Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
Vom Netzwerk:
Blut vergossen worden war. Meist lungerten die Chisholms auf Dunncraig herum, wenn wieder einmal ein Überfall geplant war.
    Da solche Verbrechen gewöhnlich in der Nacht begangen wurden, hatte sie nie besonders darauf geachtet, doch es war klar, dass diese Männer Dunncraig und seine Leute in Gefahr brachten – auch Meggie.
    So, wie der Mann, der sie umschlungen hielt, erstarrte, dachte er offenbar das Gleiche. Sie konnte sich nicht recht erklären, warum ihm das so nahe ging. Vielleicht hatte er beschlossen, Dunncraig zu seiner neuen Heimat zu machen, und fürchtete nun, dass Donnell und seine Spießgesellen den Frieden seines neu gewählten Heims bedrohten? Friede war etwas sehr Flüchtiges in ganz Schottland; es war der reine Wahnsinn, etwas zu tun, was nach Vergeltung rief und blutige Fehden verursachen konnte.
    »Nun beruhigt Euch endlich, Egan«, meinte Donnell. Seine Schritte waren direkt vor ihrem Versteck zu hören. »Ich werde den alten Mistkerl bald so an mich binden, dass er den Mund hält, selbst wenn er erwischt wird.«
    »Ich hoffe, Ihr habt recht«, erwiderte Egan, der offenbar hinter Donnell herlief.
    »Selbst wenn ich mich bei Old Ian irre, so irre ich mich doch nicht bei seinen Söhnen. Sie würden sich ohne mit der Wimper zu zucken gegen ihren Vater stellen, um ihren eigenen Hintern zu schützen oder um die Macht zu erringen, die er ihnen verweigert. Sobald ich einen dieser Narren an mich gebunden habe, wird er alles tun, um mich zu schützen, und auch vor den eigenen Verwandten nicht haltmachen.«
    Annora war beinahe enttäuscht, als sie hörte, wie die Männer das Arbeitszimmer verließen und die Tür hinter sich zuzogen. Sie war zwar froh, dass sie weg waren, da sie wahrhaftig aus ihrem Gefängnis und aus Rolfs Umarmung herausmusste, doch es wäre ihr recht gewesen, wenn die Männer sich noch so lange unterhalten hätten, bis klar wurde, welche Waffe Donnell bald gegen die Chisholms in der Hand haben würde, die sie zwingen würde, ihn zu beschützen.
    Mehrere stumme, angespannte Momente verstrichen, und Annora wollte gerade fragen, wann sie denn endlich ihr Versteck verlassen könnten, als Rolf die Geheimtür öffnete. Annora musste blinzeln, als sie plötzlich wieder im Licht stand, und es dauerte eine Weile, bis sie Rolfs Gesicht klar sehen konnte. Sein Anblick verwunderte sie: Der Mann war höchst erzürnt. Da sie schon immer eine gewisse Wut in ihm gespürt hatte, hatte sie nicht weiter darauf geachtet. Doch diese Wut war eindeutig frisch, und zwar geweckt durch Donnells und Egans Untaten. Unwillkürlich ging ihr durch den Kopf, dass es ganz nett war, einen Mann kennenzulernen, der sich über Verbrechen und Unrecht aufregte, als sie merkte, dass er fluchte, leise, ausgiebig und heftig – und zwar auf Schottisch.
    »Also sprecht Ihr doch unsere Sprache«, murmelte sie und lächelte schief. »Und noch dazu recht farbenprächtig.«
    »Verzeihung«, murmelte er auf Französisch. Allerdings verzerrte die unterschwellige Wut in seiner tiefen Stimme seinen Versuch, ruhig und höflich zu klingen. »Ich kann fließend in Eurer Sprache fluchen; schwerer fällt es mir, so zu reden, wie ein Herr sich gegenüber einer Dame ausdrücken sollte.«
    Sie nickte, doch sie war ebenso geistesabwesend wie er. Nachdem sie sich nicht mehr in seinen Armen befand, konnte sie kaum noch an etwas anderes denken als an das Gespräch, das sie soeben belauscht hatten. Sie musste unbedingt in Ruhe darüber nachdenken. Außerdem wäre es sicher nicht das Schlechteste, etwas Abstand zwischen diesem Mann und ihr zu schaffen, und zwar so rasch wie möglich. Sie machte sich auf den Weg zur Tür.
    »Ich finde, wir sollten diesen Raum, so schnell es geht, verlassen«, meinte sie.
    »Jawohl.«
    James schritt an ihr vorbei und öffnete leise die Tür. Er suchte den Gang ab, und als er niemanden sah, schlüpfte er hinaus und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Doch als sie sich von ihm entfernen wollte, hielt er sie zurück und küsste sie noch einmal heftig.
    Er musste fast lächeln, wie sie errötete und beinahe von ihm wegrannte, als er sie losließ. Wahrscheinlich war es ein Fehler, sie daran zu erinnern, was sie geteilt hatten, bevor Donnell und Egan sie gestört hatten, doch er hatte es nicht zulassen wollen, dass sie sich so einfach entfernte und ihn aus ihren Gedanken vertrieb. Der kurze Kuss sollte eine Erinnerung sein und ein Hinweis, dass die Sache damit noch lange nicht erledigt war. Ihm war klar, dass er vorsichtig sein

Weitere Kostenlose Bücher