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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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nur Geringschätzung und Ungeduld.
    »Erwartet Ihr wirklich, dass wir glauben, dass dies die Erbprinzessin ist?« Der Hohemagier schüttelte den Kopf, als könnte er es nicht fassen, dass Han sich zu einem derart niederen Spiel herabgelassen hatte. Er drehte sich zu Mellony um und neigte den Kopf. »Es tut mir leid, Hoheit. Es ist grausam, mit einem solchen Trick Eure Hoffnungen zu wecken. Mithilfe von Magie kann man leicht irgendetwas vortäuschen. Diese Frau ist wahrscheinlich nur ein aufgeputztes leichtes Mädchen von der Straße.«
    Bei diesen Worten wich sämtliches Blut aus Raisas Gesicht, bis nur noch zwei wütende Farbflecken auf den Wangen übrig blieben.
    »Lord Bayar!«, sagte sie, und ihre Stimme war so klar und eisig wie ein zugefrorener See im Januar, und ihr Klang so tragend wie der von Tempelglocken. »Vielleicht möchtet Ihr, dass ich allen hier erzähle, wieso ich gezwungen war, die Fells gegen meinen Willen zu verlassen.«
    Micah zuckte zusammen; sein Gesicht, das eben noch an Marmor erinnerte, nahm jetzt die Farbe von Porzellan an. Die Menge auf den Hängen weiter unten murmelte und bewegte sich unruhig.
    Bayar schien es jetzt zu bevorzugen, seine Aufmerksamkeit auf Han zu richten. Der Hohemagier streckte eine Hand in seine Richtung aus, und Han zwang sich, nicht zurückzuweichen. »Werte Dame, Ihr werdet nach der Gesellschaft beurteilt, in der Ihr Euch befindet. Dieser Junge ist Cuffs Alister, ein gemeiner Dieb.«
    Das Gemurmel der Menge wurde lauter. »Alister! Das ist Cuffs Alister!«
    »Das ist Cuffs Alister?«, platzte der lamettabehängte General heraus. »Aber … seht ihn Euch doch nur an! Er ist ein Magier !«
    »Ein gemeiner Dieb «, wiederholte Lord Bayar mit zusammengebissenen Zähnen, »der irgendwie Zauberei gelernt hat. Wir vermuten, dass er eine unheilige Verbindung mit Dämonen eingegangen ist, die Blutopfer als Bezahlung fordern. Mag sein, dass er sich von seinen Verbündeten bei den Kupferköpfen auch einige illegale magische Werkzeuge beschafft hat.«
    Der Hohemagier schien größer zu werden und mehr und mehr Strahlkraft zu gewinnen, als würde er sich mit Han messen wollen. Er wandte sein Gesicht nicht von Han und Raisa ab, aber die Zuhörerschaft, an die er seine Worte richtete, waren die Blaublütigen hinter ihm.
    »Wie einige von Euch bereits wissen, war Alister im letzten Jahr in eine Reihe brutaler Morde auf den Straßen von Southbridge verwickelt, die mittels Magie begangen wurden«, fuhr Bayar fort. »Als ich mich ihm entgegenstellte, hat er versucht, mich zu töten. Er ist aus dem Land geflohen, als Königin Marianna einen Preis auf seinen Kopf ausgesetzt hat. Jetzt ist er zurückgekehrt und hat offenbar vor, uns während dieser Zeit des Wechsels zu vernichten.« Er deutete auf die Reihe von Blaujacken vor dem Podest. »Korporal Fallon!«, rief er einem dunkelhäutigen Mann mit scharfen Gesichtszügen und blauschwarzem Bartschatten zu. »Packt ihn!«
    Han wusste nicht recht, was der Hohemagier sich davon versprach. Vielleicht dachte er, dass Han mit einem magischen Angriff antworten würde, was den Bayars im darauffolgenden Chaos die Möglichkeit gäbe, sowohl ihn als auch Raisa zu töten.
    Verständlicherweise stürmte Korporal Fallon keineswegs unverzüglich los. Er blickte von Raisa zu Han und machte einen zögernden Schritt nach vorn.
    Raisa drängte ihr Pferd vor Han und streckte ihre Hand in einer abwehrenden Geste aus. »Halt, Korporal Fallon, sofern Ihr, wie Ihr behauptet, der vereidigte Verteidiger des Grauwolf-Geschlechts seid.«
    Sie ist wirklich furchtlos, dachte Han mit unfreiwilliger Bewunderung.
    Korporal Fallon blieb stehen; sein Blick ging erneut von Raisa zu Han, seine Hand lag auf seinem Schwertgriff. Er leckte sich die Lippen und schluckte schwer.
    »Han Alister hat mir das Leben gerettet, Lord Bayar«, sagte Raisa. »Ob es Euch gefällt oder nicht, er ist der Grund, warum ich heute hier stehe. Ich schulde ihm meinen Dank, nicht einen Platz im Kerker. Daher habe ich ihm bedingungslose Begnadigung gewährt. Wer immer Hand an ihn legt, wird sich dafür vor mir zu verantworten haben.«
    Han sah Lord Bayar in die Augen. Noch ein Grund mehr für den Hohemagier, hinter mir her zu sein, dachte er.
    Bayar fixierte Han und Raisa, während seine Hand immer noch auf seinem Amulett ruhte und er die Augen zusammenzwickte, als würde er die Stärke der Barriere einschätzen, die Han errichtet hatte.
    Han saß aufrecht im Sattel und hielt sein eigenes Amulett

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