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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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kamen zwei an den Körper gebundene Wärmflaschen hinzu.
    Es kreisten gerade drei kleine, von Annagramma heraufbeschworene Feuerbälle ums Feuer. Man konnte damit Feinde töten, hatte sie gesagt. Sie machten die anderen nervös. Es war Zauberermagie, angeberisch und gefährlich. Hexen zogen es vor, Feinde mit ihren Blicken zu durchbohren. Außerdem, welchen Sinn hatte es, Feinde zu töten? Wie sollten sie dann wissen, dass sie verloren hatten?
    Dimity Tumult hatte einen großen Schokoladenkuchen mit üppiger Marzipanfüllung mitgebracht. Genau das Richtige, um ordentlich was auf die Rippen zu bekommen und vor der Kälte geschützt zu sein.
    »Fräulein Verrat hat mir mitgeteilt, dass sie Freitagmorgen stirbt«, sagte Tiffany. »Sie meinte, sie weiß es einfach.« »Wie schade«, erwiderte Annagramma in einem nicht sehr bedauernden Tonfall. »Aber sie war sehr alt.« »Das ist sie immer noch«, sagte Tiffany.
    »Ahm, das nennt man den Ruf«, sagte Petulia Knorpel. »Alte Hexen wissen, wann sie sterben müssen. Niemand hat eine Ahnung, wie das funktioniert. Sie wissen es einfach.«
    »Hat sie noch immer diese Schädel?«, fragte Lucy Warbeck. Sie trug das Haar hoch aufgetürmt, mit einem Messer und einer Gabel drin. »Die konnte ich nicht ausstehen. Ich hab immer das Gefühl gehabt, sie starren mich an!«
    »Ich habe sie verlassen, weil sie mich als Spiegel benutzte«, sagte Lulu Liebling. »Macht sie das noch immer?« Tiffany seufzte. »Ja.«
    »Ich habe einfach gesagt, dass ich nicht zu ihr wollte«, meinte Gertrude Müdig, während sie das Feuer schürte. »Normalerweise nimmt einen keine andere Hexe auf, wenn man eine von ihnen ohne Erlaubnis verlässt, aber wenn man bei Fräulein Verrat nach nur einer Nacht das Weite sucht, verlieren die übrigen Hexen kein Wort darüber und bringen einen woanders unter. Wusstet ihr das?«
    »Frau Ohrwurm meint, Dinge wie Schädel und Raben gehen zu weit«, sagte Annagramma. »Alle in der Gegend sind praktisch außer sich vor Angst!«
    »Ahm, was wird aus dir?«, wandte sich Petulia an Tiffany.
    »Keine Ahnung. Ich schätze, ich mache woanders weiter.«
    »Du Arme«, sagte Annagramma. »Fräulein Verrat hat wohl nicht zufällig erwähnt, wer die Hütte bekommt?«, fügte sie hinzu, als wäre ihr die Frage gerade eingefallen.
    Es folgte eine ganz besondere Stille, verursacht von sechs Ohrenpaaren, die so angestrengt lauschten, dass sie geradezu ächzten. Zugegeben, es gab nicht viele aufstrebende  junge Hexen, aber Hexen lebten lange, und eine eigene Hütte zu besitzen war ihr großes Ziel. Erst dann wurde man respektiert.
    »Nein«, sagte Tiffany.
    »Nicht einmal eine Andeutung?«
    »Nein.«
    »Sie hat doch nicht gesagt, dass du sie bekommst, oder?«, fragte Annagramma scharf. Ihre Stimme konnte einem wirklich auf die Nerven gehen. »Hallo« klang bei ihr wie ein Vorwurf.
    »Nein!«
    »Du bist ohnehin zu jung.«
    »Eigentlich gibt es keine Altersgrenze«, sagte Lucy Warbeck. »Zumindest gibt es nichts Schriftliches darüber.« »Woher willst du das wissen?«, fauchte Annagramma.
    »Ich habe die Alte Frau Pumich gefragt«, antwortete Lucy.
    Annagrammas Augen verengten sich. »Du hast sie gefragt} Warum?«
    Lucy verdrehte die Augen. »Weil ich Bescheid wissen wollte, darum. Meine Güte, alle wissen, dass du die Älteste und... du weißt schon, die am besten Ausgebildete bist. Natürlich bekommst du die Hütte.«
    »Ja«, sagte Annagramma und beobachtete Tiffany argwöhnisch. »Natürlich.«
    »Dann wäre ja, ahm, alles geklärt«, sagte Petulia lauter als nötig. »Gab es bei euch letzte Nacht auch so viel Schnee? Die Alte Mutter Schwarzkappe meinte, das sei sehr ungewöhnlich.«
    Tiffany dachte: Ach du liebe Zeit, jetzt geht's los...
    »Bei uns hier oben schneit es oft so früh im Jahr«, sagte Lucy.
    »Ich glaube, der Schnee war etwas flauschiger als sonst«, sagte Petulia. »Recht hübsch, wenn man so etwas mag.«
    »Es war einfach nur Schnee«, sagte Annagramma. »He, habt ihr gehört, was aus dem neuen Mädchen beim Alten Fräulein Tumult geworden ist? Die ist schon nach einer Stunde schreiend weggelaufen.« Sie lächelte, und es wirkte nicht sehr mitfühlend.
    »Ahm, lag es am Frosch?«, fragte Petulia.
    »Nein, nicht am Frosch. Der Frosch machte ihr nichts aus. Es lag am Armen Charlie.«
    »Der kann einem echt Angst machen«, sagte Lucy.
    Und das war's, begriff Tiffany, während immer weiter getratscht wurde. Jemand, der praktisch eine Art Gott war, hatte Milliarden von

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