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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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Altheas Warnung in Erinnerung: Du darfst dich nicht verführen lassen wie Marianna. »Wie auch immer. Was geschehen ist, ist geschehen. Ich hätte für meine Mutter da sein sollen, aber ich war es nicht. Ich hätte in der Schlucht sterben sollen, aber ich bin nicht gestorben. In gewisser Weise ist das hier ein neuer Anfang. Wir müssen all das, was wir bedauern, hinter uns lassen und nach vorn schauen. Wir dürfen keine Energie auf das verschwenden, was hätte sein können. Wenn wir das tun, werden unsere Feinde uns lebendig verspeisen.«
    Sie sah Amon hoffnungsvoll an. »Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir können die Zukunft gestalten.«
    Und noch während sie das sagte, begriff sie, dass sie damit nicht nur die Politik meinte.
    Das ganze vergangene Jahr hatte sie damit verbracht, sich nach Amon Byrne zu sehnen und in Trauer darüber zu versinken, was niemals zwischen ihnen sein würde. Sie hatte schlimm unter alldem gelitten. Und sie hatte die Sache auf eine Weise auf die Spitze getrieben, die ihnen beiden gegenüber nicht gerecht gewesen war.
    Sie erinnerte sich daran, was Edon Byrne gesagt hatte, der genau wusste, was es bedeutete, die Liebe der Pflicht zu opfern.
    Ihr dient. Ihr findet Glück, wo immer Ihr könnt. Ob mit oder ohne Liebe werdet Ihr einen Weg finden, um das Königinnen-Geschlecht fortbestehen zu lassen.
    Sie liebte Amon Byrne; und ein Teil von ihr würde ihn ihr ganzes Leben lang lieben. Aber die Art und Weise, wie sie die Angelegenheit angegangen war, hatte sie daran gehindert, das zu genießen, was sie mit ihm haben konnte. Er war ihr allerbester Freund – war immer ihr allerbester Freund gewesen und würde es immer sein.
    Und sie brauchte Freunde. Mehr als jemals zuvor.
    In dieser Nacht schliefen sie Seite an Seite, eng umschlungen, wie sie es hundertmal zuvor als Kinder getan hatten. Sie waren zwei verwundete Menschen – Waisen, abgeschnitten und einsam, und sie brauchten einander.
    Und die magische Bindung zwischen dem Hauptmann und der Königin erhob keinerlei Einwände.

KAPITEL VIERZEHN
    Wortspiele
    F ast jeden Sommer hatte Han in der Hütte der Matriarchin von Marisa Pines geschlafen. Er hatte die Geräusche und Gerüche aufgenommen, und sie hatten ihn beruhigt und ihm ein Gefühl von Geborgenheit vermittelt, wie er es zu Hause niemals erfahren hatte.
    Jetzt war er wieder hier, aber dieses Mal war jede Empfindung so stark, dass es schmerzte. Schon der Druck der Decken auf seiner Haut war entsetzlich, die Stimmen im Zimmer lärmten in seinen Ohren, ihm war heiß, ihm war kalt, seine Haut kribbelte und brannte, als würden sich tausend stechende Insekten über ihn hermachen. Seine Lider fühlten sich wie Sandpapier an und scheuerten an seinen Augen. Am liebsten hätte er seine Haut wie eine Schlange einfach abgeworfen.
    Als man ihm das Amulett abgenommen hatte, war es, als hätte man ihm das Herz herausgerissen und ein klaffendes Loch hinterlassen, aus dem Magie geströmt war. Wann immer irgendjemand in seine Nähe gekommen war, hatte man ihm wehgetan, ihm kochendes Wasser in den Mund geschüttet oder seine zarte Haut mit harten, rauen Händen zerfetzt. Man hatte versucht, ihn abwechselnd bei lebendigem Leib zu kochen oder erfrieren zu lassen. Er hatte dagegen angekämpft. Er hatte versucht, nach den Leuten zu schlagen, wann immer sie näher gekommen waren, und so hielten sie nun meist Abstand zu ihm.
    Als er schon gedacht hatte, er müsste in seinem eigenen Speichel ertrinken, hatten sie ihn umgedreht und dafür gesorgt, dass er aus seinem Mund fließen konnte. Mehrmals war sein ganzer Körper von Krämpfen gepackt und endlos geschüttelt worden. Noch viele Stunden nach den Anfällen hatten seine Muskeln geschmerzt.
    Wenn er die Augen aufmachte und Willo sah, starrte er sie eindringlich an und versuchte zu sprechen; er wollte sie bitten zu verhindern, dass man ihn weiter so quälte. Aber seine Worte schafften es nie über seine Lippen.
    Schließlich gaben sie ihm sein Amulett zurück. Wie ein wärmendes Feuer lag es auf seiner Brust, hatte genau die richtige Temperatur, und er umklammerte es mit beiden Händen. Es war seine Verbindung zur Welt. Es erdete ihn und führte dazu, dass die Magie in ihm kreiste, statt aus ihm herauszuströmen. Jetzt hörte er eine vertraute Stimme in seinem Kopf, die unerwartet freundlich und beruhigend zu ihm sprach.
    Nun Alister, du hast es geschafft zu überleben, obwohl du so bist, wie du nun einmal bist. Es gibt offenbar einen Gott, der

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