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Der Wolkenkratzerthron (German Edition)

Der Wolkenkratzerthron (German Edition)

Titel: Der Wolkenkratzerthron (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Pollock
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einem mit Fensterläden verschlossenen Eisstand im Zentrum des Parks zusammengefunden. Ezechiel hatte sich direkt nach der Landung vor seinem Prinzen auf die Knie geworfen, sodass zahllose feine Risse sein steinernes Gewand übersäten. Beth vermutete, dass die Ehrbezeigung ebenso sehr dem getigerten Katzenvieh galt, das Fil noch immer streichelte, wie dem Straßenprinzen selbst.
    »Das tut es. Das tut es gewiss.« Ezechiel konnte den Blick nicht von Flink lassen, seine Stimme war heiser vor Ehrfurcht. »Und ich bereue aufrichtig mein unverschämtes Verhalten Euch gegenüber, Hoheit. Mein mangelnder Glaube – er war eine Sünde.« Er zögerte, dann senkte er abermals den Kopf. »Ich werde willfährig – willfährig – jedwede Buße auf mich nehmen, die Eure Hoheit als angemessen erachtet, um – «
    Abrupt hob »Seine Hoheit« die Hand und ließ den Bordsteinpriester verstummen. Er schaute hinüber zur schwankenden Gestalt von Gossenglas, dann sah er Beth an, die mit den Schultern zuckte. Er fühlte sich merklich unwohl. »Steh auf«, sagte er schließlich.
    In einer Wolke aus Steinstaub wuchtete Ezechiel sich knirschend auf die Beine.
    »Geh einfach«, sagte Fil.
    Ezechiel machte Anstalten zu protestieren, wurde aber sofort unterbrochen.
    »Komm drüber weg.«
    Nachdem der Engel aus dem Raum geschlurft war, murmelte Gossenglas: »Na, das war mal kurz und knapp.«
    »Es war peinlich, nichts anderes«, blaffte Fil. »Und ich hab keine Ahnung, wofür er meinte, sich entschuldigen zu müssen; er hatte ja recht, ich war ein Idiot. Dass er sich entschuldigt, bloß weil er’s mir ins Gesicht gesagt hat, ist völliger Bockmist .«
    Gossenglas kniff seine Eierschalenaugen zu: wie zum stillen Gebet um Geduld. »Wie auch immer«, sagte er dann, »jedenfalls hat es ihm nicht geziemt, sich dir gegenüber respektlos zu zeigen. Du bist das Objekt seiner Verehrung … «
    »Nicht ich – meine Mutter .«
    Gossenglas’ Blick war nüchtern. »Ihr Name ist dein Name. Ihr Blut ist dein Blut. Ihre Verehrer sind deine Verehrer.«
    Fil schnaubte frustriert. »Na schön.«
    Unter den Schulterblättern des Müllgeistes lugten Rattenschwänze hervor, als er sich aus der Tür lehnte, um Ezechiel nachzuschauen. »Und du bist sicher, dass man dich nicht davon überzeugen kann, Steinschwinge wenigstens eine symbolische Strafe aufzubrummen?«, fragte er. »Immerhin ist er ein Eiferer. So ganz ohne Züchtigung wird er sich vermutlich betrogen fühlen.«
    Fil schüttelte entschlossen den Kopf, worauf Gossenglas seufzte und sich verneigte. Dann bugsierte ein Dutzend wuselnder Nagetierleiber ihn aus dem Raum wie auf einem pelzigen Förderband.
    » Thems noch mal!« Fil ließ sich auf den Boden sacken und vergrub das Gesicht in den Händen. Sofort rollte Flink sich auf seinem Schoß zusammen und fing an, beruhigend zu maunzen. Beth setzte sich neben ihn und legte ihm einen Arm um die Schultern. Sie war noch immer ein wenig nervös, so unmittelbar an seiner Haut.
    »Alles klar mit dir?«, fragte sie.
    »Ich bin ein Gott. Heißt das nicht, dass mit mir alles klar sein muss?« Sein Mund zuckte, aber es war kein Lächeln.
    »Willst du darüber reden?«
    »Es gibt nichts zu reden«, sagte er, »bloß … dieses … irgendwas läuft hier falsch, egal was Glas sagt. ›Ihre Rückkehr verkünden‹? Keiner hat die Katzen je ohne ihre Herrin gesehen – niemals hat irgendwer auch nur davon reden hören, nicht seit Flink vor anderthalb Jahrzehnten kurz nach ihr verschwunden ist. So wie das hier grade läuft, sollte es eigentlich nicht laufen, verstehst du?«
    Beth sah ihn an. Sie erkannte den Ausdruck auf seinem Gesicht: Er würde es um keinen Preis zugeben, aber er hatte Angst. Mit aller Macht wollte er sich eine Geschichte zurechtlegen, um einen halbwegs einleuchtenden Grund dafür zu finden, warum er sich alldem ganz allein stellen musste, ohne ein Elternteil, das ihn beschützte.
    Nicht zum ersten Mal fühlte Beth eine Welle der Wut auf die verschwundene Göttin in sich aufsteigen. Sie holte tief Luft und gab ihm die einzige Antwort, die ihr selbst jemals neuen Mut gemacht hatte. »Du brauchst sie nicht«, sagte sie. »Ohne sie sind wir besser dran.«
    Er rieb sich die Augen, dann sah er sich um. »Thems und fauliger Flussfisch und scheiß drauf«, knurrte er. Als er aufstand und seine Schultern straffte, sprang Flink von seinem Schoß. »Na dann, bringen wir’s hinter uns.«
    »Was bringen wir hinter uns?«, fragte sie.
    »Diese verdammte

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