Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
Vom Netzwerk:
sie das schon so früh lernen musste, aber grundsätzlich ist es nicht schlecht, wenn man so etwas kann.« Big Marta senkte den Blick und sagte leise: »Ich habe Mary nie in mein Herz geschlossen. Sie war kalt.«
    »Meine Güte, das war sie wirklich. Und ich habe es immer mit Schüchternheit und mädchenhafter Scham verwechselt. Wenn es wirklich stimmt, dass sie nur MacKay zuliebe meine Gemahlin gespielt hat, dann hat es ihr jedenfalls nicht viel Spaß gemacht. Sie mag ja bereit gewesen sein, für ihn die Hure in meinem Bett zu spielen, aber in ihrem Herzen war sie nie eine.« James verzog das Gesicht. »Und ich fürchte, womöglich war sie auch ziemlich dumm.«
    »Wenn sie diesem Mistkerl vertraut hat, dann war sie das ganz bestimmt.« Big Marta rieb sich stirnrunzelnd das spitze Kinn. »Aye, das musste sie sein, wenn sie gedacht hat, sie könne Euch wegen des Mordes an ihr verurteilen lassen und dann als MacKays Frau nach Dunncraig zurückkehren. Glaubt Ihr, das war ihr Plan?«
    »Ihrer schon, seiner nicht«, erwiderte James. »MacKay ist zu vorsichtig, um einen solchen Beweis seines Verbrechens herumlaufen zu lassen. Wenn Mary mit ihm verbündet war, dann ist sie jetzt tot.«
    »Traurig, alles sehr traurig. Aber immerhin habt Ihr diesmal eine gute Wahl getroffen. Ihr müsst nur aufpassen. Egan hat sie von Anfang an haben wollen. Wenn er Wind von euch beiden bekommt, dann seid Ihr ein toter Mann, und ich fürchte, dass sich auch das Mädchen dann nicht mehr sicher fühlen kann.«
    James nickte und sah Big Marta nach, die sich wieder Richtung Küche aufmachte. Eigentlich hätte er ihre Warnung nicht gebraucht, er wusste auch so, dass das, was er mit Annora teilte, nicht nur kostbar war, sondern auch sehr gefährlich. Egan wollte ihn jetzt schon am liebsten umbringen, allein dafür, dass er ihn geschlagen hatte. Wenn der Mann je herausfand, dass er Annora beschlafen hatte, würde er ihn, ohne zu zögern, langsam und qualvoll töten. Und Big Marta hatte auch recht mit ihrer Vermutung, dass Annora wahrscheinlich in derselben Gefahr schwebte. Egan würde außer sich sein, wenn er erfuhr, dass sie einen Geliebten hatte. James hatte das Gefühl, dass Annoras edle Herkunft und ihre Unschuld eine große Rolle bei Egans Interesse an ihr spielten.
    Er kehrte in seine Werkstatt zurück, um nach einem passenden Holz für MacKays Stühle zu suchen. Dabei gingen ihm all die Gründe durch den Kopf, sich von Annora MacKay fernzuhalten. Lauter gute Gründe, aber er wusste, dass er sie nicht beachten würde, jedenfalls nicht allzu strikt. Er sehnte sich zu sehr nach der Wärme, die ihm Annora schenkte. Doch er nahm sich fest vor, sehr, sehr vorsichtig zu sein. Big Marta wusste über ihn und Annora Bescheid, aber sonst durfte keiner von ihrer Verbindung erfahren. Sollte er je Verdacht schöpfen, dass jemand ihr Verhältnis entdeckt hatte, würde er Annora und Meggie möglichst weit weg von Dunncraig fortbringen, selbst dann, wenn er ein Vogelfreier bleiben müsste und Dunncraig nie mehr zurückbekam.
    Nachdem er das passende Holz gefunden hatte, beschloss er, das Treffen, das MacKay verlangt hatte, um noch einmal über die Stühle zu reden, möglichst bald hinter sich zu bringen. Da er sich bemüht hatte, MacKays Gewohnheiten in Erfahrung zu bringen, wusste James, dass der sich bald in sein Arbeitszimmer begeben würde. Er holte das Pergament, auf dem er seinen Entwurf skizziert hatte, und machte sich auch Richtung Arbeitszimmer auf.
    Er war nur wenige Schritte von MacKays Allerheiligstem entfernt, als er Donnell und Egan kommen sah. Die beiden waren so in ein Gespräch vertieft, dass sie ihn noch nicht bemerkt hatten. Rasch sah sich James nach einem Versteck um. Egan hätte zwar eine ordentliche Tracht Prügel verdient, aber er wusste, dass der Zeitpunkt dafür ungünstig war. Er wollte Egan einstweilen aus dem Weg gehen, und sei es nur um Annoras Sicherheit willen.
    Nun schlüpfte er unbemerkt in die kleine Kammer neben dem Arbeitszimmer, die es früher, als er der Laird von Dunncraig gewesen war, nicht gegeben hatte. Gleich auf den ersten Blick erkannte er den Zweck dieses Raums. Vielleicht diente er auch gelegentlich als Gästezimmer für einen Besucher niederen Standes, doch aller Wahrscheinlichkeit nach hatte sich MacKay hier ein gemütliches Plätzchen eingerichtet, um sich in einer Arbeitspause mit einer Frau zu vergnügen.
    Als er sich zu fragen begann, wie lange er sich noch hier aufhalten sollte, vernahm James Stimmen. Er

Weitere Kostenlose Bücher