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Der Wolf aus den Highlands

Der Wolf aus den Highlands

Titel: Der Wolf aus den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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nehmen, wann und wie es mir gefällt«, fauchte Egan und verpasste ihr eine derbe Ohrfeige.
    Annora ging zu Boden und war einen Moment lang völlig benommen. Sie bemerkte jedoch, dass Donnell nichts sagte oder tat, um Egan aufzuhalten, und bei dieser stillschweigenden Billigung wurde ihr angst und bange. Offenkundig vermutete Donnell, dass sie ihn angelogen hatte, auch wenn er nicht wusste, in welchem Punkt.
    Egan zerrte sie hoch und schüttelte sie. »Seht Euch doch nur ihren Mund an!«, brüllte er. »Es ist überdeutlich, dass sie heftig geküsst worden ist.«
    »So sieht es aus, Cousine«, meinte Donnell. »Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr dem Mann nicht erlaubt habt, Euch auf seine Seite zu ziehen und zu verführen?«
    »Haltet Ihr mich für eine Hure?«, fragte sie in gespieltem Zorn darüber, dass ihr unterstellt wurde, sich einen Geliebten genommen zu haben. »Glaubt Ihr nicht, dass ich zumindest so viel Verstand habe zu wissen, wenn mich jemand verführt? Ich bin nicht meine Mutter.«
    »Aber in Euren Adern fließt ihr Blut.«
    »Und auch das meines Großvaters, und dem konnte keiner etwas vormachen.«
    »Aye, das stimmt. Trotzdem fürchte ich, dass ich Eurer Geschichte nicht ganz glaube, Cousine.«
    »Ich kann nichts anderes sagen, denn sie entspricht der Wahrheit und nichts als der Wahrheit.«
    »Wie Ihr meint. Aber ich denke, ich werde Egan gestatten, ein wenig von der Wut, die ihn zerfrisst, an Euch auszulassen und zu versuchen, Euch davon zu überzeugen, dass Ihr uns vielleicht doch noch etwas mehr erzählt.«
    Gerade als Annora die volle Bedeutung von Donnells Worten aufging, landete Egans Faust in ihrem Gesicht. Sie ging nur deshalb nicht zu Boden, weil er sie grob am Arm gepackt hatte. Bei seinem boshaften Grinsen wurde ihr klar, dass ein langes, schmerzhaftes Verhör auf sie wartete. Sie betete um die Kraft, standhaft zu bleiben und auf ihrer Geschichte zu beharren.
    Es kam ihr vor wie Stunden voller Schläge, unterbrochen von immer denselben Fragen, bis Donnell endlich sagte: »Genug, Egan. Entweder sie sagt uns die Wahrheit, oder sie wird sterben, bevor sie ihre Geschichte abändert.«
    Annora blieb liegen, wo sie unter Egans letztem Schlag zu Boden gegangen war. Sie hatte das Gefühl, dass jedes Körperteil vor Schmerz laut aufschrie. Langsam drehte sie den Kopf auf dem kalten Steinfußboden, bis sie die beiden Männer sehen konnte, die auf sie herunterstarrten. Sie fragte sich, wie es nur sein konnte, dass die beiden frei und quicklebendig ihr Unwesen treiben konnten und ein guter Mann wie James angekettet in einem dunklen Kerker auf einen zweifellos langen, grausamen Tod warten musste.
    Gerade wollte sie versuchen, sich aufzurichten, als ein Mann ins Arbeitszimmer stürmte und schrie: »Die MacLarens überfallen uns!«
    »Es dämmert noch nicht«, murrte Donnell. »Was denken sich diese Narren eigentlich?«
    »Vielleicht wollen sie den Tod des Sohnes ihres Lairds rächen?«, sagte Annora und schaffte es immerhin, sich auf Knie und Hände hochzustemmen.
    Ein grober Tritt in die Seite ließ sie wieder zusammensacken. »Zu diesem Tod kam es während eines Überfalls«, fauchte Donnell. »So etwas kann passieren. Nur ein grenzenloser Narr überfällt einen gut bemannten Keep am helllichten Tag.«
    »Vielleicht hat ihnen jemand mitgeteilt, dass die Burgbesatzung im Moment nicht vollständig ist«, sagte Egan. Er zerrte Annora hoch und warf sie auf einen Stuhl.
    Sie kämpfte darum, nicht ohnmächtig zu werden, um mitzubekommen, was Donnell und der Bote sprachen. Offenbar waren die MacLarens kurz davor gewesen, Dunncraig Keep zu nehmen. Die Burg war nur gerettet worden, weil der große Rest der Männer plötzlich von ihrer Jagd auf sie und James zurückgekommen war. Die Männer hatten die MacLarens im Rücken angegriffen und ihnen in der darauf folgenden Schlacht eine Niederlage beschert. Donnell war jedoch so erbost, dass er dem Boten mit einem derben Hieb die Nase brach. Aus einem Augenwinkel heraus sah Annora den Mann das Weite suchen, während Donnell begann, mit Egan Pläne zu schmieden. Sie dachten daran, die MacLarens zu verfolgen und bis zum letzten Mann abzuschlachten.
    Als die beiden zur Tür gingen, dachte Annora schon, sie hätten sie vergessen. Doch als Donnell die Tür geöffnet hatte, drehte er sich um und musterte Annora abfällig. Offenbar sah sie wirklich schlimm aus.
    »Versucht bloß nicht, Euch noch einmal aus Dunncraig zu schleichen, Annora«, meinte er. »Wir sind noch nicht

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