Der Wolkenkratzerthron (German Edition)
Schlingen.« Er runzelte die Stirn, so als fiele ihm eben erst etwas ein. »Tragt doch bitte auch alle Schweißbrenner zusammen, die sich vielleicht innerspieglig verfangen haben. Bei der Rauferei, die uns bevorsteht, können wir sie vermutlich brauchen.«
Falls dieser bizarre Wunsch die Frau verblüfft hatte, ließ sie es sich nicht anmerken. »Ihr rekrutiert .«
Er nickte. »So ist das Leben eines Mannes in der Armee, aber lasst Euch davon nicht abschrecken.«
Die Runzeln auf der nussbraunen Haut der Frau verzerrten sich, so als ränge sie tapfer um ein Lächeln, bekäme es aber nicht so ganz hin. »Und ich nehme an, der, dem dieser Feldzug gilt, ist Reach?«
Er grinste.
»Der Straßenprinz tritt also endlich in die Fußstapfen seiner Mutter. Wie fühlen sie sich denn an, Hoheit?«
»Hier und da etwas groß«, gab er zu. »Aber ich werd schon noch reinwachsen.«
»Da bin ich sicher.« Die Senatorin schürzte die Lippen, dann sagte sie: »Ich fürchte, wir können Euch nicht helfen, Filius Viae, so gern wir es täten.«
Sein Lächeln erstarrte. »Ach ja? Wieso nicht?«
»Aus Imago Dreiundsiebzig des Palindromischen Vertrags ergibt sich eindeutig, dass ausschließlich Mater Viae selbst die Befugnis hat, unsere Lehnspflichten einzufordern. Nun, der tatsächliche Wortlaut ist: nredrofnie eitarkoxelfeR red nethcilfpsnheL eid frad nittöG eid ruN , allerdings ist es höflich, ihn zu übersetzen.« Die Stimme der Senatorin triefte vor falschem diplomatischen Bedauern. » Ihr würden wir die Befehlsgewalt über die Legionen selbstverständlich gern übertragen, doch wie jedermann weiß, wird sie seit mehr als einem Jahrzehnt vermisst, und für die Dauer ihrer Abwesenheit muss der Vertrag rechtmäßig ruhen. Selbst im Angesicht einer solch ehrwürdigen Persönlichkeit wie Euch sind uns daher die Hände gebunden.«
Inzwischen hätte man mit Fils Lächeln Feuerstein spalten können. »Worum geht’s hier, Maggie?«
Die Senatorin seufzte, als wollte sie sagen: Tja, wenn du derart unhöflich darauf bestehst, dass ich aufrichtig bin … »Wir haben bereits vermutet, ein solches Ansuchen könnte bald gestellt werden. Es braucht keinen Mathematiker, um die Kräne am Horizont zu zählen. Die angemessene Reaktion auf diese heikle Frage ist im Senat diskutiert worden. Ich kann Eurer Hoheit versichern, dass es auf beiden Seiten durchaus lautstarke Meinungsäußerungen gegeben hat … «
»Da bin ich sicher.«
»… doch nach eingehender Betrachtung ist man zu der Ansicht gelangt, dass Reachs derzeitige Neigung zum Bau von Glastürmen ihn eher zu einem Verbündeten denn zu einem Widersacher macht.«
Fils Kinnlade klappte dermaßen weit herunter, man hätte ihm glatt einen Fußball in den Hals schieben können. »Was?«
»Nun, je mehr spiegelnde Oberflächen es in Eurer Stadt gibt, desto mehr Gelegenheit haben wir , herkömmliche, nur einfach gespiegelte Personen in unserer Stadt als Plebejer anzusiedeln.«
»Ihr meint Sklaven «, erwiderte er voller Abscheu.
»Leibeigene, genau genommen.« Die Senatorin war, wie alle Politiker, ganz versessen auf semantische Feinheiten.
Fil starrte sie mehrere Sekunden lang schweigend an. Dann wandelte sich sein Gesichtsausdruck von wütend zu nachdenklich. Er verlagerte sein Gewicht auf die Fersen, schob seine freie Hand in die Tasche und setzte erneut sein Lächeln auf. »Okay«, sagte er, dann machte er auf dem Absatz kehrt Richtung Feuertreppe.
Beth wirbelte zu ihm herum. » Okay? Und das war’s, Fil?«
Er hob die Arme. »Du hast Ihre Exzellenz doch gehört. Sie haben sich das zerbrochen, was sie für ihre Köpfe halten, und eine Entscheidung gefällt; wir können daran jetzt nichts ändern … « Er hielt inne. »Es gibt natürlich drei offensichtliche Gründe dafür, wieso diese Entscheidung ihre Republik in rasende, blutige Anarchie stürzen wird. Doch ich bin sicher, die haben sie in ihrer ›lautstarken Debatte‹ alle bereits ausgiebig diskutiert.« Er zuckte die Schultern, als wollte er sagen: Mal gewinnt man …
Das Räuspern der Senatorin war nur gerade so eben zu hören. »Zweifellos haben wir sie diskutiert, das seht Ihr gewiss recht, Hoheit – aber nur um sicherzugehen, dürfte ich mich erkundigen, welche Gründe Ihr meint?«
Er lächelte wie eine Natter, während er sie an seinen Fingern abzählte. »Erstens wäre da die Tatsache, dass Reach ein geistesgestörtes Monster ist, sodass sich nur jemand mit einem bodenlos hohlen Schädel auf das verlässt, was er
Weitere Kostenlose Bücher