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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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irgendwann einmal das Herz brechen würde.
    Das Einzige, was man ihm vorwerfen konnte, war vielleicht, dass es so leicht war, ihn zu lieben.
    Als er die Hand unter ihr Kinn schob und es ein wenig anhob, um ihr ins Gesicht sehen zu können, brachte sie sogar ein kleines Lächeln zustande. Sie hatte viel Übung darin, Verletzungen und Sorgen zu verbergen; sie wollte sich nicht die kurze Zeit ihres Glücks davon trüben lassen.
    »Du bist sehr still, Mädchen«, sagte James und küsste sie zärtlich.
    »Ich bin noch zu schwach für ein Gespräch«, erwiderte sie nur.
    Er lächelte und streichelte zärtlich ihren Rücken. Er konnte in ihrem Gesicht keinerlei Reue oder Scham entdecken, aber ihr Schweigen fing an, ihm Sorgen zu machen. Seiner Gemahlin hatte er nur ein einziges Mal ins Gesicht geblickt, nachdem sie sich geliebt hatten, und danach nie wieder. Er hatte so viel Unglück, so viel Scham und Verlegenheit darin entdeckt, dass er sich völlig leer gefühlt hatte. Nur die schwache Hoffnung, dass er Mary mit der Zeit schon würde zeigen können, welche Freuden man im Ehebett finden konnte, und der Wunsch nach Kindern hatten ihm die Kraft verliehen, danach wieder das Lager mit ihr zu teilen.
    Annora war so lange stumm geblieben, dass er schon befürchtet hatte, womöglich empfände sie dasselbe wie Mary. Es hatte ihn große Überwindung gekostet, in ihr Gesicht zu blicken. Als er darin nur die Hitze einer befriedigten Frau und ein Lächeln gesehen hatte, war er froh gewesen, nicht zu stehen; denn dann wäre er sicher vor Erleichterung zusammengebrochen.
    Annora fielen auf einmal die Gefühle ein, die sie an einem gewissen Punkt bei James bemerkt hatte, und dann die Worte, die er gemurrt hatte, als er angefangen hatte, sie zu lieben. »James, warum warst du anfangs so – äh, so verzweifelt?«
    Im ersten Moment begriff er gar nicht, was sie meinte, dann fragte er sich, woher sie gewusst hatte, was in ihm vorgegangen war. »Du denkst, ich war verzweifelt?«
    Sie verzog das Gesicht und betete, jetzt nichts zu sagen, was ihrer Beziehung ein allzu rasches Ende bereiten würde. »Manchmal kann ich spüren, was ein anderer spürt. Ich habe bei dir die Wut gespürt, sobald du nach Dunncraig kamst. Und als du Donnell beleidigt hast und ich mir etwas einfallen lassen musste, als der mich fragte, was du gesagt hast, habe ich in dir den Hass auf ihn gespürt. Nachdem du mich lange genug betrachtet hattest und anfingst, mich zu küssen, spürte ich etwas, was ich nur als Verzweiflung beschreiben kann, wenn auch nur ganz kurz. Und vielleicht auch eine Spur Angst. Ich habe mich gefragt, ob ich etwas getan habe, um diese Gefühle in dir hervorzurufen.«
    »Du kannst spüren, was in anderen vorgeht? Wirklich?«
    Da sie bei dieser Frage nur sein Interesse spürte, nickte Annora. »Es ist ein Geheimnis, nur wenige wissen, dass ich das kann, und es ist mir auch lieber so. Manche waren nicht sehr freundlich zu mir, als sie es herausfanden.«
    »Mach dir keine Sorgen, wenn du mit mir über deine Gaben redest, Liebes. Ich bin bei den Murrays aufgewachsen, und in diesem Clan haben viele Leute solche Gaben. Aber es stimmt schon, ich war verzweifelt, und nicht nur, weil ich dich von Anfang an begehrt habe; und wahrscheinlich hat sich auch ein wenig Angst dazugesellt. Warum das so war? Meine Gemahlin mochte die körperliche Liebe nicht. Sie sah dabei immer aus, als quäle es sie, als erniedrige und beschäme es sie, und ich konnte nichts dagegen tun. Als du so lange stumm warst und ich die Verlegenheit in deinem Gesicht sah, hatte ich Angst, wieder etwas falsch gemacht und die Lust zerstört zu haben, die du anfangs empfunden hast. Ich hätte Mary nie heiraten sollen, vielleicht hätte ich erraten sollen, dass sie zu den Frauen gehört, denen der Beischlaf kein Vergnügen bereitet. Aber dann hätte ich meine Meggie nie bekommen.«
    »Das stimmt.« Annora konnte sich nicht vorstellen, dass einer Frau nicht gefiel, was James in ihr hervorrief, aber das sagte sie ihm nicht; denn dann hätte er zu leicht erraten können, was sie für ihn empfand. Stattdessen fragte sie: »Fällt es dir deshalb so schwer zu glauben, dass sie und Donnell ein Liebespaar waren?«
    »Na ja, wahrscheinlich schon. Außerdem stellt sich kein Mann gern vor, dass seine Frau einen anderen begehrt. Aber vielleicht kamen ja all unsere Schwierigkeiten daher, dass sie in Wahrheit MacKay geliebt hat und nicht mich. Vielleicht ist sie von ihren Verwandten gezwungen worden, mich zu

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