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Der Wolkenkratzerthron (German Edition)

Der Wolkenkratzerthron (German Edition)

Titel: Der Wolkenkratzerthron (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Pollock
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Zirkustruppe da draußen in Marsch zu setzen. Wenn die ’nen Gott wollen, dann zeig ich ihnen einen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihn sonderlich mögen werden.«
    Das Lampenvolk hatte die Brücke noch nicht mal betreten, da brach schon das erste Gerangel los. Ein breithüftiges Natriumitenmädchen bewegte sich auf die Themse zu. Anstatt zu gehen, schwebte sie mit wogendem Fiberglashaar demonstrativ zwei Zentimeter über dem Boden auf ihren Feldern, eine Zurschaustellung ihrer Kraft für die Whiteys, die sie für so verachtenswert hielt. Hinter ihr standen weiß und gelb leuchtende Figuren in getrennten Gruppen auf dem Asphalt. Ihre Bernsteinverwandten flackerten aufgeregt, weil der Fluss sie nervös machte, doch dieses Mädchen hatte einen unbändigen Funken Stolz in sich und wollte sich um keinen Preis einschüchtern lassen.
    Das flirrende Blitzlichtgezeter verblasste für einen Moment, und es schien, als würde alles den Atem anhalten, während die Weißhells und die Natriumiten sie gleichermaßen schweigsam beobachteten. Vor ihnen spannten sich die gewaltigen Kabel der Hängebrücke zu straffen Dreiecken, die wie die Silhouette eines mehrmastigen Segelschiffs wirkten.
    Der Mut des bernsteingelben Mädchens reichte, bis sie auf der Brücke etwa drei Meter weit gekommen war. Dann jedoch warf sie einen Blick auf das sich kräuselnde tödliche Wasser unter ihr, machte einen senkrechten Satz einen Meter hoch in die Luft, landete wieder und brach in ein fast weiß glühendes Klagegeschrei aus, dass der Whitey, der ihr am nächsten war, sie gestoßen habe.
    Ob der bezichtigte Weißhell nun schuldig war oder nicht, er verschwendete jedenfalls kein einziges Volt Spannung darauf, alles abzustreiten. Stattdessen stürzte er sich auf sie, und keine Sekunde später schwirrten die beiden Stirn an Stirn in wüstem Ringkampf über die Brücke, ihre Magnetfelder ineinander verkeilt. Das Gebrüll, das daraufhin in der Menge losbrach, war wie das blitzende Mündungsfeuer einer Batterie von Kanonen. Rasch gewann das gelbe Mädchen die Oberhand, beugte sich nach vorn und packte ihren Gegner im Scherengriff. Der junge Whitey krümmte sich mitten in der Luft jäh ins Hohlkreuz, die gläsernen Zähne hinter den durchsichtigen Wangen aufeinandergepresst. Haarfeine Risse liefen über seinen Rücken, jeder Leuchtfaden in seinem Körper glühte gleißend vor Schmerz.
    Plötzlich fuhr etwas zwischen sie, ein verschwommenes graues Etwas, das sich zu schnell bewegte, um es deutlich zu sehen, und die beiden Glasgestalten wurden voneinander weggeschleudert. Der Whitey schlug mit dem Kopf gegen einen Pfeiler.
    Die Unschärfe schwand und ließ einen grauhäutigen Jungen erkennen, der gelassen und sprungbereit in der Mitte der Straße stand, den Speer in Kampfhaltung. Filius Viaes Blick war hart und ausdruckslos.
    Beide Lampengeister reagierten gleichzeitig und griffen an, indem sie von entgegengesetzten Seiten auf ihn zustürmten. Sein Eisenspeer zitterte, als sie mit ihren Magnetfeldern danach griffen, doch Filius war zu flink, zu gerissen. In einem Ausbruch wilder Bewegung wirbelte er herum, fegte das Bernsteinmädchen mit dem Schaft seines Speers von den Beinen, drehte sich mit unvermindertem Schwung einmal um die eigene Achse und streckte den Whitey mit einem wuchtigen Stoß gegen die Brust zu Boden.
    Unmittelbar darauf stand er still, keine überflüssige Bewegung.
    Beth beobachtete ihn. Durch das Schweigen der Lampenleute war es zwar dunkel, aber sie konnte sehen, wie sich seine Brust hob, während er zornig Atem holte. Dann bewegte er sich wieder. Er wickelte sich das glitzernde Haar der Natriumitin um die Finger und zerrte sie unter Tritten und Flackern ans Geländer.
    Beth keuchte vor Entsetzen, als er das Mädchen über die Brüstung schleuderte. Das Glaswesen blitzte einen gleißenden Schrei, dann war es dunkel.
    Beths Herz setzte aus. Die Lampenleute um sie herum waren schockstarr, ihre Blicke aufgebracht, voller Furcht. Hatte er etwa … ?
    Nein, da war sie, fast unsichtbar in ihrer stummen Todesangst, wie sie dort schlaff in der Luft hing.
    »Das nächste Lichtwesen, weiß oder gelb, das einen seiner Kameraden schlägt, nimmt ein Bad«, rief Fil. Er ließ eine Strähne des Fiberglashaars durch seine Knöchel gleiten. Das einzige Licht, das Beth sehen konnte, war das Aufblitzen von Victors Taschenlampe, als er die Botschaft übersetzte.
    »Falls ihr wirklich so dringend mit jemandem kämpfen wollt, dass ihr nicht auf

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