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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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es, sich selbst dann weiterzuschleppen, wenn sie sich am liebsten nur noch auf den Boden gelegt und wie ein kleines Kind geweint hätte.
    Als sie sich an die felsige Wand des Gangs sinken ließ, entzündete Tormand eine Fackel. Annora blinzelte, weil das plötzliche Licht ihren Augen wehtat. Tormand überließ es Edmund, den anderen in den Gang zu helfen und Fackeln zu verteilen. Er selbst begleitete Annora auf dem weiteren Weg. Sie gelangten an mehrere Abzweigungen, die Annora standhaft ignorierte, bis sie schließlich an einer die Richtung änderte. Nach wenigen Schritten hielt Simon sie auf.
    »Wohin führt uns dieser Weg?«, fragte er.
    »Zu den Verliesen«, erwiderte sie. Sie erinnerte sich noch sehr deutlich daran, dass James hier angehalten und sie darauf hingewiesen hatte. »Der Gang, den wir soeben verlassen haben, führt zur Küche. Man muss einfach nur geradeaus weitergehen und nach ein paar breiten, unebenen Stufen Ausschau halten. Auf diesen Stufen gelangt man an eine Tür, die in die Vorratskammer führt. Diese Kammer ist stets unverschlossen.«
    »Wartet hier«, ordnete Simon an.
    Sie lehnte sich an Tormands starken Körper und murrte: »Wohin, denkt er wohl, werde ich gehen?« Als Tormand leise lachte, musste sie lächeln. »Was hat er vor?«, fragte sie.
    »Ein paar Männer durch die Küche in den Keep schicken.«
    »Hoffentlich warnt er sie vor Big Marta.«
    »Sie rechnet damit, dass etwas passiert, also glaube ich nicht, dass von ihr Gefahr droht. Wie weit ist es denn noch bis zu den Verliesen?«
    »James meinte, man müsse einfach geradeaus weitergehen, dann würde es etwa zehn Minuten dauern, wenn man sich sehr wachsam bewegt, und viel weniger, wenn man nicht befürchten muss, gesehen oder gehört zu werden. Ich war nicht besonders erpicht, mehr zu erfahren, ich wollte nur wissen, wie ich zurückfinde.«
    »Weil Ihr schon einmal ausgesetzt worden seid?«
    Der Mann war tatsächlich sehr scharfsinnig. »Aye«, erwiderte sie. »Mehrmals hat mich ein Verwandter zu einem anderen gebracht, ohne sich zu vergewissern, dass der andere zu Hause oder überhaupt bereit war, mich aufzunehmen. Meine Tante Agnes hat es dreimal getan, bis mich dann eine andere Cousine endlich bei sich aufgenommen hat.«
    Tormand blieb stumm, doch sie spürte, wie sich sein Arm in stillem Mitgefühl ein wenig fester um ihre Schulter legte. Annora hatte befürchtet, dass eine solche Geste demütigend sein könnte, aber dem war nicht so. Sie spürte nur Tormands Empörung, und das tröstete sie so, dass sie das Mitgefühl gut annehmen konnte.
    Jedenfalls war es kein Mitleid, denn damit hätte sie nur schlecht umgehen können.
    Als Simon zurückkehrte, setzten sie ihren Weg fort. Das leise Geräusch von Stimmen gab ihnen zu verstehen, dass sie sich rasch ihrem Ziel näherten. Tormand löschte seine Fackel, und Annora wartete auf die Angst, die sie immer überfiel, wenn sie im Dunkeln festsaß. Doch die Angst flackerte nur kurz auf, bevor sie wieder verschwand. Offenbar war Annora zu sehr mit ihren Schmerzen und den Sorgen um James beschäftigt, um sich vor der Dunkelheit zu fürchten. Im Dunkeln konnte nichts lauern, was beängstigender war als die Möglichkeit, nichts tun zu können, um James vor ihrem grausamen Cousin zu retten. Als ihre Knie nachgaben, war Tormand sofort wieder neben ihr und zog sie fest an sich.
    »Ganz ruhig, Mädchen«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich habe einen sicheren Platz gefunden, wo Ihr Euch ausruhen könnt, während wir James retten.« Damit schlich er leise weiter und zog sie mit sich.
    Als sie seine wachsende Erregung wahrnahm, dachte sie, dass Männer wirklich sonderbare Wesen waren. Wie kam es nur, dass sie solche Angriffe anregend fanden? Tormand und die anderen schienen sich auf den bevorstehenden Kampf richtig zu freuen. Sie würden bestimmt bitter enttäuscht sein, wenn es kein blutiges Gefecht würde.
    Ein schwacher Lichtschein drang in die Dunkelheit, als Tormand Annora zu einer Nische in der Wand führte und ihr bedeutete, dort zu bleiben. Die Stimmen waren inzwischen deutlich zu vernehmen, offenbar war sie wirklich nur noch wenige Schritte von James’ Gefängnis entfernt. Beim scharfen Knall einer Peitsche hätte Annora fast laut aufgestöhnt. Tormand hatte jedoch damit gerechnet und sanft eine Hand auf ihren geschwollenen Mund gelegt.
    »Ganz ruhig, Mädchen. Ihr habt bisher großen Mut bewiesen«, flüsterte er ihr ins Ohr und nahm die Hand wieder weg. »Bleibt stark!«
    »Er tut James

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