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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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einfach nur für möglich zu halten – es war, als wäre er bereits fest davon überzeugt, dass sie stimmte. Als hätte er seit tausend Jahren nur darauf gewartet, sie zu hören. Als wäre sie die unausweichliche Wahrheit.
    »Was wirst du tun, Junge?«, fragte Lucius und unterbrach Han’s Gedankengang.
    »Dancer und ich werden heute Nacht nach Aediion gehen«, sagte Han. »Ich werde herausfinden, ob er wirklich derjenige ist, der zu sein er behauptet.«
    »Hör zu«, meldete sich jetzt Dancer zu Wort. »Selbst wenn er es ist, und selbst wenn Lucius bereit ist, sich für ihn zu verbürgen – woher wissen wir, dass wir ihm trauen können? Tausend Jahre in einem Amulett gefangen zu sein kann einen Menschen ganz schön verändern. Vielleicht plant er, das zu Ende zu bringen, was er während der Großen Zerstörung begonnen hat.«
    »Junge – weiß er, wer du bist?«, fragte Lucius. »Weiß er, dass du von seinem Blut bist?«
    »Nein«, antwortete Han. »Er scheint nicht viel von dem zu wissen, was passiert ist, während er – äh – eingeschlossen war.« Han zuckte mit den Schultern. »Ich wusste nicht, ob ich es ihm erzählen sollte oder nicht.«
    »Du solltest es ihm sagen«, riet Lucius. »Er verdient es zu wissen, dass sein Geschlecht nicht mit ihm untergegangen ist. Es könnte alles verändern. Er kann dir helfen. Er wird dir helfen wollen. Und glaube mir, du wirst ihn auf deiner Seite haben wollen.«
    Der alte Mann stand auf und packte seine Flasche und seine Becher. »Ruf Willo«, sagte er. »Ich möchte jetzt wieder nach Hause.« Und dann sagte er gar nichts mehr.

KAPITEL EINUNDZWANZIG
    Zurück in Aediion
    N achdem Lucius gegangen war, bat Han die Lehrlinge von Willo, mögliche weitere Besucher abzuweisen. Er warnte sie eindringlich davor, dass er und Dancer mit gefährlicher Magie arbeiten würden, und dann errichtete er eine magische Barriere, damit sie nicht gestört werden konnten. Danach setzten sie sich auf die in einer Ecke des Zimmers nebeneinanderstehenden geräumigen Schlafbänke.
    »Willst du das wirklich tun?«, fragte Dancer. »Lucius scheint zu denken, dass Alger Waterlow zu fast allem fähig ist. Ich hatte beinahe das Gefühl, dass er Angst vor ihm hat.«
    »Was in gewisser Weise nur Crows Geschichte bestätigt«, erwiderte Han. »Wenn das stimmt, was Lucius gesagt hat, war Alger mächtig genug, um sich tausend Jahre lang in einem Amulett zu verbergen.«
    »Wieso sollte jemand so etwas tun?«, fragte Dancer.
    »Vielleicht, weil man sich unbedingt rächen will«, sagte Han. »Oder weil man bereit ist, alles zu tun, um zu gewinnen.« Wie ich, fügte er im Stillen hinzu.
    Für einen Moment saßen sie schweigend da, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft.
    »Hast du schon mal versucht, nach Aediion zurückzukehren?«, fragte Han. »Ich meine, seit dem Vorfall in Gryphons Unterricht?«
    »Nein«, sagte Dancer und starrte zur Decke hoch. »Ich hab ohnehin nie viel Sinn darin gesehen. Und nach dem, was damals mit dir passiert ist, war ich nicht gerade wild auf ein zweites Mal.«
    Eine weitere lange Pause trat ein. »Wir sollten anfangen«, schlug Han schließlich vor. »Ich kann dich mitnehmen. Oder du benutzt deine eigene Macht.«
    »Ich gehe lieber selbst«, entschied Dancer. »Dann kann ich zurückkehren, wann ich will. Hast du vor, deinen Talisman zu tragen?« Dancer berührte seinen eigenen. Nachdem klar geworden war, dass der Talisman Crow davon abgehalten hatte, von Han Besitz zu ergreifen, hatte Dancer sich auch einen angefertigt.
    Han nickte und öffnete seinen Kragen, damit Dancer den Talisman sehen konnte. »Lass mir ein paar Minuten Zeit, bevor du mir folgst. Ich möchte Crow darauf vorbereiten, dass du kommst.« Han war sich nicht ganz sicher, ob das gut oder schlecht sein würde, aber es schien ihm auf jeden Fall fair zu sein. »Ich glaube nicht, dass es – was Crow betrifft – wirklich wichtig ist, wo wir uns treffen. Er ist immer anwesend und wartet auf mich. Aber wir beide sollten uns im Glockenturm von Mystwerk treffen.«
    Was ist, wenn Crow nicht auftaucht?, fragte sich Han. Dann stehe ich da wie ein Narr.
    Aber das war seine geringste Sorge.
    Er legte sich hin, schloss die Augen und sprach die vertraute Beschwörungsformel, die ihn durch das Tor nach Aediion führte. Als er die Augen wieder öffnete, fand er sich im Mystwerk-Turm wieder.
    Es war Mitternacht. Mondlicht fiel in Streifen durch die Fenster und ließ die Staubkörnchen in der Luft flimmern.
    Crow saß mit

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