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Der Wolkenkratzerthron (German Edition)

Der Wolkenkratzerthron (German Edition)

Titel: Der Wolkenkratzerthron (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Pollock
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Abendluft träge die Wärme schwindet.
    Langsam, bedächtig anfangs, zeigt sich ein Licht im Innern der Lampen; bei den ersten Schritten der Tänzerinnen hinter dem Glas ist kaum ein Glühen erkennbar, nur ein paar winzige Blitze, wo sie die Fersen aufsetzen. Eine anmutige Hand dreht sich und winkt in einem der Glaskolben, Funken schlagen aus ihren Fingern.
    Ich knacke mit meinen Knöcheln, strecke meinen Rücken, hole tief Luft.
    Alle vier Schwestern sind jetzt erwacht, schmiegen sich an das Glas, schicken feurige Kusshände, täuschen Hilflosigkeit vor, spielen die Eingesperrten. Mein Herzschlag gerät ins Stolpern.
    Nun wird ihr Reigen allmählich schneller, gleißendes Licht flackert auf. Mein Schatten tänzelt, und ich bewege mich mit ihm, winde meine Glieder im Rhythmus des Lichts: sichtbare Musik. Das Aufblitzen wirkt hypnotisch; ich fühle mich berauscht, doch ganz und gar in der Balance, high vom Licht.
    Thems! Das fühlt sich gut an –
    Die beiden Mädchen auf der Brücke schnippen ihre Zigaretten fort, und eines von ihnen lacht, als das andere irgendwas über den »Junkie-Penner« murmelt.
    Sie schlendern davon und sehen nicht, wie eine Laterne nach der andern erlischt.
    Elektra ist die Erste, die Kühnste, wie immer. Sie lässt ihren Körper sanft die verdunkelte Straßenlaterne hinabgleiten, bis ihre Füße sengend auf den Asphalt treffen. Ihre gläserne Haut ist vollkommen durchsichtig, der fluoreszierende Staub in ihrem Blut blendend hell. Glasfaserhaare wehen in einer magnetischen Brise, die ich allenfalls in meinen Träumen zu spüren vermag. Ich blicke mich um; inzwischen haben auch ihre drei Schwestern ihre gläsernen Käfige verlassen und umkreisen mich, wiegen sich im Takt des Lichts, lachen lautlos.
    Elektra beginnt zu klatschen, die anderen fallen mit ein. Licht flammt auf, wenn sich die Handflächen treffen, in einem vielschichtigen synkopierten Helldunkel. Als ihre Schwestern den Rhythmus aufgenommen haben, hält Elektra inne und strafft sich, dann streckt sie mir ihren Arm zur formellen Aufforderung entgegen.
    Ich ergreife ihre Hand, und wir tanzen.
    Jeder Lichtimpuls ist eine blitzhafte Vision: eine Bewegung, ein dumpfes Rauschen von Blut in meinem Kopf.
    Blitz. Blitz. Blitz.
    Sie steuert meinen Puls mit den Fingern. Sie nimmt meinen Atem in Besitz. Ich lege meine Hand eng auf ihre Hüfte.
    Blitz blitz blitz –
    Sie versengt die Haare auf meiner Haut. Ihr Hals biegt sich zurück, und ihre Zähne leuchten, als sie mich angrinst. Ich spüre ihre Hitze an meinem Ohr. Sie tanzt, sie strahlt, sie ist lebendig; ich tanze mit ihr und bin es auch.
    Schließlich muss ich aufhören, keuchend und lachend, und sie bewegt sich langsamer, kühlt weit genug ab, um meine Wange zu küssen. Die Hitze ihrer Lippen ist beinahe schmerzhaft.
    Willkommen, Sohn der Straßen.
    Die anderen spielen weiter. Eine der Schwestern zupft auf einer Spektralsitar, bereichert die Musik um Farbnuancen, während die beiden übrigen ausgelassen zusammen tanzen, lachend altmodische Paartänze nachäffen.
    Ich setze mich, und der feine Kies scheint mir kühl nach ihrer Hitze.
    Elektra tänzelt und schreitet um mich herum, dann hält sie inne und öffnet ihren Mund. »Was ist los?«
    Ich lese die Worte in einer Art Morsecode am pulsierenden Licht ihrer Mandeln ab. »Was soll los sein?«, frage ich und spreche übertrieben deutlich, sodass sie meine Lippen lesen kann.
    »Du bist angespannt.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich könnte eine Ratte in Giftmüll ertränken, und sie wäre immer noch ein besserer Tanzpartner als du.«
    Meine Wangen brennen. »Dass es so schlimm war, hätte ich nicht gedacht.«
    Sie zuckt verächtlich die Schultern. »Du warst stocksteif und langsam, noch weiter neben dem Takt als sonst. Dein Kopf war irgendwo anders – hoffe ich wenigstens, denn entweder ist es das, oder du bist jetzt endgültig ein – « Sie zögert, sucht nach dem Wort, und schließlich blitzt sie die Zeichen in ihrer eigenen Sprache: etwas wie »Leuchtet-nicht-hell-beim-Denken«.
    »Idiot«, dolmetsche ich und schnaube. »Danke.«
    Sie setzt sich neben mich. Für einen Augenblick ist sie ganz still, sodass ihr Licht fast erlischt, dann legt sie ihren Arm um mich und beginnt mit glühenden Fingerspitzen auf meine Schulter zu tippen. Sie zieht mich zu sich herum. »Du kannst mit mir reden, Filius.«
    Ich seufze. »Ich hab Gossenglas im Stich gelassen.«
    Zuerst will sie mit irgendeiner Plattitüde antworten, doch dann überlegt sie es

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