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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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Drummond mitgegangen seid, weil er Meggie geraubt hat?«, fragte Donnell, der auf dem Stuhl hinter seinem Arbeitstisch lümmelte, den Blick starr auf sie gerichtet.
    »Ihr habt sie meiner Obhut anvertraut, Donnell. Ich hielt es für meine Pflicht, bei ihr zu bleiben und sie zu beschützen.«
    »Aha. Und dass Drummond in Euer Schlafzimmer kam und Egan bewusstlos schlug, hatte nichts damit zu tun, dass Ihr und Drummond ein Paar seid?«
    »Ich mag ja ein Bastard sein, Cousin, aber ich habe aus den Fehlern meiner Mutter gelernt«, entgegnete sie kühn. »Egan hat versucht, mich zu vergewaltigen. Er ist ungeladen in meine Schlafkammer gekommen. Ich habe ihn nicht dorthin gelockt, damit Master Lavengeance ihn findet, falls Ihr das meint.«
    »Dieser Mann ist nicht Master Lavengeance, er ist Sir James Drummond, der Mann, der unsere Cousine Mary getötet hat.«
    »Seid Ihr Euch da ganz sicher?«
    Donnell richtete sich auf und starrte sie wütend an. »Natürlich. Hat es Euch nicht gewundert, dass er zwei gesunde Augen hat, obwohl er eine Augenklappe trug?«
    Annora hatte vergessen, dass James in der Nacht ihrer Flucht die Klappe abgenommen hatte. »Na ja, ein bisschen schon, aber es gibt viele Gründe, warum man so ein Ding trägt – eine Verletzung, eine Augenschwäche, eine Entzündung …«
    »Schon gut«, fiel ihr Donnell ins Wort. »Nun, ich werde so gütig sein, so zu tun, als glaube ich Euren Erklärungen und Vorwänden. Doch James Drummond ist mein größter Feind, er will meinen Tod, Cousine. Er tarnte sich, schlich in mein Haus und in mein Vertrauen, um mich zu ermorden. Dass Ihr mit diesem Mann offenbar Freundschaft geschlossen habt, bringt mich dazu anzunehmen, dass ich Euch nicht mehr vertrauen kann.«
    »Er war ein Holzschnitzer, Cousin. Mehr habe ich nicht von ihm gewusst.«
    »Glaubt Ihr etwa, ein Holzschnitzer könnte mir das antun?«, fauchte Egan, packte sie und drehte sie so, dass sie ihn ansehen musste.
    Annora hatte ihn bislang noch nicht eingehender gemustert, doch nun stellte sie fest, dass er wahrhaftig nicht sehr gut aussah. Seine Augen waren zugeschwollen, sie wunderte sich, dass er noch genug gesehen hatte, um zu reiten.
    »Ihr habt versucht, mich zu vergewaltigen, Egan, und Ihr habt mich geschlagen.« Sie deutete auf ihre geschwollene Wange. »Als Master Lavengeance in mein Zimmer stürmte, habe ich in ihm nur den Mann gesehen, der versuchte, mich zu retten.« Sie wandte sich wieder Donnell zu. »Ich gebe zu, dass ich misstrauisch war und sehr enttäuscht, als mein vermeintlicher Retter mich ins Kinderzimmer zerrte und Meggie mitnahm. Aber ich kann nur noch einmal wiederholen: Ich betrachtete es als meine Pflicht, bei Meggie zu bleiben.«
    »Wie habt Ihr es geschafft, unbemerkt aus dem Keep zu gelangen?«, wollte Donnell wissen.
    Die Antwort fiel Annora einigermaßen schwer. Sie war gottfroh, dass sie auf dem Rückweg nach Dunncraig über alle möglichen Antworten und Ausflüchte nachgedacht hatte. Auch wenn sie keine gute Lügnerin war, so war sie doch eine gute Geschichtenerzählerin. Und da sie mit dieser Frage gerechnet hatte, begann sie nun, ihre Geschichte zu erzählen.
    Sie beobachtete Donnell genau, während sie ausführlich erzählte, wie sie mit einem Mann, der ein Messer gezückt hatte, und einem schlafenden Kind durch die Dunkelheit geschlichen war. MacKay runzelte die Stirn, aber sie konnte nicht erkennen, ob er nachdachte oder ob er ihr nicht glaubte. Schlimmer noch, sie spürte auch nichts von dem, was in ihm vorging. Da Donnells Wächter sich schon oft als ziemlich nachlässig erwiesen hatten, bekam Annora auch kein schlechtes Gewissen bei der Andeutung, dass es vor allem der laschen Bewachung zu verdanken war, dass sie und Meggie so leicht aus dem Keep hinausgeschmuggelt werden konnten.
    »Der Mann ist schlauer, als ich dachte«, murmelte Donnell.
    »Nehmt Ihr ihr diese Geschichte etwa ab?«, fragte Egan.
    »Das meiste davon. Aber ich frage mich, ob meine liebe Cousine wirklich das Opfer ist, das sie zu sein behauptet.«
    Über Annoras Rücken rann der Angstschweiß, doch sie schaffte es, mit unschuldiger Miene zu sagen: »Ich habe in dem Mann nie etwas Schlechtes gesehen, Cousin. Ihr habt ihm vertraut, und deshalb hatte ich das Gefühl, es auch tun zu können. Und da er mich zweimal vor Egans Versuchen, mir die Unschuld zu rauben, bewahrt hat, konnte ich wahrhaftig nicht ahnen, dass er nicht vertrauenswürdig war.«
    »Ihr gehört mir, Frau, und ich habe das Recht, Euch zu

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