Der Wolfsthron: Roman (German Edition)

Willo Song glaubt, scheint sich unser Einsatz bezahlt gemacht zu haben.«
    »Tatsächlich?«, fragte Han und sah von einem zum anderen. »Dann sind wir ja quitt.«
    »Dies war nur eine Schlacht«, beeilte Elena sich hinzuzufügen. »Der Krieg beginnt gerade erst.«
    »Womit wir es unmittelbar zu tun haben, ist Folgendes«, erklärte Averill. »Höchstwahrscheinlich werden diejenigen, die Königin Raisa ermorden wollten, es erneut versuchen, sobald sie begreifen, dass sie nicht erfolgreich waren. Bis zu ihrer Krönung schwebt sie also in großer Gefahr.«
    »Krönung?« Han sah zu Raisa hin, ohne dass sein Gesicht irgendeine Gefühlsregung verriet. »Oh, ich verstehe. Sie ist also noch keine richtige Königin.«
    »Nach den Gesetzen der F u egung ist sie die Königin der Fells«, betonte Elena und starrte Han finster an. »Wenn sie allerdings stirbt, geht die Krone an ihre Schwester Mellony. Die Feinde der Königin glauben, dass Thorn Rose tot ist. Diejenigen, die versucht haben, sie zu töten, werden daher vermutlich Mellony krönen wollen.«
    Han schenkte sich noch etwas Tee ein. »Dann sollte Königin Raisa sich besser beeilen und zum Schloss zurückkehren, bevor die Monogramme auf dem Silber geändert werden.«
    »Dem stimme ich zu«, sagte Raisa. »Ich muss nach Fellsmarch zurück, bevor diese Pläne weiter gedeihen.«
    Averill schüttelte den Kopf. »Um ehrlich zu sein, können wir nach dem, was ich gesehen habe, kaum ausreichend für deine Sicherheit garantieren, wenn du jetzt ins Vale zurückkehrst.«
    »Ist es wirklich so schlimm?« Raisa sah von ihrem Vater zu Elena. »Ich bin kein Feigling«, sagte sie. »Ich habe nicht vor, mich in den Bergen zu verstecken, während meine Schwester an meiner Stelle gekrönt wird.«
    »Niemand, der dich kennt, würde dich jemals als Feigling bezeichnen«, erwiderte Averill. »Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass deine Feinde fast ein ganzes Jahr Zeit hatten, ihren Einfluss ungehindert auszubauen. Sie haben Verbündete und Handlanger in entscheidende Positionen gebracht – in die Wache, in die Armee, ins Schloss. Wir werden vorsichtig vorgehen müssen.«
    »Vorsichtig, ja«, stimmte Raisa zu. »Aber ich muss mich diesen Leuten stellen. Schließlich ist diese Situation überhaupt erst dadurch eingetreten, dass ich weggelaufen bin.«
    Averill legte ihr die Hände auf die Schultern und sah ihr in die Augen. »Meine Dornenrose, ich habe bereits Marianna verloren. Ich möchte nicht auch noch dich verlieren.«
    »Und was passiert als Nächstes?«, fragte Han laut, als würde ihm dieses vertrauliche Vater-Tochter-Gehabe auf die Nerven gehen.
    Averill wandte sich wieder Han zu. »Die Redner haben sich für einen Gipfel hier in den Spirits als letzten Ruheplatz von Königin Marianna entschieden. Die Krönung wird nach dem Begräbnis der Königin stattfinden. Sollte Raisa zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder aufgetaucht sein, wird entsprechend den kürzlich veranlassten Änderungen der Nachfolgeregelung Mellony gekrönt werden.«
    Er kniete sich hin, sodass sein Gesicht auf gleicher Höhe mit Han’s war. Als Händler war er geübt darin, andere zu beeinflussen und zu überzeugen. »Alle müssen erfahren, dass die wahre Erbin in die Fells zurückgekehrt ist. Sie muss von ihrem Volk, vom Rat der Adeligen und dem Magierrat gesehen und wiedererkannt werden, damit niemand etwas Gegenteiliges behaupten kann. Und gleichzeitig müssen wir dafür sorgen, dass sie dabei nicht getötet wird.« Er lächelte grimmig. »Es wird nicht leicht sein. Wir werden alle zusammenarbeiten müssen.«
    »Prinzessin Mellony befindet sich im Grunde im Gewahrsam unserer Feinde«, erklärte Elena. »Das Schloss haben sie ebenfalls unter Kontrolle. Es wird für Thorn Rose schwierig sein, jetzt zurückzukehren.«
    »Als Gemahl der verstorbenen Königin und Vater der Prinzessin bin ich Mitglied des Regentschaftsrates«, sagte Averill. »Aber ich bin nur eine einzige Stimme. Lord Bayar drängt darauf, dass Mellonys Krönung so früh wie möglich stattfindet.«
    »Wie lautet also der Plan?«, fragte Han. Er schien Raisa bewusst zu übersehen.
    »Wir hatten gehofft, dass ihr beide, du und Fire Dancer, uns dabei helfen könnt«, sagte Averill. »Früher einmal waren die Demonai sehr viel vertrauter mit den Fähigkeiten und Zaubersprüchen der Amulettschwinger. Ein Teil dieses Wissens ist verloren gegangen. Vielleicht können wir in den nächsten Tagen über diese Dinge sprechen und einen Plan ausarbeiten.«
    Han