mit Fräulein Verrats Hütte erreicht, und Petulia wirkte ein wenig nervös.
    »Ahm... all diese Geschichten über sie...«, sagte sie und schaute dabei zu dem Häuschen hinüber. »Fühlst du dich dort wohl? «
    »Geht es in einer Geschichte darum, was sie mit dem Daumennagel anstellen kann?«, fragte Tiffany.
    »Ja!«, bestätigte Petulia schaudernd.
    »Die hat sie erfunden. Aber verrat es niemandem.«
    »Warum sollte jemand eine solche Geschichte über sich erfinden?«
    Tiffany zögerte. Bei Schweinen wirkte Boffo nicht, und deshalb hatte es Petulia noch nicht damit zu tun bekommen. Außerdem war sie verblüffend ehrlich, was bei einer Hexe, wie Tiffany inzwischen wusste, von Nachteil sein konnte. Hexen waren nicht im eigentlichen Sinne unehrlich, aber sie achteten darauf, welche Art von Wahrheit sie sagten.
    »Das weiß ich nicht«, schwindelte sie. »Außerdem muss man einen ziemlich tiefen, langen Schnitt

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