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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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seid?«
    Montaigne schüttelte den Kopf. »Ich bin sogar sehr daran interessiert, einen Heiratsvertrag mit Euch aufzusetzen.« Er hielt inne. »Obwohl ich weniger an einer Verbindung, sondern in erster Linie an der Zusammenführung von Besitztümern interessiert bin.«
    Und ich bin an gar nichts davon interessiert, dachte Raisa.
    »Eure Majestät«, sagte sie. »Ich hätte nicht einmal im Traum daran gedacht, dass wir heute Abend über solche Dinge sprechen. Ich gehe davon aus, dass Ihr alle Hände voll zu tun habt, angesichts Eurer neuen Verantwortlichkeiten. Wie Ihr hoffentlich verstehen werdet, habe ich hier in den Fells noch zahlreiche Aufgaben zu erledigen, bevor ich an … äußere Angelegenheiten denken kann.«
    »Ganz im Gegenteil glaube ich, dass mein Ansinnen sogar eine gewisse Stoßkraft besitzt«, widersprach Montaigne. »Ihr habt gesehen, was ich in kurzer Zeit zustande zu bringen vermag. Ich sehe keinen Grund, das Unausweichliche hinauszuzögern. Die Mittel der Fells ergänzen unsere eigenen, und sie würden helfen, unsere leere Schatzkammer aufzufüllen. Das wäre der nächste logische Schritt.«
    Was für ein Süßholz raspelnder Romantiker, dachte Raisa ironisch und zwang sich, nicht die Augen zu verdrehen. Wie üblich geht es nur um dich und was für dich am besten ist. Plötzlich war sie bestrebt, Gerard Montaigne so schnell wie möglich aus ihrem Königinnenreich hinauszuschaffen.
    Sie suchte nach einer Ausrede. »Ich werde sorgfältig über das nachdenken, was Ihr gesagt habt«, erklärte sie. »Aber Ihr müsst wissen, dass es hier in den Fells Brauch ist, nach dem Tod eines Elternteils ein Jahr lang in Trauer zu leben. Dies verhindert irgendwelche voreiligen Entscheidungen, solange noch Schmerz und Kummer die Gedanken beherrschen. Ich kann in der nächsten Zeit keine Hochzeitsfeier oder irgendwelche Verhandlungen über Veränderungen der politischen Struktur in Betracht ziehen.«
    Die Melodie endete, und sie blieben stehen. »Guten Abend, Eure Majestät«, sagte Raisa. »Ich wünsche Euch eine gute Heimreise.« Sie machte einen leichten Knicks zum Abschied, doch bevor sie sich abwenden konnte, hielt Montaigne ihren Arm fest und zog sie in Richtung eines der mit einem Fenster versehenen Erker an der Seite des Ballsaals.
    »Ich bin noch nicht fertig«, sagte er. »Vielleicht habe ich mich Euch gegenüber nicht klar genug ausgedrückt.«
    Raisa spannte ihre Muskeln an und wehrte sich – und dann waren sie plötzlich von Amon Byrne, Han Alister, Cat Tyburn und drei Grauwölfen umgeben. Micah stand dicht hinter ihnen.
    »Nehmt die Hände von mir, bevor ich Euch verhaften lasse«, sagte Raisa mit einer Stimme, die wie gemahlenes Glas klang.
    Montaigne ließ Raisas Arm los.
    »Ich weiß nicht, welche Bräuche Ihr im Süden pflegt«, sprach sie weiter, »aber ich lasse nicht zu, dass man mich an meinem eigenen Hof grob behandelt.«
    »Ich verstehe, dass Ihr über eine ganze Menge nachdenken müsst.« Montaigne tat so, als würde er die kleine Armee um sie herum gar nicht wahrnehmen. »Aber gerade Ihr solltet einsehen, dass ich mich nicht ewig in Geduld üben kann. Als Eure Mutter ein Hindernis für Euch wurde, habt Ihr Euch ihrer entledigt. Und genauso werde ich nicht zögern, mich all derer zu entledigen, die sich mir in den Weg stellen.« Er machte eine Pause, um seine Worte auf sie wirken zu lassen. »Ich biete Euch eine Stellung und eine Stimme in einem größeren Königreich Arden – ein Angebot, das jederzeit zurückgezogen werden könnte. Ich schlage vor, dass Ihr sorgfältig darüber nachdenkt und mir so bald wie möglich eine Antwort zukommen lasst.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und entfernte sich, ohne eine Verbeugung auch nur anzudeuten.
    »Montaigne!«, rief Raisa ihm nach. Ihre Stimme erhob sich laut über die Musik und das Stimmengewirr.
    Er wirbelte herum und sah sie an. »Ja?«
    »Nicht nötig, dass Ihr wartet und Euch Gedanken macht. Ich kann Euch meine Antwort auch jetzt gleich geben«, sagte sie.
    Ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.
    Er geht davon aus, dass ich nachgebe, dachte Raisa erstaunt. Er geht tatsächlich davon aus, dass ich Ja sage. Er ist es gewohnt, Frauen einzuschüchtern und sie dazu zu bringen, das zu tun, was er will. Er hat sich nie die Mühe gemacht, sie zu deuten.
    Vielleicht bildete Raisa es sich auch nur ein, aber es kam ihr so vor, als herrschte plötzlich Totenstille im Ballsaal, als warteten alle auf ihre Antwort.
    »Die Antwort lautet

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