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Der Wolkenkratzerthron (German Edition)

Der Wolkenkratzerthron (German Edition)

Titel: Der Wolkenkratzerthron (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Pollock
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Beth sich unter ihm hervorschlängelte und sich auf ihn setzte, seine Arme zurückbog und festhielt.
    Für den Bruchteil einer Sekunde schwebte ihr Mund über seinem. Er hörte auf zu lachen. Beth war sich plötzlich erschreckend der Kraft seiner mageren Arme bewusst, begriff, dass er es zuließ , dass sie ihn festhielt. Sie spürte seinen warmen Atem auf ihren Lippen und geriet in Panik.
    Hitze schoss ihr ins Gesicht, und um ihre Verlegenheit zu überspielen, streckte sie ihm die Zunge raus und sprang auf.
    Dann prustete er wieder los, und sie fühlte ein hysterisches Lachen aus sich herausbrodeln.
    Als die Echos ihres Gelächters schließlich verklungen waren, lagen sie beide nebeneinander auf dem Rücken und schnappten nach Luft. Zögernd schob sie ihre Hand über den Asphalt und ergriff seine. Ihr Ärmel war hochgerutscht, sodass sich ihre nackten Arme berührten, die Hochhaus-Kronen-Tattoos Seite an Seite.
    »Danke«, flüsterte er.
    »Wofür?«
    »Dass du da bist.«
    In dieser Nacht tranken sie, um ihre, wie Fil Beth versicherte, erste erfolgreiche Rekrutierung zu feiern. Er hatte klaren grünen Schnaps aufgekocht, über einem Feuer, das er in einer Metalltonne gemacht hatte. Beth fühlte, wie sich ihr der Kopf drehte, als die Hitze durch sie hindurchsickerte und ihre Glieder in warmen Schlamm verwandelte. Der hagere Junge trank doppelt so viel wie sie und trällerte furchtbar schief irgendwelche lateinischen Lieder. Er wäre einfach vornübergekippt, hätte sie ihn nicht aufgefangen. Dicht aneinandergedrängt machten sie es sich bequem, und Fil schnarchte bereits, als Beth, den Kopf an seine Schulter geschmiegt, zufrieden einschlief.
    Sie erwachte in der blasssilbrigen Dämmerung, verschlafen und steif, die Wange mit dem Beton verklebt durch den Frost des frühen Morgens. Fil saß ihr gegenüber und wickelte sich frische Streifen von heruntergerissenen Plakaten um seine Brandwunden. In der Ferne ertönte das Signal eines Zuges. Sein Pfeifen klang irgendwie falsch. Beth konnte nicht genau sagen, wieso, doch es klang wimmernd … verwundet.
    Er hob den Kopf, um zu lauschen, dann bemerkte er, dass sie wach war, und warf ihr ein müdes Lächeln zu. »Erkennst du das Geräusch wieder?«, fragte er.
    »Den Zug?«
    »Nicht irgendein Zug: Das ist dein Gleisgeist, der, mit dem du gefahren bist in der Nacht, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Die Lok verfolgt uns schon seit zwei Tagen, so nah, wie’s ihr die Schienen erlauben. Irgend’ne Idee, was sie will?«
    Beth schüttelte den Kopf. »Ich weiß ja nicht mal, wieso sie mich überhaupt mitgenommen hat.«
    Ein breites Lächeln spaltete sein Gesicht. »Ernsthaft? Nicht mal das weißt du? Dabei ist das doch offensichtlich – du warst ein Passagier. Du wolltest irgendwohin – egal wohin –, und sie hat’s gespürt. Gleisgeister besorgen sich Passagiere: Passagiere sind das, woran sie sich erinnern, worum sich für sie alles dreht. Passagiere machen sie glücklich.«
    Er streckte sich, dann hockte er sich neben sie an die Wand. »Was der hier allerdings jetzt mit dir vorhat, wo du bei mir bist, ist schwer zu sagen. Vielleicht gibt er dir die Schuld daran, dass dieser Güterzug ihn vermöbelt hat; vielleicht will er’s dir heimzahlen. Andererseits kann’s auch sein, dass er einsam ist und bloß ’nen Freund sucht. Gleisgeister sind im günstigsten Fall ziemlich labil, und nach dem, was der hier hinter sich hat, ist es kein Wunder, dass er ’n bisschen durchdreht.«
    Beth zuckte zurück. Der Zusammenprall und der tobende Kampf der gigantischen Geistermaschinen hatte sich dem Gedächtnis ihres Körpers eingebrannt. Sie zog die Beine an und schob sich ihre Kapuzenjacke über die Knie.
    »Kalt?«
    »Nö«, sagte Beth knapp, »ich üb bloß schon mal für meine Karriere als Schlangenfrau.«
    Er legte einen Arm um sie. Seine knochige Hüfte stach sie unangenehm in die Seite, doch er verströmte eine erstaunliche Menge an Wärme. »Ist schon gut. Abseits der Schienen kann er nicht mehr als ein paar Minuten überleben. Solange wir uns von den Gleisen fernhalten, passiert uns nichts. Außerdem bist du jetzt bei mir.«
    Beth schnaubte. »Angesichts der vergangenen Tage fällt’s mir echt schwer zu glauben, dass ich mich deswegen sicherer fühlen darf, Fil. Trotzdem danke.«
    »Guter Punkt, aber ich sag dir was: Ich werd mein Bestes dafür tun, dass ich vor dir gekillt werde. ’ne bessere Ansage kann ich doch wirklich nicht machen, oder?«
    Während er sprach, lief

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