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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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seinem Rücken. Dancer nahm den Stöpsel vom Krug und goss etwas Hochlandtee in den Becher.
    »Gewöhn dich nur nicht zu sehr daran, dich bedienen zu lassen«, warnte Dancer ihn und machte sich wieder daran, sein Amulett aufzufüllen. »Die Zeiten sind fast vorbei.« Er trug Clan-Kleidung – Leggins und eine mit Willos unverwechselbaren Mustern bestickte Wildledertunika. Sein Amulett baumelte unauffällig darunter.
    »Soll das heißen, dass gleich zwei Magier nach Marisa Pines gelassen wurden?«, fragte Han. »Die Demonai müssen Krämpfe gekriegt haben!«
    Dancer lachte wieder, und Han war froh, dass er etwas gesagt hatte, das einen Sinn ergab. Sogar etwas Witziges. Sein Gehirn fühlte sich an wie dieser Hartkäse, der manchmal auf dem Markt von Southbridge verkauft wurde – voller großer Löcher.
    Han wurde abgelenkt, als jemand sich durch den Vorhang ins Zimmer schob.
    Es war Cat Tyburn.
    »Hayden! Guck dir nur mal all diese Klingen an, die sie hier auf dem Markt haben«, sagte sie. »Aber das sind alles Kupferkopfdiebe, der ganze Haufen, denn was die an Eisen dafür …« Sie brach abrupt ab, als sie sah, dass Han sich aufgesetzt hatte.
    Sie sank neben seiner Pritsche auf die Knie und starrte ihm mit zusammengekniffenen Augen ins Gesicht. »Cuffs! Bist du wach? Nicht mehr komplett außer Gefecht gesetzt? Ich hab ja allmählich schon gedacht, dass du für immer irre bleiben würdest.«
    Cat und Dancer sollten eigentlich in Odenford sein. Was taten sie hier? Besonders Cat. Sie hasste die Clans, oder etwa nicht?
    »Was tut ihr hier?«, fragte er laut. »Ihr solltet auf der Akademie sein.«
    »Ich und Dancer sind hergekommen, um dir eine zu verpassen – dafür, dass du weggegangen bist, ohne uns zu sagen, wohin«, erklärte Cat. »Und wir dachten, das würde mehr Eindruck machen, wenn wir damit warten, bis du wach bist.«
    »Wir waren gar nicht so weit hinter dir«, ergänzte Dancer. »Ungefähr eine Woche, nachdem du weg warst, hat Bird mir endlich verraten, wohin du wolltest.« Ein wütender Ausdruck glitt über sein Gesicht wie der Schatten einer Wolke über ein Feld.
    Hmmm, dachte Han. Aber wieso war er selbst denn eigentlich weggegangen? Und dann erinnerte er sich: um Rebecca Morley zu finden.
    Er dachte weiter darüber nach. Wo war Rebecca? Wie kam es, dass er hier war? Was war passiert? Wie lange lag er schon auf dieser Pritsche? Und das waren nur einige der vielen Löcher.
    »Acht Tage«, sagte Dancer, als könnte er seine Gedanken lesen. »Seitdem ist so einiges passiert. Vieles hat sich verändert.« Er musterte Han’s Gesicht, um abzuschätzen, wie klar sein Verstand war. »Deshalb wollte ich dich ein bisschen stärken. Es gibt eine Menge Druck von … na ja, von überall her.«
    »Druck?« Han griff nach dem Krug mit dem Tee, aber er verfehlte ihn beim ersten Versuch. Noch immer fühlte sich sein ganzer Körper kribbelig an, und seine Finger kamen ihm dick und plump vor, obwohl sie normal groß wirkten. Er konzentrierte sich, streckte die Hand erneut aus und packte den Krug; dann nahm er den Stöpsel ab und goss sich etwas Tee in den Becher, während Dancer die Hände für den Fall ausstreckte, dass Han ihn fallen ließ.
    »Die Königin ist tot«, erklärte Dancer. »Vielleicht ist sie ermordet worden. Sie ist vor einer Woche vom Königinnenturm gefallen.«
    Han blinzelte ihn an. Er dachte einen Moment nach. »M-Marianna? So hieß sie doch, oder?« Er hoffte, dass ihn seine Erinnerung nicht trog.
    Dancer nickte.
    »Nun. Ich schätze, dann bin ich etwas spät dran.« Vielleicht hatte er jetzt gar keinen Auftrag mehr. Vielleicht konnte er zurück nach Odenford gehen und einfach weiterstudieren. Der Gedanke gefiel ihm.
    Aber dann erinnerte er sich an die Erbprinzessin. »Oh, aber es wird eine neue Königin geben, richtig?«, fragte er stirnrunzelnd.
    »Na ja, genau das ist das Problem«, antwortete Dancer. »Die neue Königin ist noch nicht gekrönt worden. Es wird wahrscheinlich zu einem Streit zwischen den beiden Prinzessinnen Raisa und Mellony kommen.«
    Das war der Name. Raisa. Sie war diejenige, die Geld für Jemsons Tempel gespendet hatte. Über die andere wusste er gar nichts.
    Und dann kehrte eine weitere Erinnerung zurück. Hauptmann Byrne, von Bolzen getötet.
    »Hauptmann Byrne ist auch tot«, sagte Han. Konnte der Tod von Byrne mit dem der Königin zusammenhängen? »Hast du das gewusst? Er ist im Marisa-Pines-Pass gestorben.«
    Dancer nickte. »Ich weiß. Sie haben seine Leiche hergeholt,

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