Der Wolf aus den Highlands
in sich. Reine Wonne durchströmte ihren ganzen Körper. »Und was soll ich jetzt tun?«, fragte sie.
»Genieß es«, sagte er. »Genieße es einfach.«
Als er sich beinahe ganz aus ihr zurückzog, schien ihr sein Wunsch ziemlich merkwürdig, doch bevor sie über seinen Rückzug protestieren konnte, stieß er wieder in sie, und sie schrie laut auf vor Lust. Dafür hatte ihre Mutter also alles riskiert, dachte sie noch, als er weiter stieß und stieß und eine Hitze in ihr entfachte, unter der sie dahinzuschmelzen glaubte. Und traurig war ihre Mutter dann wohl nur geworden, als sie all das verloren hatte, dachte sie. Doch von da an fühlte sie nur noch.
James kämpfte dagegen an, sich endlich sein eigenes Vergnügen zu gönnen.
Doch er beherrschte sich, obwohl er es so heiß ersehnte und wusste, dass er sie wahrscheinlich auch danach noch zu ihrem Höhepunkt würde bringen können. Er knirschte mit den Zähnen und dachte an irgendetwas möglichst Langweiliges, um sein Bedürfnis nach Erlösung zu zügeln, aber er wollte unbedingt, dass sie diese Erlösung gemeinsam fanden oder wenigstens möglichst kurz nacheinander.
Als er schon dachte, er müsse auf diese Freude verzichten, spürte er, wie ihr Körper anfing, sich um ihn zu spannen. Einen Herzschlag später schrie sie laut seinen Namen, bäumte sich auf und erbebte unter dem Gipfel ihrer Leidenschaft. Es fühlte sich an, als wolle sie ihn noch tiefer in sich ziehen, und dieses Gefühl brachte auch ihn zum Gipfel.
Annora lag ermattet auf dem Rücken, ihr Körper fühlte sich an, als habe sie den ganzen Tag schwer gearbeitet. Nur allmählich wurde sie sich bewusst, dass sie noch immer nackt war. Doch als James aufstand und zum Waschtisch trat, machte sie keine Anstalten, sich vor ihm zu verhüllen. In dem Moment, als sie ihre lahmen Arme dazu bringe wollte, nach dem Laken zu greifen, um ihre Nacktheit zu verbergen, kehrte er mit einem feuchten Tuch zurück. Der Anblick seines großen, sehnigen Körpers nahm Annora so gefangen, dass sie trotz der Intimität kaum zurückzuckte, als er sie säuberte.
Erst nachdem er wieder ins Bett gekrochen war und sie in die Arme genommen hatte, begann sie, wieder klarer zu denken. Sie hatte soeben ihre Unschuld einem Mann geschenkt, der nicht mit einem einzigen Wort von Liebe gesprochen hatte. Allein das hätte sie dazu veranlassen müssen, aus dem Zimmer zu stürmen und zu einem Priester zu eilen, um ihre Sünde zu beichten. Aber sie hatte keine Lust dazu. Sie wollte nur hierbleiben, in seinen Armen, sachte über seine breite, muskulöse Brust streichen und das Gefühl schläfrigen Glücks genießen, das sie erfüllte.
Doch dann drängten sich andere Gedanken in dieses angenehme Vergessen: Was würde als Nächstes passieren? Annora konnte nicht über alles hinwegsehen, was falsch daran war, sich einen Liebhaber – zumal diesen – zu nehmen. Selbst wenn James Donnell besiegte und alles zurückerlangte, was ihm gestohlen worden war, konnte es nur eine vorübergehende Liebschaft sein. James war ein Laird. Und Grundherren liebten und heirateten keine armen, unehelich geborenen Frauen, egal, wie vornehm die Abstammung des einen Elternteils war. Lairds suchten sich Gemahlinnen, die Land und Geld mitbrachten und ihre Macht oder ihren Besitz vergrößerten. Annora wusste, dass Donnell wahrscheinlich den Großteil von Dunncraigs Vermögen ausgegeben oder verschwendet hatte und wenig tat, um sicherzustellen, dass das Land bestellt wurde.
Umso wichtiger würde es, wie es sich gehörte, für James sein, eine reiche Frau und reiche Erbin zu heiraten. Und sie besaß nichts als die Kleider auf ihrem Leib.
Traurigkeit drohte sie zu überwältigen, doch sie wehrte sich mit Kräften dagegen. Sie hatte sich für dieses Los entschieden, und solange sie konnte, würde sie alles nehmen, was gut daran war. Wenn es vorbei war, würde sie noch genug Zeit haben, sich in Herzeleid zu ergehen und in ihr Kissen zu weinen.
Eines wusste sie ganz genau: Sie liebte diesen Mann, und es war eine Liebe ohne Hoffnung. Doch sie schob den Kummer rasch beiseite. Wenn er wollte, dass sie ein Liebespaar blieben, würde sie seine Geliebte bleiben, solange er sie wollte und sie ihn nicht mit dem belasten würde, was sie fühlte. Sie wusste, dass er ein guter Mann war und ihr nicht wehtun wollte. Außerdem hätte er sie bestimmt gehen und an ihrer Unschuld festhalten lassen, wenn sie sich gewehrt hätte. Es war nicht seine Schuld, dass sie ihn liebte und es ihr
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