Der Wolf aus den Highlands
drei Jahren so ans Herz gewachsen war, ließ er sie ebenbürtig an dieser Entscheidung teilnehmen. Annora hoffte jetzt nur, dass das Kind sich nicht störrisch zeigen und seine Einwilligung verweigern würde. Eine Ablehnung könnte ihnen viel Ärger mit dem Kind bereiten, weil James seine Entscheidung sicher nicht zurücknehmen würde. Er würde sich nur stur bemühen, Meggie umzustimmen.
Was er nicht wusste, war, dass die kleine Meggie genauso stur sein konnte wie er.
»Werden wir dann eine Familie sein?«, fragte Meggie.
»Aye, mein Mädchen, das werden wir«, sagte James, und mit einem Blick auf Tormand setzte er hinzu: »Eine sehr große Familie.«
»Ich wäre gern wieder eine Familie.«
»Also billigst du meinen Plan, Annora zu heiraten?«
Meggie grinste und umarmte ihn. »Dann wird sie auf alle Fälle auf Dunncraig bleiben, stimmt’s?«
»Aye, mit Sicherheit.« James stand auf und fügte hinzu: »Aber wenn Annora und ich verheiratet sind, sollst du sie nicht mehr beim Vornamen rufen, sondern …«
Annora legte ihm die Hand auf den Mund und lächelte Meggie an. »Wie du mich nennen willst, überlasse ich dir, Meggie-Schätzchen.«
»Danke, ich werde darüber nachdenken.« Meggie wartete nicht ab, ob James noch etwas zu sagen hatte, sondern hüpfte zu ihrem Onkel.
»Warum hast du mich daran gehindert, ihr zu sagen, dass sie dich Mutter nennen soll, wenn wir verheiratet sind?«, fragte James. »Du wirst ihre Mutter sein, deshalb soll sie dich auch so nennen.«
»Nur nach dem Gesetz. Meggie weiß, dass Mary ihre Mutter war. Sie war zwar keine gute Mutter, aber das spielt keine Rolle. Ich wollte nicht, dass du Meggie befiehlst, mich Mutter zu nenne. Ich möchte, dass das Kind mich freiwillig so nennt.«
James seufzte und legte den Arm um ihre Schultern. »Wie du meinst. Sollen wir es jetzt öffentlich verkünden? Es wissen zwar ohnehin schon alle, dass wir so bald wie möglich heiraten wollen, aber bei so etwas erwartet jeder eine öffentliche Verkündigung.«
»Eine öffentliche Verkündigung und danach Ale in Strömen«, murmelte Annora, als sie zur Hohen Tafel schritten.
»So ist es Brauch.«
In der Halle wurde es mucksmäuschenstill, als James mit seinem Pokal mehrmals auf den Tisch klopfte. Annora stand neben ihm und hielt seine Hand, als er verkündete, dass er Annora MacKay gebeten habe, seine Frau zu werden, und sie eingewilligt habe. Sobald der Jubel verstummt war, erklärte er, dass die Hochzeit so bald wie möglich stattfinden und es ein sehr großes Fest geben würde.
»Mit so viel Begeisterung habe ich nicht gerechnet«, sagte Annora, als sie sich neben James setzte.
»Sie lieben dich, mein Schatz, genau wie ich.« James gab ihr einen raschen Kuss. »Sie wissen, dass du hierher gehörst, und freuen sich, dass ihr Laird so vernünftig war, das ebenfalls zu erkennen.«
Annora errötete und betrachtete all die Leute, die sich in der Großen Halle versammelt hatten. Sie hatte geglaubt, die Menschen auf Dunncraig würden sie gar nicht kennen, und wenn doch, dann wäre sie nicht besonders beliebt, da Donnell sie ja stets von allen anderen möglichst ferngehalten hatte. Am meisten freute die Leute wahrscheinlich, dass James wieder gesund und stark war und über Dunncraig herrschte. Aber Annora wusste, dass viele Leute sich auch aufrichtig für sie freuten. Mit Tränen in den Augen sah sie James an, als er ihr einen kleinen Kuss auf die Wange drückte.
»Du bist jetzt zu Hause, mein Schatz«, sagte er leise. »Vergiss das nie!«
Und darüber freute sie sich am allermeisten. Endlich hatte sie ein Zuhause gefunden.
Epilog
Ein Jahr später
Ist sie noch nicht fertig?«
James sah seine Tochter an. Trotz seiner wachsenden Angst um Annora und das Kind, das sie gerade gebar, musste er fast lächeln. Meggie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und starrte ihn durch ein Gewirr goldblonder Locken finster an. Offenbar hatte sie gedacht, Annora würde sich mit ein paar Frauen ins Schlafgemach zurückziehen und bald darauf alle rufen, um ihnen Meggies neuen Bruder oder neue Schwester vorzustellen. Seine Tochter wusste noch nichts von den Gefahren einer Geburt, und er wollte sie lieber erst später darüber aufklären. Nun schickte er ein Stoßgebet gen Himmel, dass Annora diese Prüfung heil und mit einem gesunden Kind in den Armen überstehen möge.
Er dachte an den Tag von Meggies Geburt und entsann sich nicht, damals auch so viel Angst um Mary oder das Kind gehabt zu haben. Mary hatte sich
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