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Der Wissenschaftswahn

Der Wissenschaftswahn

Titel: Der Wissenschaftswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Sheldrake
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eine verblüffende Vielfalt an Überlegungen und Verfahren. Ähnlich ist es bei der Suche nach »Overunity«. Dieser Begriff wird für Anlagen oder Maschinen verwendet, die mehr Energie erzeugen, als ihnen zugeführt wird. Skeptiker meinen, alle diese Ansätze seien unmöglich, wenn nicht sogar von betrügerischen Absichten getragen, und das mag bei manchen Verfechtern der »freien Energie« tatsächlich der Fall sein. Aber können wir sicher sein, dass es keine Ausnahmen gibt?
    Gibt es funktionierende Apparaturen dieser Art? Und wenn es sie gibt, warum haben sich nicht schon große Unternehmen und der Markt dieser Dinge angenommen? Eine der möglichen Antworten lautet, dass es nicht leicht ist, für etwas einzutreten, das gegen das Perpetuum-Mobile-Tabu verstößt. Wenn ein möglicher Investor wissenschaftliche Sachverständige zu Rate zieht, wird man ihm vermutlich sagen, die Sache sei unmöglich und deshalb nur Geldverschwendung. Aber was, wenn manche dieser Gerätschaften tatsächlich funktionieren und wirklich neue Energiequellen erschließen?
    Vielleicht wäre das ein Gebiet, auf dem uns mit Preisen ausgestattete Wettbewerbe weiterhelfen würden. Solche Wettbewerbe haben in der Geschichte der Wissenschaft und Technik schon oft zu wichtigen Neuerungen geführt, und sie geben Erfindern außerdem die Chance, ihre Entdeckungen einem breiteren Publikum bekanntzumachen. Eines der ersten Beispiele für dieses Vorgehen war der 1714 von der britischen Regierung ausgelobte »Längengrad-Preis«. Es ging darum, eine Methode zur genauen Bestimmung des Längengrads auf See zu finden. [139] Ein weiteres Beispiel ist der Gossamer Condor, das erste Fluggerät, das allein mit menschlicher Muskelkraft in der Luft gehalten werden konnte und dem 1977 der Kremer-Preis zufiel. Der britische Industrielle Harry Kremer hatte 50 000 Pfund für das erste Fluggerät ausgesetzt, das allein mit menschlicher Muskelkraft einen Achterkurs von einer Meile Länge fliegen konnte. Die Konstruktion des Gossamer Condor beruhte auf dem Prinzip des Gleitschirms, war aus besonders leichten Materialien, und für den Antrieb sorgte ein Amateurradfahrer. Die Erbauer des Geräts ließen den Gossamer Albatros folgen, der die zweiundzwanzig Meilen über den Ärmelkanal schaffte und 1979 erneut den Kremer-Preis gewann.
    Aktuelle Beispiele für Wettbewerbe mit finanziellem Anreiz sind die mit zehn Millionen Dollar dotierten Preise, mit denen die X Prize Foundation »radikale Durchbrüche zum Nutzen der Menschheit« herbeiführen möchte. Damit sollen »neue Industrien und Jobs geschaffen und die Märkte belebt werden«. [140]
    Ein Preis für die effektivste Overunity-Erfindung könnte auf dem Gebiet der Energieforschung einiges in Bewegung bringen. Faire Tests, im Geiste vorurteilsloser Wissenschaft durchgeführt, könnten erweisen, dass manche Apparaturen tatsächlich mehr Energie erzeugen, als ihnen aus konventionellen Quellen zugeführt wird. Vielleicht wird der Wettbewerb auch zeigen, dass es solche Apparaturen doch nicht gibt. Dann bekommt niemand den Preis, und die konservative Wissenschaft kann sich die Hände reiben und sagen: »Ich hab’s doch gewusst.«

Lichtnahrung
    Eine weitaus größere Herausforderung liegt in Berichten von Menschen, die anscheinend monate- oder jahrelang überleben können, ohne zu essen. So etwas widerspricht dem gesunden Menschenverstand, schließlich weiß jeder, dass Menschen und Tiere Nahrung brauchen, um am Leben zu bleiben.
    Ich hörte zum ersten Mal von diesem Phänomen, als ich 1984 mit meiner Frau in Jodphur im indischen Rajasthan war. Ein indischer Freund nahm uns mit zu einem Besuch bei einer Heiligen namens Satimata, die im unweit der Stadt gelegenen Dorf Bala lebte. Als ihr Mann 1943 starb, so erfuhren wir, war Satimata ungefähr vierzig Jahre alt und wollte sich mit ihm verbrennen lassen, wie es Brauch war – aber man hielt sie davon ab. Also gelobte sie stattdessen, sie werde nie wieder essen. Als wir ihr begegneten, hatte sie angeblich schon dreiundvierzig Jahre lang nicht gegessen oder getrunken und auch nichts mehr ausgeschieden. Sie wirkte ansonsten wie eine ganz normale alte Frau vom Dorf, nur dass sie von Jüngern umgeben war. Allerdings war sie gerade erkältet und schneuzte sich mehrmals. Dann war sie also nicht nur der wandelnde Verstoß gegen den Energieerhaltungssatz, sondern auch gegen den Erhaltungssatz der Materie, denn sie produzierte Schleim, ohne Nahrung oder Flüssigkeit aufzunehmen.
    Ich

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